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In methodischer Hinsicht steht an erster Stelle die Identifizierung der Ansprüche der Nutzergruppe an
Barrierefreiheit und in einem zweiten Schritt die Identifizierung der Eigenschaften der Lernobjekte hin-
sichtlich Barrierefreiheit. Letztere sollten in standardisierten Beschreibungen formalisiert werden, um ein
Matching der Lerninhalte mit den bevorzugten Einstellungen der Lernenden zu ermöglichen. Jeschke et al.
(2008) empfehlen mittels semantischer Enkodierung die Auszeichnung nicht nur von Inhalten, sondern
auch aller inhaltsverbundenen Aspekte, wie etwa der Navigation. Ziel ist es, präsentationsorientierte Infor-
mationen für die von den Benutzerinnen und Benutzern verwendeten Technologien zur Verfügung zu stel-
len, um die Inhalte passend darzustellen. Zur Umsetzung wird von ihnen die modellgetriebene Entwicklung
von barrierefreien Lernangeboten, zum Beispiel auf der Basis der Unifying Modeling Language 2 (UML
2), vorgeschlagen.
In technischer Hinsicht identifizieren Karampiperis und Sampson (2005) zwei grundsätzliche Aspekte,
die es bei der Umsetzung von webbasiertem Lernen zu berücksichtigen gilt: Einerseits die Entwicklung von
zugänglichen Lerninhalten und andererseits die Entwicklung von zugänglichen Schnittstellen und Inter-
faces, um die Inhalte aufrufen zu können. Letzteres beinhaltet auch das Design des Lernmanagementsys-
tems und seine Zugänglichkeit. Technologisch gesehen sind Webseiten die am häufigsten genutzte Mög-
lichkeit, Informationen und webbasierte Lernmaterialien im Internet zur Verfügung zu stellen. Trotz
WAI-Richtlinien, Design-for-All, Universal-Design-Prinzipien, ISO-Standards und Verordnungen bezie-
hungsweise Richtlinien sind viele Webseiten aber noch immer unzugänglich für Menschen mit Behinde-
rung (Arrigo, 2005).
Entwickler/innen von Lernplattformen und Lernumgebungen haben in vielen Fällen in den letzten Jahren
große Anstrengungen hinsichtlich der Barrierefreiheit der von ihnen betreuten Produkte unternommen. Das
Projekt VIP-Learn hat Leitlinien zur Begutachtung von Lernmanagement-Software erstellt, die für eine ers-
te Begutachtung von Lernplattformen herangezogen werden können (URL: http://www.bfw-dueren.de/
projekte/abgeschlosseneprojekte/e-learn-vip/projekt-verffentlichungen/c4ea_gl_lms_de.pdf).
Um die Vorteile von multimedialen Lernelementen auch für Menschen mit Behinderung zugänglich zu
machen, sind Zugänglichkeitsüberlegungen schon beim Design und der Implementierung von multimedia-
len Inhalten zu berücksichtigen. CANnect, ein kanadisches Konsortium von Schulen und Philanthropen,
identifiziert vier Aspekte, welche die Zugänglichkeit von multimedialen Inhalten negativ beeinflussen: un-
zugängliche Formate, fehlende Transkription von Audioinhalten, fehlende synchronisierte Untertitelung für
Videodateien und fehlende Audiobeschreibung von Videodateien (CANnect, 2010). Darüber hinaus muss
die Steuerung der Audio- und Videowiedergabe mittels Tastatur möglich und der Zugriff sowie die Ver-
ständlichkeit für Personen, die einen Screenreader verwenden, gegeben sein. Als Alternative zu kommerzi-
ellen Formaten bietet sich die Synchronized Multimedia Integration Language (SMIL) an. SMIL ist ein auf
XML basierender, vom W3C entwickelter Standard für eine Auszeichnungssprache für zeitsynchronisierte,
multimediale Inhalte und ermöglicht die Einbindung und Steuerung von Multimedia-Elementen wie Audio,
Video, Text und Grafik in Webseiten.
CANnect nimmt einen klaren Standpunkt zu den folgenden Technologien ein: Flash, Silverlight und
JavaFX sind Plattformen für die Entwicklung von Rich Internet Applications (RIAs) und beim derzeitigen
Stand keine geeigneten Instrumente, um Textinhalte webbasiert anzubieten. Keine dieser Plattformen ver-
fügt über die Möglichkeiten von HTML, Inhalte zu strukturieren und barrierefrei darzustellen (URL: http://
projectone.cannect.org/advice/non-html-dynamic.php).
Die Konzeption des Portable Document Format (PDF), das Erscheinungsbild eines Dokuments auf al-
len Plattformen gleich aussehen zu lassen, widerspricht einem wichtigen Element von Barrierefreiheit: Die
Darstellung von Inhalten sollte von Nutzerinnen und Nutzern an ihre individuellen Bedürfnisse angepasst
werden können. Es empfiehlt sich vor der Erstellung eines PDF-Dokuments zu überlegen, ob nicht ein an-
deres Format, beziehungsweise bei Verwendung im Internet XML die bessere Alternative ist. Falls das
PDF-Format verwendet werden muss, sollte ‚tagged PDF’ verwendet werden (erst dadurch wird das Doku-
ment besser zugänglich), beziehungsweise eine Nachbesserung mit dem Softwareprogramm Adobe Acro-
bat Pro vorgenommen werden. Gute Ergebnisse hinsichtlich der Zugänglichkeit von PDF-Dokumenten las-
sen sich beispielsweise bei der Gestaltung des Dokuments in OpenOffice mit korrekter Strukturauszeich-
nung und dem PDF-Export erzielen. Die Verwendung von Lesezeichen fördert darüber hinaus die Navigati-
on mit der Tastatur.
L3T
Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Titel
- L3T
- Untertitel
- Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Herausgeber
- Martin Ebner
- Sandra Schön
- Verlag
- epubli GmbH
- Ort
- Berlin
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 3.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 594
- Schlagwörter
- L3T, online
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Einführung 11
- Von der Kreidetafel zum Tablet 27
- Die Geschichte des WWW 39
- Hypertext 51
- Geschichte des Fernunterrichts 65
- Informationssysteme 75
- Webtechnologien 89
- Multimediale und interaktive Materialien 99
- Standards für Lehr- und Lerntechnologien 109
- Human-Computer-Interaction 117
- Didaktisches Handeln 127
- Medienpädagogik 139
- Systeme im Einsatz 147
- Kommunikation und Moderation 157
- Forschungszugänge und -methoden 167
- Planung und Organisation 177
- Literatur und Information 185
- Die „Netzgeneration“ 201
- Multimedia und Gedächtnis 209
- Mobiles und ubiquitäres Lernen 217
- Prüfen mit Computer und Internet 227
- Blogging und Microblogging 239
- Vom Online-Skriptum zum E-Book 249
- Educasting 257
- Game-Based Learning 267
- Einsatz kollaborativer Werkzeuge 277
- Offene und partizipative Lernkonzepte 287
- Qualitätssicherung im E-Learning 301
- Offene Lehr- und Forschungsressourcen 311
- Lernen mit Videokonferenzen 319
- Simulationen und simulierte Welten 327
- Barrierefreiheit 343
- Genderforschung 355
- Zukunftsforschung 363
- Kognitionswissenschaft 373
- Diversität und Spaltung 387
- Lern-Service-Engineering 397
- Medientheorien 405
- Das Gesammelte interpretieren 413
- Wissensmanagement 421
- Sieht gut aus 427
- Urheberrecht & Co. in der Hochschullehre 435
- Interessen und Kompetenzen fördern 445
- Spielend Lernen im Kindergarten 455
- Technologieeinsatz in der Schule 465
- Technologie in der Hochschullehre 475
- Fernstudium an Hochschulen 483
- Webbasiertes Lernen in Unternehmen 489
- E-Learning in Organisationen 497
- Erwachsenen- und Weiterbildung 507
- Freie Online-Angebote für Selbstlernende 515
- Sozialarbeit 525
- Human- und Tiermedizin 531
- Online-Labore 539
- Mehr als eine Rechenmaschine 547
- Bildungstechnologien im Sport 557
- Fremdsprachen im Schulunterricht 569