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Die Entwicklung von Webapplikationen und -services kann generell in zwei Gruppen von Ansätzen unter-
teilt werden. Bei serverseitigen Ansätzen erfolgt die Verarbeitung der Programmlogik am Webserver, der
Client, und damit der Benutzer bzw. die Benutzerin, erhält lediglich das Ergebnis. Bei clientseitigen Ansät-
zen erfolgt zumindest ein Teil des Programmablaufes am Rechner der Benutzer/innen. In realen Anwen-
dungen wird meist eine Kombination von Ansätzen beider Gruppen verwendet.
Der Vorteil von serverseitigen Ansätzen liegt darin, dass die Benutzer/innen außer einem Browser keine
weiteren Programme benötigen. Der eigentliche Programmcode wird serverseitig verarbeitet und das Er-
gebnis, meist ein (X)HTML-Dokument, an den Client gesandt. Der Nachteil liegt in der Verminderung der
Reaktionsgeschwindigkeit. Einerseits erfordert jede Aktion der Nutzerin bzw. des Nutzers einen erneuten
HTTP-Request (Anfrage) und damit einen neuen Aufruf der Seite. Andererseits benötigt das Ausführen der
Programmlogik Rechenzeit am Server und vermindert somit zusätzlich dessen Reaktionszeit.
PHP ist der heute wohl am meisten verbreitete serverseitige Ansatz für Webapplikationen. Die Abkür-
zung, ursprünglich ‚Personal Home Page tools‘, ist ein rekursives Akronym für PHP, ‚Hypertext Preproces-
sor‘ (The PHP Group, 2010). Es handelt sich bei PHP um eine Skriptsprache, das heißt, der eigentliche Pro-
grammcode wird nicht zu einem Bytecode kompiliert (der direkt vom Rechner ausgeführt werden kann),
sondern bei jedem Aufruf von einem Interpreter neu verarbeitet. Dieser Performance-Nachteil kann aber
durch optionale Erweiterungen der Software kompensiert werden. PHP-Programmcode wird innerhalb der
Dokumente durch ein vorangestelltes am Ende des Codes gekennzeichnet. Der Interpreter ignoriert Inhalte
außerhalb dieser Begrenzungen und übermittelt diese unverändert an den Client. So kann Programmlogik
beispielsweise direkt in HTML-Auszeichnungen eingebettet werden.
Seine Verbreitung hat PHP mehreren Aspekten zu verdanken. Einerseits steht es im Rahmen vieler
günstiger Webhosting-Angebote vorinstalliert zur Verfügung, da es einfach zu installieren, zu warten und in
bestehende Webserver zu integrieren ist. Andererseits ist PHP für Entwickler/innen schnell zu erlernen und
sehr flexibel. Nachteile liegen in der Tatsache, dass PHP potentiell erlaubt, schlechter skalierbare und unsi-
chere Webanwendungen zu entwickeln, auch wenn die konkrete Umsetzung einen deutlichen Einfluss auf
die Skalierbarbeit und Sicherheit haben kann. Speziell unerfahrenen Entwicklerinnen und Entwicklern fällt
es mit anderen Technologien leichter, auf die Aspekte Skalierbarkeit und Sicherheit Rücksicht zu nehmen,
da sie dort zur Einhaltung entsprechender Regeln gezwungen werden.
Java Servlets basieren auf der objektorientieren Programmiersprache Java. Sie sind Java-Klassen (lo-
gisch gekapselte Teile von Programmcode), welche auf einem Server für die Abarbeitung von Anfragen der
Clients zuständig sind. Als Antwort auf diese Anfragen liefern Servlets dynamisch generierte HTML-Do-
kumente. Anders als bei PHP werden diese Programme nicht zur Laufzeit interpretiert, sondern liegen be-
reits kompiliert vor, was die Abarbeitung beschleunigt.
Obwohl die Entwicklung mit Java die Einarbeitung in eine komplexere Technologie bedeutet, bietet die-
se Technologie einige Vorteile. So kann sie durch Anwendung der richtigen Architektur große Verbesserun-
gen in Skalierbarkeit und Erweiterbarkeit bedeuten. Um abgearbeitet zu werden, benötigen Java Servlets ei-
nen Servlet Container, wie Apache Tomcat, der den einfachen Webserver ersetzt. Diese technologische Ein-
schränkung ist auch der Grund dafür, dass Java Servlets eher bei großen (Business-)Anwendungen als bei
kleinen und mittleren Webanwendungen verwendet werden. Nur wenige Webhoster/innen bieten Pakete mit
einem Servlet Container an, da die Installation und die Administration aufwendiger sind.
Java Server Pages (JSP) sind eine weitere auf Java basierende Technologie. Bei klassischen Servlets ist
die Ausgabe der resultierenden Webseiten recht aufwendig. Syntaktisch wird bei JSP, ähnlich wie bei PHP,
der Java Programmcode mit <%@ und %> abgegrenzt. Der Rest des Dokumentes wird nicht interpretiert
und enthält die HTML-Beschreibung der Webseite. Somit sind JSP-Seiten ähnlich den Servlets, erlauben
jedoch die Kombination von Programm- und HTML-Code in einem Dokument und erleichtern so, beide
Technologien miteinander zu kombinieren.
Active Server Pages (ASP) war ursprünglich ein PHP ähnlicher Ansatz der Firma Microsoft. In der ak-
tuellen Version ASP.NET basiert die Technologie auf dem Microsofts .NET- Framework. Die eigentlichen
Anwendungen können hierbei in verschiedenen .NET-Programmiersprachen erstellt werden. Gebräuchlich
sind hierbei C# (C Sharp) und VB.NET (Visual Basic.NET). Anders als bei PHP werden bei ASP.NET Pro-
grammcode und HTML voneinander getrennt. Da der Programmcode dadurch kompiliert vorliegen kann,
wird die Abarbeitung beschleunigt. Der Nachteil von ASP.NET liegt in der Tatsache, dass die Technologie
sowohl proprietär als auch kostenpflichtig ist und darüber hinaus einen Microsoft Webserver erfordert.
L3T
Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Titel
- L3T
- Untertitel
- Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Herausgeber
- Martin Ebner
- Sandra Schön
- Verlag
- epubli GmbH
- Ort
- Berlin
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 3.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 594
- Schlagwörter
- L3T, online
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Einführung 11
- Von der Kreidetafel zum Tablet 27
- Die Geschichte des WWW 39
- Hypertext 51
- Geschichte des Fernunterrichts 65
- Informationssysteme 75
- Webtechnologien 89
- Multimediale und interaktive Materialien 99
- Standards für Lehr- und Lerntechnologien 109
- Human-Computer-Interaction 117
- Didaktisches Handeln 127
- Medienpädagogik 139
- Systeme im Einsatz 147
- Kommunikation und Moderation 157
- Forschungszugänge und -methoden 167
- Planung und Organisation 177
- Literatur und Information 185
- Die „Netzgeneration“ 201
- Multimedia und Gedächtnis 209
- Mobiles und ubiquitäres Lernen 217
- Prüfen mit Computer und Internet 227
- Blogging und Microblogging 239
- Vom Online-Skriptum zum E-Book 249
- Educasting 257
- Game-Based Learning 267
- Einsatz kollaborativer Werkzeuge 277
- Offene und partizipative Lernkonzepte 287
- Qualitätssicherung im E-Learning 301
- Offene Lehr- und Forschungsressourcen 311
- Lernen mit Videokonferenzen 319
- Simulationen und simulierte Welten 327
- Barrierefreiheit 343
- Genderforschung 355
- Zukunftsforschung 363
- Kognitionswissenschaft 373
- Diversität und Spaltung 387
- Lern-Service-Engineering 397
- Medientheorien 405
- Das Gesammelte interpretieren 413
- Wissensmanagement 421
- Sieht gut aus 427
- Urheberrecht & Co. in der Hochschullehre 435
- Interessen und Kompetenzen fördern 445
- Spielend Lernen im Kindergarten 455
- Technologieeinsatz in der Schule 465
- Technologie in der Hochschullehre 475
- Fernstudium an Hochschulen 483
- Webbasiertes Lernen in Unternehmen 489
- E-Learning in Organisationen 497
- Erwachsenen- und Weiterbildung 507
- Freie Online-Angebote für Selbstlernende 515
- Sozialarbeit 525
- Human- und Tiermedizin 531
- Online-Labore 539
- Mehr als eine Rechenmaschine 547
- Bildungstechnologien im Sport 557
- Fremdsprachen im Schulunterricht 569