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L3T - Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
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336 Seit sich das Internet als bestimmendes Medium für die meisten Formen von Kommunikation durchgesetzt hat, gilt der Netzwerkbegriff als Schlüssel zum Verständnis vieler verschiedener Phänomene. So spricht man etwa von einer Netzwerkgesellschaft und Sozialen Netzwerken. Im Kontext eines in vielen Diszipli- nen entstehenden Netzwerkparadigmas bietet die in den 1980er-Jahren entwickelte Akteur-Netzwerk-Theo- rie (ANT) eine vielversprechende Grundlagentheorie für ein zukunftsweisendes Verständnis von Lehren und Lernen, da sie als eine der wenigen Theorien die Technik als gleichberechtigte Akteurin in sozialer Kommunikation beschreibt. Im ersten Teil dieses Kapitels wird die Akteur-Netzwerk-Theorie in groben Zügen skizziert. Im zweiten Teil wird das Prinzip der ANT am Beispiel des Schulunterrichts näher erläu- tert. Als konkretes Szenario ziehen wir den Unterricht mit Netbooks heran. Es wird der Frage nachgegan- gen, welche Rolle menschliche und nicht-menschliche Akteure beim Unterricht mit Netbooks spielen, wie das Zusammenspiel dieser Akteure die Gestaltung von Lehr-Lern-Aktivitäten beeinflusst und wie die Ent- wicklungen von Akteur-Netzwerk-Konstellationen beobachtet werden können. Trotz der enormen Fülle an Literatur zu Themen wie Mediendidaktik, E-Learning und Computer im Unter- richt sucht man fast vergebens nach tiefer greifenden theoretischen Überlegungen zur Rolle der Technik in Lernprozessen. Wirft man einen Blick auf andere Bereiche und Disziplinen wie etwa die Wissenschafts- und Technikforschung oder die Kommunikationswissenschaft, fällt hingegen unweigerlich die rege Tätig- keit und differenzierte Fülle an neuen Ideen auf. Schon allein aus diesem Grund lohnt es sich für Forsche- rinnen und Forscher, aber auch Anwenderinnen und Anwender von E-Learning, in diesen Bereichen nach neuen, innovativen Theorien Ausschau zu halten. Viele Diskussionen über den Einsatz und die Anwendung digitaler Medien in Lernprozessen sind Grundlagendiskussionen über die Art und Weise, wie Menschen mit Technik umgehen und wie Technik so- ziale Prozesse bestimmt beziehungsweise bestimmen sollte. Aus diesem Grund ist die Frage nach adäqua- ten Techniktheorien für alle Verantwortlichen im Bildungssystem von Bedeutung. Theorien sind für Trans- formationen sozialer Prozesse wichtig und die Diskussion über sie ist Bestandteil jeder verantwortungsvol- len Auseinandersetzung mit der Praxis und der Zukunft von Bildung. Wie die Rolle der Technik in Bildung konzeptualisiert wird, ist entscheidend, da je nach Verständnis dieser Rolle unterschiedliche Handlungspro- gramme und Strategien auf Seite der sozialen Akteure resultieren: Ziele werden anders gesetzt, menschli- che, technische und finanzielle Ressourcen zugesprochen oder nicht, künftige Entwicklungen durch strate- gische Entscheidungen initiiert, Rahmenbedingungen für gesellschaftliche Änderungen gesetzt und entspre- chende Forderungen an alle Beteiligten im Bildungssystem gestellt. Schliesslich geht es auch darum, wie die Akteure im Bildungssystem sich selbst und ihre Rollen verstehen, denn je nachdem, wie sie Gesell- schaft, Bildung und Technik sehen, ist ihr Denken und Handeln anders. Die Akteur-Netzwerk-Theorie, kurz ANT, wurde vor allem von Bruno Latour und Michel Callon wäh- rend der 1970er und 1980er Jahre in Frankreich entwickelt. Die beiden Soziologen untersuchten in einer Reihe wegweisender Studien, wie Wissen im Labor entsteht und Wissenschaftler/innen tatsächlich in der Praxis arbeiten. Wie Ethnologinnen und Ethnologen, die genauestens alles dokumentieren, was ein fremdes Volk tut und sagt, untersuchten sie, wie wissenschaftliche Erkenntnisse entstehen und wie Technologien ge- nutzt werden. Aufgrund dieser so genannten Laborstudien entwickelten Latour und Callon eine umfassende Theorie von Gesellschaft, Kultur und Kommunikation (Latour, 1998, 2000), welche nicht nur für ein neues Verständnis von Wissenschaft und Technik von Bedeutung ist, sondern auch für ein neues Verständnis von Politik, Religion, Wirtschaft und Bildung. Die Laborstudien von Latour, Callon und anderen zeigten, dass die Technik weder den Menschen bestimmt, noch ein völlig neutrales Werkzeug ist, das keinen Einfluss auf die Gesellschaft hat. In der Realität inter- agieren Menschen mit Technik so, dass die Produktion von Wissen im Labor, Entscheidungen in der Poli- tik, wirtschaftliche Tätigkeiten, Medizin und Bildung von den jeweiligen sozio-technischen Netzwerken bestimmt werden. Dies sind hybride und heterogene Assoziationen von menschlichen und nicht-menschli- chen Akteuren. Einer der Gründe für die wachsende Akzeptanz dieser Ansicht liegt in der Verwissenschaft- lichung und Technisierung der Gesellschaft.
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L3T Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
Titel
L3T
Untertitel
Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
Herausgeber
Martin Ebner
Sandra Schön
Verlag
epubli GmbH
Ort
Berlin
Datum
2013
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-SA 3.0
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
594
Schlagwörter
L3T, online
Kategorie
Lehrbücher

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung 1
  2. Einführung 11
  3. Von der Kreidetafel zum Tablet 27
  4. Die Geschichte des WWW 39
  5. Hypertext 51
  6. Geschichte des Fernunterrichts 65
  7. Informationssysteme 75
  8. Webtechnologien 89
  9. Multimediale und interaktive Materialien 99
  10. Standards für Lehr- und Lerntechnologien 109
  11. Human-Computer-Interaction 117
  12. Didaktisches Handeln 127
  13. Medienpädagogik 139
  14. Systeme im Einsatz 147
  15. Kommunikation und Moderation 157
  16. Forschungszugänge und -methoden 167
  17. Planung und Organisation 177
  18. Literatur und Information 185
  19. Die „Netzgeneration“ 201
  20. Multimedia und Gedächtnis 209
  21. Mobiles und ubiquitäres Lernen 217
  22. Prüfen mit Computer und Internet 227
  23. Blogging und Microblogging 239
  24. Vom Online-Skriptum zum E-Book 249
  25. Educasting 257
  26. Game-Based Learning 267
  27. Einsatz kollaborativer Werkzeuge 277
  28. Offene und partizipative Lernkonzepte 287
  29. Qualitätssicherung im E-Learning 301
  30. Offene Lehr- und Forschungsressourcen 311
  31. Lernen mit Videokonferenzen 319
  32. Simulationen und simulierte Welten 327
  33. Barrierefreiheit 343
  34. Genderforschung 355
  35. Zukunftsforschung 363
  36. Kognitionswissenschaft 373
  37. Diversität und Spaltung 387
  38. Lern-Service-Engineering 397
  39. Medientheorien 405
  40. Das Gesammelte interpretieren 413
  41. Wissensmanagement 421
  42. Sieht gut aus 427
  43. Urheberrecht & Co. in der Hochschullehre 435
  44. Interessen und Kompetenzen fördern 445
  45. Spielend Lernen im Kindergarten 455
  46. Technologieeinsatz in der Schule 465
  47. Technologie in der Hochschullehre 475
  48. Fernstudium an Hochschulen 483
  49. Webbasiertes Lernen in Unternehmen 489
  50. E-Learning in Organisationen 497
  51. Erwachsenen- und Weiterbildung 507
  52. Freie Online-Angebote für Selbstlernende 515
  53. Sozialarbeit 525
  54. Human- und Tiermedizin 531
  55. Online-Labore 539
  56. Mehr als eine Rechenmaschine 547
  57. Bildungstechnologien im Sport 557
  58. Fremdsprachen im Schulunterricht 569
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