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Auf den Unterricht mit Netbooks umgelegt bedeutet das, dass beispielsweise Lehrende, Lernende oder
Mitschülerinnen und Mitschüler kontinuierlich Akteure in ihr Netzwerk einbringen (zum Beispiel neue
Web-2.0-Anwendungen, Communities) und die Handlungsprogramme im Unterricht dadurch neu gestalten.
Es entstehen neue didaktische Szenarien im Unterricht (zum Beispiel Internetrecherchen, Bildungsexkur-
sionen), neue schulische und außerschulische Lernorte (zum Beispiel Bibliothek, Pausenräume, schulexter-
ne Orte) können für das Unterrichten und Lernen mit Netbooks nutzbar gemacht werden, und kollaborati-
ves Lernen kann über das Klassenzimmer hinaus mittels Web 2.0 (zum Beispiel Wikis, Blogs, Microblogs)
verwirklicht werden. Es kommt zu Synergien und Phänomen, die zu neuen sozialen und mediendidakti-
schen Auseinandersetzungen im Unterricht führen und neue Chancen sowie Herausforderungen im Unter-
richt mit mobilen Lerntechnologien bedingen können.
Der Unterricht mit Netbooks bedeutet somit kontinuierliche Netzwerkarbeit. Es ist wichtige Aufgabe
der Lehrenden und Lernenden, Akteure und ihre potenziellen Möglichkeiten im Unterricht zu erkennen und
diese in ihr Akteur-Netzwerk aufzunehmen, das heißt sie in den Unterricht zu integrieren. In der Komplexi-
tät von Akteur-Netzwerken besteht zugleich aber auch eine Unsicherheit in Form der Unkontrollierbarkeit
von Entwicklungen und Innovationen im Unterricht, da nicht mehr der einzelne Akteur (zum Beispiel
die/der Lehrende, die/der Lernende) entscheidet, wie der Unterricht gestaltet wird, sondern die Summe an
Eigenschaften und Handlungen aller Akteure Einfluss nimmt (zum Beispiel der Netbooks, der Lehrenden,
der Lernenden, der jeweiligen Raum- oder Technologieausstattung, der Service Provider, Internetverfügbar-
keit).
Wichtig ist es daher zu verstehen, wie diese Handlungsprogramme tatsächlich genutzt werden. Es stellt
sich unter anderem die Frage, welche Qualitäten im Sinne von Handlungsmöglichkeiten der Akteur Net-
book (auf Grund seiner technischen Gegebenheiten wie der geringen Größe, des geringen Gewichts und der
eingebauten UMTS-Karte für mobilen Internetzugang) für das inner- und außerschulische Lernen tatsäch-
lich bietet. Für den Unterricht in der Schule ist auch von Bedeutung, in welcher Form Lernende Netbooks
als dafür geeignet empfinden, ihre Lerninteressen in der unterrichtsfreien Zeit weiter zu verfolgen. Mit die-
sem Wissen können Unterrichtsszenarien und Lernprozesse entwickelt werden, die in der Schule begonnen
und mit dem Gerät in der unterrichtsfreien Zeit zu Hause oder unterwegs sinnvoll fortgesetzt werden. Ler-
nende könnten im Netbook ein neues Kommunikationsmittel entdecken, das es ihnen erlaubt, sich mit Mit-
schülerinnen und Mitschülern auszutauschen und etwa gemeinsam an Projekten zu arbeiten. Das mit mobi-
lem Internet ausgestattete Netbook könnte auch im Alltag (während Wartezeiten, in öffentlichen Verkehrs-
mitteln etc.) neue Zugänge zu Wissen schaffen und einen neuen Lifestyle beim Lernen ermöglichen.
Indem wir den Akteuren und ihrer Netzwerkarbeit möglichst unvoreingenommen folgen und ihr Zusam-
menspiel beobachten, gelingt es uns, die Realitäten dieses Lernverhaltens abzubilden. Ziel dabei ist es, fest-
zustellen, was im bestehenden Akteur-Netzwerk der Lernenden real und relevant beziehungsweise was un-
wirklich und zu vernachlässigen ist. Die ANT hilft uns bei der Erörterung dieser Fragestellung.
Ein Beispiel für diese Herangehensweise bietet eine im Rahmen eines Netbook-Pilotprojekts an österreichi-
schen Schulen der Sekundarstufe 2 durchgeführte Untersuchung durch die Autorin und die Autoren. Ziel
dieser Untersuchung war es, die Realitäten beim Einsatz der Netbooks während des Unterrichts, aber auch
in der unterrichtsfreien Zeit abzubilden. Um ein reales Bild der Akteur-Netzwerk-Beziehungen zu zeich-
nen, wurde eine webbasierte Microblogging-Seite eingerichtet, über die die Lernenden ihr tatsächliches
Nutzungsverhalten mit den Netbooks mittels Kurznachrichten von max. 140 Zeichen laufend dokumentie-
ren sollten. Wichtig war es, die Beobachtung der Akteure in ihrem persönlichen Umfeld – ihrem persönli-
chen Akteur-Netzwerk – zu gewährleisten und ein möglichst umfassendes Bild darüber zu erlangen, wann,
wo und wofür das Netbook Anwendung findet.
Basierend auf der durchgeführten Untersuchung konnte festgestellt werden, dass Schülerinnen und
Schüler ihre Netbooks außerhalb des Unterrichts sehr unterschiedlich für Lernzwecke einsetzen und ihre
Akteur-Netzwerke daher sehr differenziert nutzen beziehungsweise ändern. Beispielsweise konnte festge-
stellt werden, dass Schülerinnen und Schüler
L3T
Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Titel
- L3T
- Untertitel
- Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Herausgeber
- Martin Ebner
- Sandra Schön
- Verlag
- epubli GmbH
- Ort
- Berlin
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 3.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 594
- Schlagwörter
- L3T, online
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Einführung 11
- Von der Kreidetafel zum Tablet 27
- Die Geschichte des WWW 39
- Hypertext 51
- Geschichte des Fernunterrichts 65
- Informationssysteme 75
- Webtechnologien 89
- Multimediale und interaktive Materialien 99
- Standards für Lehr- und Lerntechnologien 109
- Human-Computer-Interaction 117
- Didaktisches Handeln 127
- Medienpädagogik 139
- Systeme im Einsatz 147
- Kommunikation und Moderation 157
- Forschungszugänge und -methoden 167
- Planung und Organisation 177
- Literatur und Information 185
- Die „Netzgeneration“ 201
- Multimedia und Gedächtnis 209
- Mobiles und ubiquitäres Lernen 217
- Prüfen mit Computer und Internet 227
- Blogging und Microblogging 239
- Vom Online-Skriptum zum E-Book 249
- Educasting 257
- Game-Based Learning 267
- Einsatz kollaborativer Werkzeuge 277
- Offene und partizipative Lernkonzepte 287
- Qualitätssicherung im E-Learning 301
- Offene Lehr- und Forschungsressourcen 311
- Lernen mit Videokonferenzen 319
- Simulationen und simulierte Welten 327
- Barrierefreiheit 343
- Genderforschung 355
- Zukunftsforschung 363
- Kognitionswissenschaft 373
- Diversität und Spaltung 387
- Lern-Service-Engineering 397
- Medientheorien 405
- Das Gesammelte interpretieren 413
- Wissensmanagement 421
- Sieht gut aus 427
- Urheberrecht & Co. in der Hochschullehre 435
- Interessen und Kompetenzen fördern 445
- Spielend Lernen im Kindergarten 455
- Technologieeinsatz in der Schule 465
- Technologie in der Hochschullehre 475
- Fernstudium an Hochschulen 483
- Webbasiertes Lernen in Unternehmen 489
- E-Learning in Organisationen 497
- Erwachsenen- und Weiterbildung 507
- Freie Online-Angebote für Selbstlernende 515
- Sozialarbeit 525
- Human- und Tiermedizin 531
- Online-Labore 539
- Mehr als eine Rechenmaschine 547
- Bildungstechnologien im Sport 557
- Fremdsprachen im Schulunterricht 569