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In einer Audiokonferenz können mehrere Teilnehmer/innen synchron miteinander kommunizieren. Die
langsame Antwortzeit wie beim Korrespondenzstudium wird drastisch verkürzt. Gleiches gilt für Video-
konferenzen, mit dem Unterschied, dass hier zusätzlich Bilddaten übertragen werden. Dieses Mehr an syn-
chroner Interaktion wird allerdings mit reduzierter Skalierbarkeit der Betreuung von großen Studierenden-
zahlen erkauft. Ein Dilemma, denn hier nehmen wir Abschied von der gleichgearteten Betreuung einer sehr
großen Anzahl von Lernenden, dem Prinzip der Massenhochschulbildung im Sinne des Open Learning (Pe-
ters, 1997, 24). Die Technik war aufwändig und musste von lokalen Studienzentren bereitgestellt werden,
sodass die Studierenden nicht von zu Hause aus teilnehmen konnten, sondern sich zu einem festen Zeit-
punkt an einem bestimmten Ort einfinden mussten. Die Synchronität der Telekonferenzmedien steht dem
Gedanken, einer möglichst großen Zahl von Personen einen flexiblen Zugang zum Studium zu ermögli-
chen, entgegen. Dies unterstreicht Daniel (1998) in einer glühenden Rede vor Teilnehmerinnen und Teil-
nehmern eines Kongresses von Videokonferenzanbietern, in der er von einer Krise des Zugangs, der Kosten
und der Flexibilität spricht: „Group teaching in front of remote TV screens? This is not only an awful way
to undertake distance learning, but flies in the face of everything that we have learned while conducing suc-
cessful open and supported learning on a massive scale for the past 27 years. Our lessons are the key to ad-
dressing the triple crisis of access, cost and flexibility now facing higher education world-wide“ (Daniel,
1998, 1).
Um keine Lernenden von der Betreuung mit Telekommunikationsmedien auszuschließen, muss vor dem
Hintergrund der Ansprüche und Möglichkeiten der jeweiligen Zielgruppe eine entsprechende Medienaus-
wahl getroffen werden. In der Regel sind asynchrone Technologien für die Betreuung räumlich verteilter
Lernender mit unterschiedlichen zeitlichen Verpflichtungen am besten geeignet. Hier bieten asynchrone
Computerkonferenzen die beste Lösung (siehe Kapitel #videokonferenz).
Große Bedeutung misst Garrison dem computergestützten Lernen (Computer Assisted Learning, CAL) bei.
CAL-Programme sind Selbstlerneinheiten, die die Interaktion sowie räumliche und zeitliche Flexibilität
maximieren sollen. Unter Interaktion wird hier die Interaktion der Lernenden mit dem Computerprogramm
verstanden (Garrison, 1985, 238). Es hat sich jedoch gezeigt, dass der Programmierte Unterricht ohne so-
ziale Interaktion und ohne Dialog zwischen Lernenden und Lehrenden sowie den Lernenden untereinander
wenig erfolgreich ist (Schulmeister, 1999). CAL-Programme können allenfalls eine Ergänzung sein.
1989 veröffentlichte der britische Wissenschaftler Tim Berners-Lee von der „European Organization for
Nuclear Research“ (CERN) ein Proposal, in dem er ein dezentral verteiltes, hypermediales, netzwerkbasier-
tes System vorstellte (Berners-Lee, 1989). Das System, welches später als „World Wide Web“ (WWW)
auch außerhalb von Forschungseinrichtungen populär wurde, basierte auf Darstellungsservern (Webser-
vern), die Informationen speichern und verknüpfen sowie Darstellungsclients (Webbrowsern), welche die
gespeicherten Informationen über das „Hypertext Transfer Protocol“ (HTTP) von Servern über das Internet
abrufen und auf unterschiedlichen Endgeräten darstellen konnten. Unter „Hypertext“ versteht man nicht-li-
nearen Text, der durch Knoten und Links netzwerkartig verknüpft ist. Erweitert man „Hypertext“ mit zeit-
diskreten Medientypen (Bild, Grafik, usw.) und zeitkontinuierlichen Medientypen (Video, Audio, Animati-
on, usw.), entsteht „Hypermedia“ (siehe Kapitel #hypertext).
Murray Turoff vom New Jersey Institute of Technology ist der Erfinder der Computerkonferenzme-
thode (Computer-Mediated Communication, CMC) und Entwickler der CMC-Plattform „Virtual Class-
room“ (Turoff, 1995; Harasim et al., 1995). An der Open University UK wurde bereits 1988 „CoSy“ (con-
ferencingsystem) für Online Tutorien mit 1300 Studierenden eingeführt (Mason, 1989; Harasim et al.,
1995). Aus den einfachen Computerkonferenzsystemen haben sich die heutigen Lern- und Campus- Ma-
nagement-Systeme entwickelt. Eines der ersten Systeme,mit denen die Funktionen eines virtuellen Cam-
pus abgebildet werden konnten, war Virtual-U, welches unter der Leitung von Linda Harasim 1994 bis
1995 an der Simon Fraser University in Kanada entwickelt wurde.
L3T
Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Titel
- L3T
- Untertitel
- Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Herausgeber
- Martin Ebner
- Sandra Schön
- Verlag
- epubli GmbH
- Ort
- Berlin
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 3.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 594
- Schlagwörter
- L3T, online
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Einführung 11
- Von der Kreidetafel zum Tablet 27
- Die Geschichte des WWW 39
- Hypertext 51
- Geschichte des Fernunterrichts 65
- Informationssysteme 75
- Webtechnologien 89
- Multimediale und interaktive Materialien 99
- Standards für Lehr- und Lerntechnologien 109
- Human-Computer-Interaction 117
- Didaktisches Handeln 127
- Medienpädagogik 139
- Systeme im Einsatz 147
- Kommunikation und Moderation 157
- Forschungszugänge und -methoden 167
- Planung und Organisation 177
- Literatur und Information 185
- Die „Netzgeneration“ 201
- Multimedia und Gedächtnis 209
- Mobiles und ubiquitäres Lernen 217
- Prüfen mit Computer und Internet 227
- Blogging und Microblogging 239
- Vom Online-Skriptum zum E-Book 249
- Educasting 257
- Game-Based Learning 267
- Einsatz kollaborativer Werkzeuge 277
- Offene und partizipative Lernkonzepte 287
- Qualitätssicherung im E-Learning 301
- Offene Lehr- und Forschungsressourcen 311
- Lernen mit Videokonferenzen 319
- Simulationen und simulierte Welten 327
- Barrierefreiheit 343
- Genderforschung 355
- Zukunftsforschung 363
- Kognitionswissenschaft 373
- Diversität und Spaltung 387
- Lern-Service-Engineering 397
- Medientheorien 405
- Das Gesammelte interpretieren 413
- Wissensmanagement 421
- Sieht gut aus 427
- Urheberrecht & Co. in der Hochschullehre 435
- Interessen und Kompetenzen fördern 445
- Spielend Lernen im Kindergarten 455
- Technologieeinsatz in der Schule 465
- Technologie in der Hochschullehre 475
- Fernstudium an Hochschulen 483
- Webbasiertes Lernen in Unternehmen 489
- E-Learning in Organisationen 497
- Erwachsenen- und Weiterbildung 507
- Freie Online-Angebote für Selbstlernende 515
- Sozialarbeit 525
- Human- und Tiermedizin 531
- Online-Labore 539
- Mehr als eine Rechenmaschine 547
- Bildungstechnologien im Sport 557
- Fremdsprachen im Schulunterricht 569