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Rahmenbedingungen und Lehrmittel beeinflussen und gestalten implizit Lernprozesse: Mit einem Buch un-
terrichte ich anders als mit einer Tafel, in einem Stuhlkreis anders als in einem Hörsaal. Auch Technologien
wirken sich auf den Unterricht und das Lernen aus. Solche Effekte werden von Lehrenden zum einen ange-
strebt und genutzt; zum anderen wirken sich die verwendeten Technologien auch unbewusst auf den Unter-
richt und das Lernen aus.
In diesem Kapitel werden wir mehrere Formen von technologischen Systemen zur Verwaltung des Ler-
nen und Lehrens betrachten (für weitere technische Informationen siehe Kapitel #infosysteme und #web-
tech): Diese sind webbasierte Trainingssysteme (WBT), Lernmanagementsysteme (LMS), E-Portfolio-Sys-
teme, sogenannte persönliche Lernumgebungen (PLE) und schließlich Systeme für Massive Open Online
Courses (MOOCs). Es geht also nicht um die inhaltliche Umsetzung oder didaktische Aufbereitung für das
Lernen und Lehren, sondern um die Systeme, mit denen das webbasierte Lernen aktuell gesteuert, verwaltet
und dokumentiert wird.
Diese Systeme wurden ausgewählt, da sie einen besonderen Stellenwert einnehmen: Lernmanagement-
systeme und E-Portfolio-Systeme sind weit verbreitet und werden seit längerer Zeit diskutiert, auch kriti-
siert und immer wieder an neue Bedürfnisse angepasst. Bei den webbasierten Trainingssystemen geht es,
darauf weist auch die Bezeichnung hin, um (webbasierte) in sich geschlossene Lerneinheiten, die aus dem
Internet oder innerhalb eines Intranets abgerufen werden. Sie erlauben den Lernenden mehr Flexibilität in
räumlicher und zeitlicher Gestaltung ihres Lernprozesses. Die weiteren Konzepte sind eher jung: Persönli-
che Lernumgebungen fokussieren konsequent auf die Perspektive der Lernenden und erlauben diesen, ihre
individuelle Informations- und Kommunikationsumgebung zu gestalten. Unter Massive Open Online Cour-
ses versteht man eine spezielle Form eines Onlinekurses, der im Vorhinein vorbereitet und mit multimedia-
len Inhalten angeboten wird. Wie der Name schon sagt, handelt es sich dabei meistens um Kurse mit einer
sehr hohen Anzahl an Teilnehmenden. All diese Systeme werden wir in diesem Beitrag aus der Perspektive
der pädagogischen Praxis beschreiben, indem wir skizzieren, welche Aufgaben diese Systeme übernehmen
und wie solche Rahmenbedingungen gegebenenfalls das Lernen beeinflussen. Zum besseren Verständnis
stellen wir diese Systeme als prototypische Konzepte vor. In der Praxis sind die realen Produkte oft weniger
trennscharf konzipiert.
Webbasierte Trainingssysteme (engl. ‚web-based training‘, WBT), bekannt auch als ‚webbasiertes Lernen‘,
sind so alt wie das Internet selbst (siehe Kapitel #internet). Im Endeffekt versteht man darunter einen Un-
terricht, der, wie die Bezeichnung sagt, auf webbasierten Inhalten, Diensten und Ressourcen basiert. Die
Lernmaterialen genauso wie die Lerneinheiten sind dabei in der Regel gänzlich vorbereitet. Aus Sicht der
Lehrenden kann WBT als Web Based Lecture (WBL) bezeichnet werden. Manchmal werden die WBTs
von einer Tutorin oder einem Tutor bzw. einer Moderatorin oder einem Moderator begleitet. Der/die Mo-
derator/in motiviert die Teilnehmenden und unterstützt sie gezielt, wie sie die Dienste und Ressourcen im
Web effizient verwenden können. Manchmal findet man für das begleitete WBT auch die Bezeichnung
mWBT (moderiertes WBT) vor, wobei sich der Austausch zumeist auf internetbasierte Kommunikations-
technologien wie E-Mail, Newsgroups, Chats oder Diskussionsforen beschränkt.
In jüngster Zeit kommen auch Audio- und Videostreams zum Einsatz oder es werden Web-2.0- Applika-
tionen eingesetzt, um den Lernenden die Möglichkeit anzubieten, selbst Inhalte (wie Blogbeiträge, Wikis)
im Web zu generieren und diese miteinander zu teilen. Durch Verwendung von Schlagwörtern (Tags) lassen
sich die von den Nutzer/innen generierten Inhalte verknüpfen und leicht auffindbar machen. Sie werden
dann von anderen Lernenden kommentiert.
Web Based Trainings sind in der Regel Lehr- und Lerneinheiten, die aufeinanderfolgend präsentiert und
auch abgearbeitet werden. In den meisten Fällen sind sie mit keinerlei Intelligenz ausgestattet (im Gegen-
satz zu intelligenten tutoriellen Systemen; siehe Kapitel #analyse), dies bedeutet, dass die Reihenfolge für
jede Lernerin und jeden Lerner gleich ist. Einzig durch multimedial aufbereitete Inhalte kann Interaktivität
erzeugt werden, sodass nicht ausschließlich eine einseitige Rezeption von Lerninhalten erfolgt. Eine Kritik
ist also, dass sich gegenüber dem Lehrbuch wenig geändert hat, außer dass es visuell vielseitiger aufbereitet
werden kann.
L3T
Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Titel
- L3T
- Untertitel
- Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Herausgeber
- Martin Ebner
- Sandra Schön
- Verlag
- epubli GmbH
- Ort
- Berlin
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 3.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 594
- Schlagwörter
- L3T, online
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Einführung 11
- Von der Kreidetafel zum Tablet 27
- Die Geschichte des WWW 39
- Hypertext 51
- Geschichte des Fernunterrichts 65
- Informationssysteme 75
- Webtechnologien 89
- Multimediale und interaktive Materialien 99
- Standards für Lehr- und Lerntechnologien 109
- Human-Computer-Interaction 117
- Didaktisches Handeln 127
- Medienpädagogik 139
- Systeme im Einsatz 147
- Kommunikation und Moderation 157
- Forschungszugänge und -methoden 167
- Planung und Organisation 177
- Literatur und Information 185
- Die „Netzgeneration“ 201
- Multimedia und Gedächtnis 209
- Mobiles und ubiquitäres Lernen 217
- Prüfen mit Computer und Internet 227
- Blogging und Microblogging 239
- Vom Online-Skriptum zum E-Book 249
- Educasting 257
- Game-Based Learning 267
- Einsatz kollaborativer Werkzeuge 277
- Offene und partizipative Lernkonzepte 287
- Qualitätssicherung im E-Learning 301
- Offene Lehr- und Forschungsressourcen 311
- Lernen mit Videokonferenzen 319
- Simulationen und simulierte Welten 327
- Barrierefreiheit 343
- Genderforschung 355
- Zukunftsforschung 363
- Kognitionswissenschaft 373
- Diversität und Spaltung 387
- Lern-Service-Engineering 397
- Medientheorien 405
- Das Gesammelte interpretieren 413
- Wissensmanagement 421
- Sieht gut aus 427
- Urheberrecht & Co. in der Hochschullehre 435
- Interessen und Kompetenzen fördern 445
- Spielend Lernen im Kindergarten 455
- Technologieeinsatz in der Schule 465
- Technologie in der Hochschullehre 475
- Fernstudium an Hochschulen 483
- Webbasiertes Lernen in Unternehmen 489
- E-Learning in Organisationen 497
- Erwachsenen- und Weiterbildung 507
- Freie Online-Angebote für Selbstlernende 515
- Sozialarbeit 525
- Human- und Tiermedizin 531
- Online-Labore 539
- Mehr als eine Rechenmaschine 547
- Bildungstechnologien im Sport 557
- Fremdsprachen im Schulunterricht 569