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Vor allem die schnelle Entwicklung und Verbreitung der xMOOCs hat zu einer breiten Diskussion und Kri-
tik der Anbieter und ihrer Kursformate geführt. Dabei geht es um:
die bildungspolitischen Ansprüche: Erste Auswertungen verschiedener Kursstatistiken zeigen,
dass die Lernenden vor allem aus den großen westlichen Industrienationen kommen. MOOC-Teil-
nehmende sind zudem überdurchschnittlich qualifiziert und können häufig bereits akademische Ab-
schlüsse vorweisen (University of Edinburgh, 2013). Eine ‚Demokratisierung’ und ‚Öffnung’ der
Hochschulbildung hat sich noch nicht bestätigt.
die didaktische Umsetzung: Die Didaktik der MOOCs wird als ‚objektivistisch’ und ‚behavioris-
tisch’ beschrieben (Stacey, 2013). Erkenntnisse der Mediendidaktik bezüglich der Strukturierung
des Lernstoffes, der Tiefe und Geschwindigkeit der Inhaltsvermittlung sowie der Gestaltung von Er-
folgskontrollen für die Lernenden werden noch nicht ausreichend berücksichtigt (Schulmeister,
2012). Die hohe Zahl der Teilnehmenden sowie der Fokus auf die Entwicklung und Vermittlung der
Inhalte führen dazu, dass kommunikative und interaktive Aspekte zu kurz kommen.
die Motivation der Teilnehmenden: MOOCs weisen hohe Abbruchquoten auf. Je nach Kurs neh-
men nur 2 bis 10 Prozent derjenigen, die sich für einen Kurs angemeldet haben, auch an der Ab-
schlussprüfung teil. Erste Auswertungen lassen darauf schließen, dass die Motive von MOOC-Teil-
nehmenden sehr vielfältig sind: Sie reichen von der Neugier am Format, über das Interesse an ein-
zelnen Bausteinen des Kurses bis zum Wunsch, das Abschlusszertifikat zu erreichen (Clark, 2013).
die Bedürfnisse und Kompetenzen der Teilnehmenden: Vor allem cMOOCs setzen Lernende vor-
aus, die das selbstorganisierte Lernen gewöhnt sind, die sich im Netz mitteilen können und wollen
und die entsprechende Kompetenzen im Umgang mit Social-Media-Plattformen und -Instrumenten
mitbringen. Das grenzt häufig die Zielgruppe ein, die mit MOOCs angesprochen werden kann.
die Öffnung der Lerninhalte: MOOCs sind in der Regel ‚offen’, das heißt, die Teilnahme ist kos-
tenlos und an keine Voraussetzungen gebunden. Es handelt sich aber häufig nicht um Open Educa-
tional Resources im engeren Sinne: Die Lerninhalte und -materialien sind nicht mit Lizenzen (zum
Beispiel Creative Commons) ausgewiesen, die eine Weitergabe und Wiederverwendung erlauben
(Clement, 2013).
die Geschäftsmodelle: Die Entwicklung, Durchführung und Betreuung eines MOOCs ist mit erheb-
lichem Aufwand verbunden. Das betrifft die Hochschulen beziehungsweise Hochschullehrenden,
die die Kurse entwickeln. Das betrifft aber auch die Plattformanbieter, die die Kurse den Teilneh-
menden zur Verfügung stellen. Derzeit existieren keine Geschäftsmodelle, die eine längerfristige Fi-
nanzierung der Plattformen und Kurse gewährleisten. Als mögliche Einnahmequellen werden unter
anderem genannt: der Erwerb geprüfter Zertifikate, die Kooperation mit Unternehmen (Sponsoring,
Zugriff auf Daten der Lernenden), Werbung, der Verkauf von Kursen oder Curricula an Hochschu-
len (Daniel, 2012).
Durch die wachsende Aufmerksamkeit und Verbreitung dieses Online-Formats wird darüber hinaus inten-
siv in weiteren Themenfeldern geforscht und experimentiert. Dabei geht es zum Beispiel um die Auswer-
tung der Aktivitäten der Lernenden zur Verbesserung der Kursangebote (engl. ,learning analytics’), um die
Verbesserung der Lernbausteine (Online-Videos), um die Anerkennung von Beiträgen der Lernenden im
Kurskontext (Open Badges), um neue Formen des Feedbacks (Peer-to-Peer-Grading) und der Online-Prü-
fung (’Automated Assessments’).
Das Prinzip des Flipped Classroom ist es, ‚etwas umzudrehen’ (engl. ,to flip something’). Eine Lehrveran-
staltung wird ‚umgedreht’. Das bedeutet, dass in der Präsenzzeit der Lehrveranstaltung die Aktivitäten
stattfinden, die die Studierenden sonst zu Hause als Vor- oder Nachbereitung durchführen würden. Der In-
put der Vorlesung, des Schulunterrichts oder der Weiterbildungsveranstaltung (Vorträge, Material) wird aus
dem Hörsaal oder Klassenzimmer ausgelagert. Wozu ist das gut? In Vorlesungen halten Lehrende in der
Regel einen (wissenschaftlichen) Vortrag. Gegebenenfalls sind Rückfragen erlaubt oder es werden kurze
Arbeitsphasen für Studierende eingebaut. Meist erfolgt die vertiefende Auseinandersetzung mit dem Stoff
der Vorlesung aber in der Selbstlernphase, wenn Lehrende nicht direkt für Rückfragen verfügbar sind.
L3T
Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Titel
- L3T
- Untertitel
- Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Herausgeber
- Martin Ebner
- Sandra Schön
- Verlag
- epubli GmbH
- Ort
- Berlin
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 3.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 594
- Schlagwörter
- L3T, online
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Einführung 11
- Von der Kreidetafel zum Tablet 27
- Die Geschichte des WWW 39
- Hypertext 51
- Geschichte des Fernunterrichts 65
- Informationssysteme 75
- Webtechnologien 89
- Multimediale und interaktive Materialien 99
- Standards für Lehr- und Lerntechnologien 109
- Human-Computer-Interaction 117
- Didaktisches Handeln 127
- Medienpädagogik 139
- Systeme im Einsatz 147
- Kommunikation und Moderation 157
- Forschungszugänge und -methoden 167
- Planung und Organisation 177
- Literatur und Information 185
- Die „Netzgeneration“ 201
- Multimedia und Gedächtnis 209
- Mobiles und ubiquitäres Lernen 217
- Prüfen mit Computer und Internet 227
- Blogging und Microblogging 239
- Vom Online-Skriptum zum E-Book 249
- Educasting 257
- Game-Based Learning 267
- Einsatz kollaborativer Werkzeuge 277
- Offene und partizipative Lernkonzepte 287
- Qualitätssicherung im E-Learning 301
- Offene Lehr- und Forschungsressourcen 311
- Lernen mit Videokonferenzen 319
- Simulationen und simulierte Welten 327
- Barrierefreiheit 343
- Genderforschung 355
- Zukunftsforschung 363
- Kognitionswissenschaft 373
- Diversität und Spaltung 387
- Lern-Service-Engineering 397
- Medientheorien 405
- Das Gesammelte interpretieren 413
- Wissensmanagement 421
- Sieht gut aus 427
- Urheberrecht & Co. in der Hochschullehre 435
- Interessen und Kompetenzen fördern 445
- Spielend Lernen im Kindergarten 455
- Technologieeinsatz in der Schule 465
- Technologie in der Hochschullehre 475
- Fernstudium an Hochschulen 483
- Webbasiertes Lernen in Unternehmen 489
- E-Learning in Organisationen 497
- Erwachsenen- und Weiterbildung 507
- Freie Online-Angebote für Selbstlernende 515
- Sozialarbeit 525
- Human- und Tiermedizin 531
- Online-Labore 539
- Mehr als eine Rechenmaschine 547
- Bildungstechnologien im Sport 557
- Fremdsprachen im Schulunterricht 569