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Das isolierte Lernen wird im Fernstudium oft als ein Problem für den Studienerfolg genannt: „Distance
learning can be very isolating, and inadequate attention to course design, student counselling and support
can yield poor completion rates and the worst aspects of one-way knowledge transmission“ (Brindley&
Paul, 1996, 43). Nach Kirkwood (1998) ist der wertvollste Beitrag, den vernetzte Computer und die neuen
Informations- und Kommunikationstechnologien für das Fernstudium leisten können, der persönliche Dia-
log und Tools für gemeinsames Lernen und Arbeiten: „The availability of learners to each other and to the
tutor asynchronously as well as synchronously, has the potential to overturn the emphasis on distance edu-
cation as an individualised form of learning“ (Thorpe, 2002, 114). Hierin liegt der Grund für die große Be-
deutung des Online-Lernens, da es die Vorteile der Flexibilität und der Zugangsmöglichkeiten des Fernstu-
diums mit den interaktiven Möglichkeiten der Zusammenarbeit in Präsenzgruppen verbindet.
Seit Mitte der 1990er Jahre hat sich das Online-Lernen oder E-Learning rasant entwickelt. Im Jahr 2012 ha-
ben in den USA 6,7 Millionen Studierende Online-Kurse belegt, was einer Steigerung zum Vorjahr von 9,3
Prozent entspricht. Der Anteil der Studierenden in den USA, die zumindest einen Online-Kurs belegen,
liegt bei 32 % (Allen & Seaman, 2013). Die steigende Nachfrage nach technologiegestützen, räumlich und
zeitlich flexiblen Bildungsangeboten, lässt sich am Beispiel des amerikanischen University of Maryland
University College (UMUC) gut illustrieren, heute einer der größten Anbieter von Online Studiengängen
weltweit. UMUC wurde 1947 als Weiterbildungseinheit an der University of Maryland College Park ge-
gründet und wurde 1972 zur unabhängigen Universität (Allen, 2004). Noch 1995 waren nur 1.000 von
30.000 Studierenden dieser Universität Fernstudierende, die hauptsächlich mit gedruckten Studienmateria-
lien lernten. Im Jahr 1997 wurde der erste Online-Kurs mit 110 Studierenden durchgeführt. Seitdem hat
sich die Anzahl der Online-Kurs-Belegungen auf annähernd 200.000 im Jahr 2009 gesteigert. Die Zahl der
Studierenden hat sich seitdem auf über 90.000 mehr als verdreifacht (Zawacki-Richter et al. 2010).
Hier ist eine sehr interessante Entwicklung zu beobachten: Immer mehr jüngere Personen entscheiden
sich nach der Schule für ein Online-Studium. Sie gehören nicht zur traditionellen Klientel der Fernuniversi-
täten, deren Zielgruppe schwerpunktmäßig die sogenannten „nicht-traditionellen Studierenden“ (Teichler &
Wolter, 2004) sind. So schreibt Nick Allen (2004), damals Präsident von UMUC:
„Unsere Studierendenschaft ist recht heterogen. Die größte Gruppe ist die der 25 bis 44-jährigen, aber
die Gruppe der unter 25-jährigen wächst immer stärker. Das sind eigentlich traditionelle Studierende, die
normalerweise zu einer Präsenzuniversität gehen. In den USA werden jedoch die Universitäten immer teu-
rer, sodass viele Studierende arbeiten müssen und in Teilzeit studieren müssen. So kommen immer mehr zu
uns“ (274, Übersetzung durch den Autor).
Die Grenzen zwischen traditionellen Fern- und Präsenzuniversitäten verschwimmen also immer mehr:
nicht nur bezüglich des Medieneinsatzes, sondern auch im Hinblick des Profils ihrer Zielgruppen (Alheit et
al., 2008). Auch die medientechnische Hard- und Software entwickelt sich immer weiter. Im Folgenden
sollen neue Anwendungen des mobilen Lernens und Web 2.0 (Social Software) vorgestellt werden, jedoch
auch eher aus historischer Perspektive. Weitere Kapitel in diesem Lehrbuch beschäftigen sich tiefergehend
mit diesen Themen.
Mobile Endgeräte wie Handys und Tablet-Computer ermöglichen eine noch stärkere räumliche Flexibilität
als das E-Learning am PC. Das Lernen wird mobil („mobile Learning“, Ally, 2009; siehe Kapitel #mobil).
In einer Umfrage zur Entwicklung des mobilen Lernens im Jahr 2005, auf die Expertinnen und Experten
aus 27 verschiedenen Ländern geantwortet haben, glaubten 78 Prozent der Befragten, dass das Lernen mit
mobilen Endgeräten innerhalb von drei bis fünf Jahren zum Standard gehören wird.
Von den beteiligten Fernstudieninstitutionen waren bereits 55 Prozent dabei, Inhalte für das mobile Lernen
zu entwickeln beziehungsweise planten, dies in Kürze umzusetzen (Zawacki-Richter et al., 2009).
Die Flexibilität mobiler Technologien eröffnet insbesondere für die didaktische Gestaltung von Lernpro-
zessen neue Möglichkeiten für forschendes Lernen und just-in-time Zugang zu Wissen und Informationen
(Kukulska-Hulme & Traxler, 2005).
Eine aktuelle Mediennutzungsstudie mit 2.339 Studierenden zeigt: Bereits 56 % der Studierenden besit-
zen und nutzen ein Smartphone mit Internetzugang (Zawacki-Richter & Müskens, 2013). Die weltweite
Verbreitung mobiler Endgeräte ermöglicht aber auch gerade für Menschen in Entwicklungsländern den Zu-
gang zu Bildung.
L3T
Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Titel
- L3T
- Untertitel
- Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Herausgeber
- Martin Ebner
- Sandra Schön
- Verlag
- epubli GmbH
- Ort
- Berlin
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 3.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 594
- Schlagwörter
- L3T, online
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Einführung 11
- Von der Kreidetafel zum Tablet 27
- Die Geschichte des WWW 39
- Hypertext 51
- Geschichte des Fernunterrichts 65
- Informationssysteme 75
- Webtechnologien 89
- Multimediale und interaktive Materialien 99
- Standards für Lehr- und Lerntechnologien 109
- Human-Computer-Interaction 117
- Didaktisches Handeln 127
- Medienpädagogik 139
- Systeme im Einsatz 147
- Kommunikation und Moderation 157
- Forschungszugänge und -methoden 167
- Planung und Organisation 177
- Literatur und Information 185
- Die „Netzgeneration“ 201
- Multimedia und Gedächtnis 209
- Mobiles und ubiquitäres Lernen 217
- Prüfen mit Computer und Internet 227
- Blogging und Microblogging 239
- Vom Online-Skriptum zum E-Book 249
- Educasting 257
- Game-Based Learning 267
- Einsatz kollaborativer Werkzeuge 277
- Offene und partizipative Lernkonzepte 287
- Qualitätssicherung im E-Learning 301
- Offene Lehr- und Forschungsressourcen 311
- Lernen mit Videokonferenzen 319
- Simulationen und simulierte Welten 327
- Barrierefreiheit 343
- Genderforschung 355
- Zukunftsforschung 363
- Kognitionswissenschaft 373
- Diversität und Spaltung 387
- Lern-Service-Engineering 397
- Medientheorien 405
- Das Gesammelte interpretieren 413
- Wissensmanagement 421
- Sieht gut aus 427
- Urheberrecht & Co. in der Hochschullehre 435
- Interessen und Kompetenzen fördern 445
- Spielend Lernen im Kindergarten 455
- Technologieeinsatz in der Schule 465
- Technologie in der Hochschullehre 475
- Fernstudium an Hochschulen 483
- Webbasiertes Lernen in Unternehmen 489
- E-Learning in Organisationen 497
- Erwachsenen- und Weiterbildung 507
- Freie Online-Angebote für Selbstlernende 515
- Sozialarbeit 525
- Human- und Tiermedizin 531
- Online-Labore 539
- Mehr als eine Rechenmaschine 547
- Bildungstechnologien im Sport 557
- Fremdsprachen im Schulunterricht 569