Seite - 163 - in L3T - Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
Bild der Seite - 163 -
Text der Seite - 163 -
163
Die ohnehin hohe Komplexität des gruppenbasierten Lernens wird durch die Besonderheiten der computer-
vermittelten Kommunikation oft noch zusätzlich verstärkt. Zur Strukturierung des gemeinsamen Lernpro-
zesses bietet sich daher der Einsatz von E-Moderatorinnen und E-Moderatoren an.
Diese erfüllen eine Reihe von Aufgaben, die sich den idealtypischen Betreuungsbereichen Inhalt, Orga-
nisation, Technik und Lernklima zuordnen lassen, je nach Lernszenario aber natürlich kontextspezifisch
auszufüllen sind. Insbesondere das Lernklima, also die psychosoziale Betreuung und Motivation der Ler-
nenden, ist für den Erfolg gruppenbasierter Lernszenarien wichtig.
Viele Moderationsmodelle, so auch Vorschläge für E-Moderations-Abläufe, beziehen sich bewusst auf
gruppendynamische Ablaufmodelle (vor allem auf Tuckmans Stufenmodell zur Gruppendynamik, 1965):
In der Formierungsphase (engl. „forming“) lernen sich die Gruppenmitglieder kennen, die Konfliktphase
(engl. „storming“) ist durch unterschwellige Konflikte aufgrund der Selbstdarstellung der (neuen) Team-
mitglieder und Cliquenbildungen geprägt. In der folgenden Phase werden Regeln und Normen geklärt
(engl. „norming“), so dass schließlich produktives Agieren (engl. „performing“) möglich wird und die
Zusammenarbeit und das zielgerichtete Handeln der Gemeinschaft im Vordergrund steht. Schließlich löst
sich eine Gemeinschaft wieder auf (engl. „ad journing“). E-Moderation soll diese Gruppenprozesse nun
bewusst unterstützen und optimieren.
Levin und Cervantes (2002) beschreiben den Lebenszyklus von Online-Lerngemeinschaften folgender-
maßen (S. 207f.):
In der Antragsphase geht es darum, alle Mitglieder der Lerngemeinschaft davon zu überzeugen, sich
an einem gemeinsamen Lernprozess zu beteiligen und die Lerngemeinschaft als solche zu initiieren.
Darauf folgt die Verfeinerungsphase, in deren Verlauf die Idee eines gemeinsamen Lernprozesses
konkretisiert und hinsichtlich der Zielsetzungen präzisiert wird.
In der Organisationsphase werden die Formen und Arten der Kommunikation beschlossen sowie
Zeitpläne vereinbart und ausgetauscht.
Nun folgt die Ausführungsphase, in der die eigentlichen Lernprozesse stattfinden und die gemein-
sam festgelegten Ziele verfolgt werden. Während andere Online-Communitys in aller Regel ohne
definierten Endzeitpunkt betrieben werden, ist bei Online-Lerngemeinschaften oft ein bestimmter
Zeitraum für diese Phase vorgesehen. Die Ausführungsphase endet häufig mit einer Zusammenfas-
sung oder einem Dankeschön der Initiatorinnen und Initiatoren.
In der letzten Phase, der Publikationsphase, werden schließlich die Ergebnisse des gemeinsamen
Lernens dargestellt und veröffentlicht, gegebenenfalls auch reflektiert.
Das wohl am weitesten verbreitete Modell für reine Online-Veranstaltungen ist das von Salmon (2002). Sie
empfiehlt ein sehr strukturiertes Vorgehen beim Online-Lehren und -Lernen. Während jedes Abschnittes
gibt es bestimmte Tätigkeiten seitens der E-Moderatorinnen und E-Moderatoren, wobei die Interaktivität
zwischen den Lernenden mit jeder Phase stark zunimmt. Die fünf Stufen sind:
Die erste Phase betrifft Zugang und Motivation: Am Beginn muss sichergestellt sein, dass alle
Teilnehmenden einen problemlosen und schnellen Zugang zu den Online-Ressourcen haben. Die
technische Komponente darf dabei nicht zum Hindernis werden. Darüber hinaus sollten die Lernen-
den immer wieder ermutigt und motiviert werden auf die Lernplattform zurückzukehren. Salmon
weist auf die Bedeutung einer Vorstellungsrunde hin und auch auf eine explizite Einweisung und Er-
probung der Kommunikationsmöglichkeiten.
L3T
Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Titel
- L3T
- Untertitel
- Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Herausgeber
- Martin Ebner
- Sandra Schön
- Verlag
- epubli GmbH
- Ort
- Berlin
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 3.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 594
- Schlagwörter
- L3T, online
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Einführung 11
- Von der Kreidetafel zum Tablet 27
- Die Geschichte des WWW 39
- Hypertext 51
- Geschichte des Fernunterrichts 65
- Informationssysteme 75
- Webtechnologien 89
- Multimediale und interaktive Materialien 99
- Standards für Lehr- und Lerntechnologien 109
- Human-Computer-Interaction 117
- Didaktisches Handeln 127
- Medienpädagogik 139
- Systeme im Einsatz 147
- Kommunikation und Moderation 157
- Forschungszugänge und -methoden 167
- Planung und Organisation 177
- Literatur und Information 185
- Die „Netzgeneration“ 201
- Multimedia und Gedächtnis 209
- Mobiles und ubiquitäres Lernen 217
- Prüfen mit Computer und Internet 227
- Blogging und Microblogging 239
- Vom Online-Skriptum zum E-Book 249
- Educasting 257
- Game-Based Learning 267
- Einsatz kollaborativer Werkzeuge 277
- Offene und partizipative Lernkonzepte 287
- Qualitätssicherung im E-Learning 301
- Offene Lehr- und Forschungsressourcen 311
- Lernen mit Videokonferenzen 319
- Simulationen und simulierte Welten 327
- Barrierefreiheit 343
- Genderforschung 355
- Zukunftsforschung 363
- Kognitionswissenschaft 373
- Diversität und Spaltung 387
- Lern-Service-Engineering 397
- Medientheorien 405
- Das Gesammelte interpretieren 413
- Wissensmanagement 421
- Sieht gut aus 427
- Urheberrecht & Co. in der Hochschullehre 435
- Interessen und Kompetenzen fördern 445
- Spielend Lernen im Kindergarten 455
- Technologieeinsatz in der Schule 465
- Technologie in der Hochschullehre 475
- Fernstudium an Hochschulen 483
- Webbasiertes Lernen in Unternehmen 489
- E-Learning in Organisationen 497
- Erwachsenen- und Weiterbildung 507
- Freie Online-Angebote für Selbstlernende 515
- Sozialarbeit 525
- Human- und Tiermedizin 531
- Online-Labore 539
- Mehr als eine Rechenmaschine 547
- Bildungstechnologien im Sport 557
- Fremdsprachen im Schulunterricht 569