Seite - 136 - in L3T - Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
Bild der Seite - 136 -
Text der Seite - 136 -
136
Aktivierung. Der bloßen Vermittlung sind in der Lernförderung enge Grenzen gesetzt. Es gehört zu den
besonders schwierigen Aufgaben, didaktische Szenarien so zu gestalten, dass Lernende auch aktiviert wer-
den, sich mit den Lehrinhalten intensiv auseinanderzusetzen. Dazu dienen verschiedene Aufgaben: (a) sol-
che, mit denen man Kenntnisse oder Fertigkeiten einüben oder trainieren kann, (b) solche, die Lernende an-
regen, sich (z.B. mit Strukturierungshilfen, verschiedenen Gesprächsformen oder Modellen/Vorbildern)
Wissen zu erschließen, (c) solche, bei denen vorgegebene Inhalte von den Lernenden transformiert werden
(etwa bei Problemstellungen oder Fallstudien, beim „Lernen durch Lehren“ etc.) oder (d) solche, mit deren
Bearbeitung gänzlich neues Wissen und Können entsteht, das man vorab nicht im Detail hat planen können
(Projekt-, Designaufträge). Für die Aufgabengestaltung sind lernpsychologische Kenntnisse aus allen lern-
theoretischen „Lagern“ hilfreich. Je mehr didaktische Modelle man kennt, umso größer wird der Ideenpool
für kreative Formen der Aktivierung. Auch lerntheoretische Kenntnisse sind hilfreich, um sich ein Bild von
der Art möglicher Aktivierung machen zu können. Bei der Gestaltung der prozessualen Seite eines didakti-
schen Szenarios geht es um die Bestimmung der Art und des Anteils direkter Anleitung und Unterstützung
und/oder indirekter Ermöglichung von Lernprozessen: Der Aktivierungsanteil kann vielfältig und umfäng-
lich oder fokussiert und klein sein – wiederum in Abhängigkeit von den Zielen.
Betreuung. Gerade beim technologiegestützten Lehren und Lernen, das man gerne mit einer Effizienz-
steigerung in der Bildung in Verbindung bringt, ist es schließlich eine höchst relevante Frage, wie es um die
Art und den Anteil der Betreuung in einem didaktischen Szenario bestellt ist. In Abhängigkeit von Zielen,
Inhalten und vor allem auch Rahmenbedingungen (Anzahl der Lernenden, zeitliche Ressourcen etc.) müs-
sen Lehrende neben der Gestaltung der Vermittlung und Aktivierung didaktische Entscheidungen in punkto
Begleitung bzw. Betreuung der Lernenden treffen. In diesem Zusammenhang ist z.B. das Feedback auf
Lernergebnisse und Lernprozesse zu nennen, aber auch die Gestaltung tutorieller Unterstützung (z.B. Ein-
satz von Tutorials oder Tutorinnen und Tutoren) und sozialer Räume (Lerngemeinschaften, soziale Netz-
werke etc.). Im weitesten Sinne geht es hier um die Gestaltung der sozialen Seite didaktischer Szenarien.
Lerntheorien könnten hier unter anderem durch ihre Menschenbilder Einfluss auf Gestaltungsentscheidun-
gen vor allem auf der Mikroebene nehmen.
Der Weg von der Lerntheorie zum eigentlichen didaktischen Handeln ist weit: Lerntheorien öffnen Lehren-
den die Augen dafür, was Lernen alles bedeuten kann, aus welchen Perspektiven sich Lernen betrachten
lässt, welche vielfältigen Beschreibungssprachen sich dafür eignen und welche Erklärungen naheliegen,
wenn man Lernen (wie auch das Ausbleiben von Lernen) nachvollziehen und beeinflussen will.
Lerntheoretische Kenntnisse helfen dabei, eigene implizit wirkende Lernauffassungen zu entdecken und
zu verhindern, dass sie didaktische Entscheidungen unkontrolliert lenken oder stören. Auch ideologische
Einstellungen mit lerntheoretischen Wurzeln lassen sich letztlich nur durch lerntheoretisches Wissen über-
winden (Schulmeister, 2006, 250).
Erkenntnisse aus lerntheoretisch motivierter Forschung (z.B. Studienergebnisse zu lerntheoretischen
Teil- oder Partialtheorien und Modellen) können eine Hilfe dabei sein, Vermittlungsformate, Aufgaben zur
Aktivierung und Betreuungsformen zu gestalten. Damit unterstützen sie mittelbar den Entwurf didaktischer
Szenarien.
Ausgangspukt bei der Gestaltung didaktischer Szenarien sind Ziele. Lehrzieltaxonomien unterstützen
die Auswahl und Beschreibung von Lehrzielen, haben allerdings den Nachteil, dass sie sich häufig einseitig
auf kognitive Ziele konzentrieren. In ihren Merkmalen sind Lehrzieltaxonomien in vielen Fällen behavio-
ristisch und/oder kognitivistisch geprägt. In jedem Fall ist es empfehlenswert, sich die lerntheoretische Prä-
gung von Verfahrenshilfen (zu denen man auch die Lehrzieltaxonomien zählen kann) bewusst zu machen.
Das gilt ebenso für Systematiken aus dem Bereich des ISD, die in einer vor allem kognitivistischen Traditi-
on stehen.
L3T
Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Titel
- L3T
- Untertitel
- Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Herausgeber
- Martin Ebner
- Sandra Schön
- Verlag
- epubli GmbH
- Ort
- Berlin
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 3.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 594
- Schlagwörter
- L3T, online
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Einführung 11
- Von der Kreidetafel zum Tablet 27
- Die Geschichte des WWW 39
- Hypertext 51
- Geschichte des Fernunterrichts 65
- Informationssysteme 75
- Webtechnologien 89
- Multimediale und interaktive Materialien 99
- Standards für Lehr- und Lerntechnologien 109
- Human-Computer-Interaction 117
- Didaktisches Handeln 127
- Medienpädagogik 139
- Systeme im Einsatz 147
- Kommunikation und Moderation 157
- Forschungszugänge und -methoden 167
- Planung und Organisation 177
- Literatur und Information 185
- Die „Netzgeneration“ 201
- Multimedia und Gedächtnis 209
- Mobiles und ubiquitäres Lernen 217
- Prüfen mit Computer und Internet 227
- Blogging und Microblogging 239
- Vom Online-Skriptum zum E-Book 249
- Educasting 257
- Game-Based Learning 267
- Einsatz kollaborativer Werkzeuge 277
- Offene und partizipative Lernkonzepte 287
- Qualitätssicherung im E-Learning 301
- Offene Lehr- und Forschungsressourcen 311
- Lernen mit Videokonferenzen 319
- Simulationen und simulierte Welten 327
- Barrierefreiheit 343
- Genderforschung 355
- Zukunftsforschung 363
- Kognitionswissenschaft 373
- Diversität und Spaltung 387
- Lern-Service-Engineering 397
- Medientheorien 405
- Das Gesammelte interpretieren 413
- Wissensmanagement 421
- Sieht gut aus 427
- Urheberrecht & Co. in der Hochschullehre 435
- Interessen und Kompetenzen fördern 445
- Spielend Lernen im Kindergarten 455
- Technologieeinsatz in der Schule 465
- Technologie in der Hochschullehre 475
- Fernstudium an Hochschulen 483
- Webbasiertes Lernen in Unternehmen 489
- E-Learning in Organisationen 497
- Erwachsenen- und Weiterbildung 507
- Freie Online-Angebote für Selbstlernende 515
- Sozialarbeit 525
- Human- und Tiermedizin 531
- Online-Labore 539
- Mehr als eine Rechenmaschine 547
- Bildungstechnologien im Sport 557
- Fremdsprachen im Schulunterricht 569