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Bereits in der Gestaltung von webbasierten Lernumgebungen und -materialien müssen die Anpassung an
und die Optimierung für die Nutzbarkeit für einzelne Nutzer/innen in ihrer jeweiligen Situation und den je-
weiligen Voraussetzungen beziehungsweise den Schnittstellengeräten beachtet werden. Anstelle der Gestal-
tung einer starren, an ‚durchschnittlichen’ Nutzerinnen und Nutzern orientierten Benutzerschnittstelle (‚In-
terface’) treten Individualisierbarkeit und Adaptivität in den Vordergrund, welche letztendlich die Akzep-
tanz und die Nutzbarkeit der Systeme für alle unterstützen.
Jede/r, die/der über eine Sinneswahrnehmung (zum Beispiel visuell, auditiv, taktil) verfügt, kann mit dieser
die Informationsausgabe eines Computers wahrnehmen, beziehungsweise die Informationseingabe steuern
– unabhängig von ihrer/seiner Behinderung (Miesenberger, 2005). Da dies aufgrund der unzähligen, auch
individuell geprägten Barrieren nicht vollständig erreicht werden kann, spricht man auch von barrierearm
oder zugänglich (englisch „accessible“).
Im Behindertenbericht 2008 werden behinderte Menschen als sehr heterogene Gruppe charakterisiert, die
sich hinsichtlich zahlreicher Dimensionen differenziert (Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Kon-
sumentenschutz, 2009). Laut einer im Auftrag des Sozialministeriums von der Statistik Austria durchge-
führten Mikrozensus-Erhebung (Oktober 2007 bis Februar 2008) gaben 20,5% aller Befragten an, eine dau-
erhafte Beeinträchtigung zu haben, das sind hochgerechnet 1,7 Mio. Personen der österreichischen Wohn-
bevölkerung. Dazu zählen sowohl Menschen mit psychischen Problemen oder vollständig immobile Men-
schen als auch Menschen mit leichten Sehbeeinträchtigungen. Die im Behindertenbericht 2008 zitierten Er-
gebnisse der von der EU vorgeschriebenen jährlichen „Erhebung zu den Einkommen und Lebensbedingun-
gen“ (EU-Statistics on Income and Living Conditions – EU-SILC, Sekundärzit. nach Bundesministerium
für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz, 2009, 9) fokussieren auf subjektiv wahrgenommene starke
Beeinträchtigung bei der Verrichtung alltäglicher Arbeiten, die mindestens schon sechs Monate andauert.
Hochgerechnet wären auf dieser Basis circa 630.000 Personen Menschen mit Behinderungen. Die Anzahl
der Personen die eine Behinderung im Sinne des Gesetzes in Österreich haben, liegt bei circa 330 000.
EU-Schätzungen gehen von einem 10 Prozent Anteil der Menschen mit Behinderungen an der Bevölke-
rung im EU-Raum aus. Sie stellen damit auch 10 Prozent der Wähler/innen, der Konsumentinnen und Kon-
sumenten, der Arbeitskräfte und auch der potenziellen Bildungsteilnehmer/innen (Grill, 2005).
Jeder Mensch kann in der Nutzung von webbasierten Lehr- und Lerntechnologien auf eine oder mehrere
Barrieren stoßen. Wird bei Inhaltserstellung und Administration auf die speziellen Bedürfnisse behinderter
Benutzer/innen geachtet, lassen sich diese Barrieren beseitigen oder zumindest minimieren. Dazu sind
Kenntnisse unterschiedlicher Formen von Behinderungen und deren Effekte auf die Nutzung von Informa-
tions- und Kommunikationstechnologien und insbesondere des World Wide Web nötig. Im Folgenden ler-
nen Sie die vier Hauptkategorien von Behinderungen kennen: Sehbehinderungen, Hörbehinderungen, Mo-
bilitätsbehinderungen sowie Wahrnehmungs- und Lernbehinderungen.
Menschen mit Sehbehinderungen verfügen entweder über eine eingeschränkte Sehleistung oder über Blind-
heit. Die Anforderungen an die Gestaltung von webbasierten Lernumgebungen können abhängig von der
Form der Sehbehinderung sehr unterschiedlich sein.
Sehbehinderte Menschen arbeiten mit einem in Größe, Farbe (Kontrast), Schriftart (serifenlose Schrif-
ten), Linienart (durchgezogen, strichliiert, punktiert, strichpunktiert), Schraffierung, Abstand und Anord-
nung angepassten Bildschirminhalt. Bei leichten Sehbehinderungen entsteht kein großer Bedarf einer Spe-
zialisierung. Anpassungen der Einstellungen für die Darstellung im Betriebssystem führen zu der ge-
wünschten Verbesserung der Nutzbarkeit. Erst bei schwerer Beeinträchtigung der Sehleistung, die eine Ver-
größerung um das mehr als 3- bis 5-fache erfordert, werden die Navigation und die Orientierung am Bild-
schirm stark eingeschränkt.
L3T
Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Titel
- L3T
- Untertitel
- Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Herausgeber
- Martin Ebner
- Sandra Schön
- Verlag
- epubli GmbH
- Ort
- Berlin
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 3.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 594
- Schlagwörter
- L3T, online
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Einführung 11
- Von der Kreidetafel zum Tablet 27
- Die Geschichte des WWW 39
- Hypertext 51
- Geschichte des Fernunterrichts 65
- Informationssysteme 75
- Webtechnologien 89
- Multimediale und interaktive Materialien 99
- Standards für Lehr- und Lerntechnologien 109
- Human-Computer-Interaction 117
- Didaktisches Handeln 127
- Medienpädagogik 139
- Systeme im Einsatz 147
- Kommunikation und Moderation 157
- Forschungszugänge und -methoden 167
- Planung und Organisation 177
- Literatur und Information 185
- Die „Netzgeneration“ 201
- Multimedia und Gedächtnis 209
- Mobiles und ubiquitäres Lernen 217
- Prüfen mit Computer und Internet 227
- Blogging und Microblogging 239
- Vom Online-Skriptum zum E-Book 249
- Educasting 257
- Game-Based Learning 267
- Einsatz kollaborativer Werkzeuge 277
- Offene und partizipative Lernkonzepte 287
- Qualitätssicherung im E-Learning 301
- Offene Lehr- und Forschungsressourcen 311
- Lernen mit Videokonferenzen 319
- Simulationen und simulierte Welten 327
- Barrierefreiheit 343
- Genderforschung 355
- Zukunftsforschung 363
- Kognitionswissenschaft 373
- Diversität und Spaltung 387
- Lern-Service-Engineering 397
- Medientheorien 405
- Das Gesammelte interpretieren 413
- Wissensmanagement 421
- Sieht gut aus 427
- Urheberrecht & Co. in der Hochschullehre 435
- Interessen und Kompetenzen fördern 445
- Spielend Lernen im Kindergarten 455
- Technologieeinsatz in der Schule 465
- Technologie in der Hochschullehre 475
- Fernstudium an Hochschulen 483
- Webbasiertes Lernen in Unternehmen 489
- E-Learning in Organisationen 497
- Erwachsenen- und Weiterbildung 507
- Freie Online-Angebote für Selbstlernende 515
- Sozialarbeit 525
- Human- und Tiermedizin 531
- Online-Labore 539
- Mehr als eine Rechenmaschine 547
- Bildungstechnologien im Sport 557
- Fremdsprachen im Schulunterricht 569