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Die Auslagerung des Inputs aus der Kontaktzeit innerhalb der Vorlesung ermöglicht es, die Präsenzzeit
stärker für Aufgaben, Interaktionen, Fragen und Ähnliches zu nutzen (Schäfer, 2012, 3). „Die nachgestellte
Präsenzphase bedarf einer neuen Qualität.“ (Handke, 2012, 39). Hier können verschiedene Großgruppen-
methoden zum Einsatz kommen, die die Studierenden dabei unterstützen, sich untereinander Sicherheit zu
geben. Ohne das Risiko, sich in einer anonymen Großgruppe zu verlieren, ist eine weitere Durchdringung
und der Transfer des Stoffes möglich. Beispiele für solche Methoden sind Think-Pair-Share, Buzz-Group
oder Snowballing.
Wird beim Flipped Classroom mit Videoaufzeichnungen gearbeitet, gibt es verschiedene Möglichkeiten,
diese zu erstellen: Einzelne Sitzungen können nach und nach aufgezeichnet und im nächsten Semester für
den Flipped Classroom verwendet werden. Alternativ können Vortragsvideos am Schreibtisch oder in ei-
nem Studio (ohne Beisein der Studierenden) produziert werden.
Die reine Videoaufzeichnung ist die pragmatischste Vorgehensweise. Tafelanschriebe sollten gegebe-
nenfalls mit aufgezeichnet werden. Wenn Vortragende und Präsentation aufgezeichnet werden, stehen drei
verschiedene Ansätze zur Wahl: Mittels Screencasting können alle Bildschirminhalte des Präsentations-
notebooks erfasst und mit einem Videobild (Webcam des Notebooks oder externe Kamera) sowie dem Vor-
tragston kombiniert werden. Speziell für die Vorlesungsaufzeichnung entwickelte Software erfasst den In-
halt von Folien (meist als Plugin der Präsentationssoftware) sowie Video und Ton der Vortragenden.
Die Videos können frei im Netz (zum Beispiel auf ‚YouTube’ oder auf den eigenen Organisationsseiten
und Streamingservern) zur Verfügung stehen oder in geschlossenen Lernplattformen eingestellt werden. Ei-
nen Überblick zu Aufzeichnungsmöglichkeiten gibt Loviscach (2012).
Es finden sich einige Untersuchungen zum Einsatz von Vorlesungsaufzeichnungen in der Lehre (beispiels-
weise Witt et al., 2010; Breuer & Breitner, 2008). Der Einsatz von Flipped Classroom ist bislang vor allem
durch Evaluationen untersucht worden (zum Beispiel Handke, 2012; Loviscach, 2012) mit Bezug auf die
Nutzung der Materialien und zur Teilnahme an der Präsenzveranstaltung. Studien zur durchweg positiven
Aufnahme des Flipped Classroom durch die Studierenden sowie zu deren Nutzungsverhalten haben Fischer
und Spannagel (2012, 226-227) zusammengefasst.
Loviscach schlussfolgert aus seinen Ergebnissen, dass das Konzept des Flipped Classroom dabei hilft,
genau das aufzudecken, was „in der normalen Vorlesung unentdeckt bliebe, und darauf zu reagieren“
(2012, 35). Beim richtigen Einsatz kann der Flipped Classroom also dazu beitragen, näher am Lernen der
Studierenden zu agieren und unterschiedliche Lernprozesse mit passenden Methoden zu beeinflussen.
Aus einer konstruktivistischen Perspektive auf das Lernen sind eine hohe Partizipation der Lernenden und
– je nach Ausrichtung – eine Öffnung des Unterrichts wünschenswert. Bei der Verwendung traditioneller
Lernplattformen, die in der Regel eher lehrendenzentriert und geschlossen sind, sind diesen beiden Prinzi-
pien gewisse Grenzen gesetzt. In diesem Kapitel wurden mit E-Portfolios, MOOCs und Flipped Class-
rooms drei ganz unterschiedliche Varianten vorgestellt, die sich durch eine hohe Lernendenaktivität und Of-
fenheit in den didaktischen Konzepten auszeichnen. Hierdurch können neben den intendierten auch überra-
schende Lernerfahrungen gemacht werden und wichtige (Medien-)Bildungsprozesse stattfinden.
L3T
Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Titel
- L3T
- Untertitel
- Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Herausgeber
- Martin Ebner
- Sandra Schön
- Verlag
- epubli GmbH
- Ort
- Berlin
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 3.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 594
- Schlagwörter
- L3T, online
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Einführung 11
- Von der Kreidetafel zum Tablet 27
- Die Geschichte des WWW 39
- Hypertext 51
- Geschichte des Fernunterrichts 65
- Informationssysteme 75
- Webtechnologien 89
- Multimediale und interaktive Materialien 99
- Standards für Lehr- und Lerntechnologien 109
- Human-Computer-Interaction 117
- Didaktisches Handeln 127
- Medienpädagogik 139
- Systeme im Einsatz 147
- Kommunikation und Moderation 157
- Forschungszugänge und -methoden 167
- Planung und Organisation 177
- Literatur und Information 185
- Die „Netzgeneration“ 201
- Multimedia und Gedächtnis 209
- Mobiles und ubiquitäres Lernen 217
- Prüfen mit Computer und Internet 227
- Blogging und Microblogging 239
- Vom Online-Skriptum zum E-Book 249
- Educasting 257
- Game-Based Learning 267
- Einsatz kollaborativer Werkzeuge 277
- Offene und partizipative Lernkonzepte 287
- Qualitätssicherung im E-Learning 301
- Offene Lehr- und Forschungsressourcen 311
- Lernen mit Videokonferenzen 319
- Simulationen und simulierte Welten 327
- Barrierefreiheit 343
- Genderforschung 355
- Zukunftsforschung 363
- Kognitionswissenschaft 373
- Diversität und Spaltung 387
- Lern-Service-Engineering 397
- Medientheorien 405
- Das Gesammelte interpretieren 413
- Wissensmanagement 421
- Sieht gut aus 427
- Urheberrecht & Co. in der Hochschullehre 435
- Interessen und Kompetenzen fördern 445
- Spielend Lernen im Kindergarten 455
- Technologieeinsatz in der Schule 465
- Technologie in der Hochschullehre 475
- Fernstudium an Hochschulen 483
- Webbasiertes Lernen in Unternehmen 489
- E-Learning in Organisationen 497
- Erwachsenen- und Weiterbildung 507
- Freie Online-Angebote für Selbstlernende 515
- Sozialarbeit 525
- Human- und Tiermedizin 531
- Online-Labore 539
- Mehr als eine Rechenmaschine 547
- Bildungstechnologien im Sport 557
- Fremdsprachen im Schulunterricht 569