Seite - 233 - in L3T - Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
Bild der Seite - 233 -
Text der Seite - 233 -
233
Die Entscheidung, ob konvergente oder divergente Aufgabenty-
pen zum Einsatz kommen, sollte auf Basis des Prüfungsgebiets, der Lerngruppe und der methodischen
Zielsetzung der Prüfung getroffen werden und nicht auf Basis der technologischen Unterstützungsmög-
lichkeiten.
Insbesondere für konvergente Aufgabentypen bieten E-Assessment-Systeme heutzutage schon vielfälti-
ge Unterstützung. Durch innovative, computerunterstützte Aufgabentypen mit neuartigen Antwortverfahren
kann die Präsentation, Durchführung und Auswertung erleichtert werden. Gleichzeitig kann ihre Gestaltung
sehr flexibel erfolgen, wodurch ihre Aussagekraft im Vergleich zu papierbasierten Prüfungen sogar erhöht
werden kann (Reepmeyer, 2008; Wannemacher, 2007). So können zum Beispiel Grafiken, Sound-Dateien
oder sogar Filme eingesetzt werden. Bei grafischen Zuordnungsaufgaben lösen die zu Prüfenden die Auf-
gabe zum Beispiel durch geschicktes Platzieren eines grafischen Objekts in einer grundlegenden Grafik.
Als Vorteile konvergenter Aufgabentypen in computerunterstützten Lernfortschrittskontrollen können all-
gemein die eindeutige Auswertbarkeit, die kurze Bearbeitungszeit, der geringe Eingabeaufwand und das
Bereitstellen kontextsensitiven Feedbacks gesehen werden (McAlpine, 2002). Ein offensichtlicher Nachteil
ist, wie auch bei traditionellen Formen dieser Aufgabenkategorie, im Erraten von Antworten und der damit
verbundenen Gefahr von Zufallslösungen zu sehen. Vermehrt zeigt sich aber auch, dass elektronische Sys-
teme zur Unterstützung strukturierter mündlicher oder praktischer Prüfungen, wie etwa eOSCE (Aboling et
al., 2011), eingesetzt werden können, um die Vorteile der computergestützten Dokumentation und Bewer-
tung auch bei der Überprüfung von Fertigkeiten oder Einstellungen einzusetzen.
Computerunterstützte Lernfortschrittskontrollen mit divergenten Aufgabentypen befinden sich
seltener im praktischen Einsatz. Sollen zum Beispiel Freitextaufgaben mittels Computerunterstützung be-
wertet werden, kommen bei vielen E-Assessment-Systemen nur Stichwortlisten zum Einsatz. Hierzu wird
vom Lehrenden eine Liste obligatorischer Stichworte und ihrer Synonyme vorgegeben, auf deren Vorkom-
men der zu bewertende Text untersucht wird. Die Wörter und nahe gelegene Negationen werden optisch
hervorgehoben und erlauben dem Korrektor und der Korrektorin eine einfachere Nachbearbeitung. Ferner
unterstützen viele computerunterstützte Ansätze eine Überprüfung der Rechtschreibung sowie eine Plagi-
atskontrolle. Insofern wird eine hilfreiche Vorstrukturierung des Freitextes vorgenommen. An einer umfas-
senden semantischen Analyse arbeiten zurzeit einige Arbeitsgruppen (Berlanga et al., 2011) und konnten
bereits gute Ergebnisse bei der Bewertung von kurzen Freitextantworten erreichen (Gütl et al., 2011).
Es ist ersichtlich, dass noch eine Diskrepanz zwischen didaktischen und methodischen Ansprüchen an
Aufgabentypen in Prüfungsverfahren und den real vorherrschenden Methoden beziehungsweise technisch
realisierten Aufgabentypen existiert. Qualitativ hochwertigen Lernzielen und -inhalten, methodisch an-
spruchsvoll vermittelt, stehen oft noch Prüfungen mit dem Fokus darauf, was leicht zu überprüfen ist, ge-
genüber (Reeves, 2006). Dabei kann der Einsatz von Computern bei divergenten Fragen durch das einheit-
liche Schriftbild die Korrekturzeit der Lehrenden deutlich verringern und einen Beitrag zu Effizienz leisten
(Stieler, 2011). Des Weiteren können auch Peer-Assessment-Ansätze genutzt werden, um insbesondere
qualitätsvolles Feedback für formatives Assessment durch die Gruppe der Lernenden selbst zu geben (We-
siak et al., 2012).
Welche organisatorischen Maßnahmen zur Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung computerunter-
stützter Lernfortschrittskontrollen notwendig sind, wird am Beispiel einer computerunterstützten Klausur
demonstriert. Zentrale Fragestellung ist, wie die Organisation von Lernfortschrittskontrollen durch Compu-
terunterstützung effektiv, effizient und zuverlässig gestaltet werden kann. Um E-Assessment zu etablieren,
ist die Schaffung von geeigneten organisatorischen Strukturen und technologischen Komponenten bzw.
Verfahren notwendig, mit denen computerunterstützte Klausuren in zuverlässiger und justiziabler Form
durchgeführt werden können (Reepmeyer, 2008). Schon bei der Fragenerstellung und dem Pre- und Postre-
view sowie dem nach den Klausuren folgenden Einsichts- und Einspruchsverfahren zeigen Fragendaten-
banksysteme eine große Effektivität und Effizienz (Vor dem Esche et al., 2011). Für die Prüfungen an sich
müssen etwa räumliche, zeitliche und personelle Ressourcen koordiniert werden. Eine Voraussetzung für
die Durchführung elektronischer Prüfungen mit größeren Teilnehmerzahlen stellen große Rechnerpools mit
der entsprechenden Hard- und Software dar.
L3T
Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Titel
- L3T
- Untertitel
- Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Herausgeber
- Martin Ebner
- Sandra Schön
- Verlag
- epubli GmbH
- Ort
- Berlin
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 3.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 594
- Schlagwörter
- L3T, online
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Einführung 11
- Von der Kreidetafel zum Tablet 27
- Die Geschichte des WWW 39
- Hypertext 51
- Geschichte des Fernunterrichts 65
- Informationssysteme 75
- Webtechnologien 89
- Multimediale und interaktive Materialien 99
- Standards für Lehr- und Lerntechnologien 109
- Human-Computer-Interaction 117
- Didaktisches Handeln 127
- Medienpädagogik 139
- Systeme im Einsatz 147
- Kommunikation und Moderation 157
- Forschungszugänge und -methoden 167
- Planung und Organisation 177
- Literatur und Information 185
- Die „Netzgeneration“ 201
- Multimedia und Gedächtnis 209
- Mobiles und ubiquitäres Lernen 217
- Prüfen mit Computer und Internet 227
- Blogging und Microblogging 239
- Vom Online-Skriptum zum E-Book 249
- Educasting 257
- Game-Based Learning 267
- Einsatz kollaborativer Werkzeuge 277
- Offene und partizipative Lernkonzepte 287
- Qualitätssicherung im E-Learning 301
- Offene Lehr- und Forschungsressourcen 311
- Lernen mit Videokonferenzen 319
- Simulationen und simulierte Welten 327
- Barrierefreiheit 343
- Genderforschung 355
- Zukunftsforschung 363
- Kognitionswissenschaft 373
- Diversität und Spaltung 387
- Lern-Service-Engineering 397
- Medientheorien 405
- Das Gesammelte interpretieren 413
- Wissensmanagement 421
- Sieht gut aus 427
- Urheberrecht & Co. in der Hochschullehre 435
- Interessen und Kompetenzen fördern 445
- Spielend Lernen im Kindergarten 455
- Technologieeinsatz in der Schule 465
- Technologie in der Hochschullehre 475
- Fernstudium an Hochschulen 483
- Webbasiertes Lernen in Unternehmen 489
- E-Learning in Organisationen 497
- Erwachsenen- und Weiterbildung 507
- Freie Online-Angebote für Selbstlernende 515
- Sozialarbeit 525
- Human- und Tiermedizin 531
- Online-Labore 539
- Mehr als eine Rechenmaschine 547
- Bildungstechnologien im Sport 557
- Fremdsprachen im Schulunterricht 569