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Zugang und Barrierefreiheit gehören zu den Grundvoraussetzungen für Diversität und Partizipation an der
(digitalen) Gesellschaft. Die Chancengerechtigkeit in den Zugangs- und Nutzungsmöglichkeiten von digita-
len Medien setzt wiederum physische, intellektuelle, soziale und emotionale Fähigkeiten voraus (Bosse,
2012). Der Begriff ¸Zugang’ wird dabei nicht nur im technisch-materiellen Sinne (z. B. Zugang zu Compu-
ter oder Internetanschluss), sondern auch im psychosozialen Sinne (zum Beispiel die Fähigkeit, relevante
Informationen im Internet zu filtern oder soziale Netzwerke zum Lernen und Arbeiten aufzubauen) verstan-
den. Auch das Konzept von ‚Barrierefreiheit‘ bezieht sich nicht nur auf den Abbau von anwendungsbeding-
ten Hindernissen (zum Beispiel Einsatz von Webstandards oder Skalierbarkeit), sondern schließt den Ab-
bau von individuellen Hindernissen (z. B. mangelnden Vorkenntnissen im Umgang mit Medien oder feh-
lendes Interesse und Nichtnutzung von Medienangeboten) mit ein (Berger et al., 2010).
Laut der ARD/ZDF-Onlinestudie 2012 hat sich in den letzten zwölf Jahren die Anzahl der Internetnut-
zenden in Deutschland verdreifacht. Als Gründe für diesen Zuwachs werden unter anderem die zunehmen-
de Aufgeschlossenheit der Bevölkerung gegenüber digitalen Medien, der Zugang zu einfach zu bedienen-
den Endgeräten (unter anderem Smartphones, Tablets) und kostengünstige Verbindungen gesehen (Eimeren
& Frees, 2012). Aktuelle Rahmenbedingungen und technische Entwicklungen führen dazu, dass digitale
Medien von internetdistanzierteren Nutzer/innen-Gruppen, zum Beispiel über 50-jährige Frauen und die
Gruppe der 50-jährigen, formal niedriger gebildeten Personen, das heißt Menschen, die als „internetfern“
oder „onlineabstinent“ galten, vermehrt genutzt werden (Eimeren & Frees, 2005).
Die wachsenden Zahlen der Internetnutzenden sind jedoch nicht mit der Qualität der Nutzung gleich zu set-
zen. Die ARD/ZDF-Onlinestudie 2012 und die JIM-Studie 2012 zeigen, dass unter den Internetnutzenden
eine eher passiv-konsumierende Haltung herrscht, das heißt nur wenige Internetznutzende sind an einer ak-
tiven Gestaltung beteiligt, zum Beispiel nur wenige erstellen Videos oder schreiben in Blogs (Eimeren &
Frees, 2012; JIM, 2012). Trotz einer sehr guten Versorgung mit Computern und mobilen Geräten in
Deutschland und der guten Verfügbarkeit des Internets, nutzt nur etwa die Hälfte der Jugendlichen den
Computer oder das Internet als Werkzeug für schulisches Lernen (JIM, 2012). Als eine wichtige Barriere
auf dem Weg zur Entwicklung der Medienkompetenz wird unter anderem ein niedriger Einsatz von Com-
puter und Internet in der Schule betrachtet: Die Arbeit mit Computer und Internet in der Schule ist eher sel-
ten (JIM, 2012). Als Gründe dafür werden unter anderem mangelnde Ausstattung der Schulen und fehlende
technisch-didaktische Kompetenzen der Lehrenden zum Einsatz von Medien im Unterricht genannt (Wig-
genhorn & Vorndran, 2003). Laut der Studie von BITKOM (2011) sind jedoch aktuell ein Umdenken und
eine Verbesserung der Medienkompetenzen der Lehrenden festzustellen: 85 Prozent der Lehrenden stehen
digitalen Medien positiv gegenüber, und mehr als drei Viertel sehen einen großen Nutzen im Einsatz digita-
ler Medien in der Schule. Das ist ein durchaus positives Ergebnis, denn ein bewusster und reflektierter Ein-
satz der Neuen Medien im Unterricht und die Ausbildung der Medienkompetenz, welche als eine Kultur-
technik, neben dem Lesen, Schreiben und Rechnen angesehen wird, ist eine wichtige Voraussetzung für die
berufliche Laufbahn und lebenslanges Lernen (Wiggenhorn & Vorndran, 2003).
Zugang und Barrierefreiheit im Kontext der Mediennutzung sind wichtige Voraussetzungen für Diversi-
tät und Inklusion. Sie beschränken sich jedoch nicht nur auf technische Möglichkeiten, sondern umfas-
sen auch individuelle Voraussetzungen, unter anderem Medienkompetenzen, die im Bildungssystem im-
mer noch zu wenig Beachtung finden.
Der Begriff ‚Spaltung‘ wird in der Soziologie im Zusammenhang mit sozialen Ungleichheiten in einer Ge-
sellschaft zusammengebracht, unter anderem eine Kluft zwischen Klassen, Schichten, sozialen Milieus
(Burzan, 2004). Spaltungen zwischen verschiedenen Gruppen in der Gesellschaft entstehen unter ande-
rem aufgrund der Unterschiede im sozialen Status, Einstellungen, Wertorientierungen und dem Bildungs-
hintergrund. Soziale Spaltungen können u. a. das Konflikt- und Gewaltpotenzial in der Gesellschaft erhö-
hen.
L3T
Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Titel
- L3T
- Untertitel
- Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Herausgeber
- Martin Ebner
- Sandra Schön
- Verlag
- epubli GmbH
- Ort
- Berlin
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 3.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 594
- Schlagwörter
- L3T, online
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Einführung 11
- Von der Kreidetafel zum Tablet 27
- Die Geschichte des WWW 39
- Hypertext 51
- Geschichte des Fernunterrichts 65
- Informationssysteme 75
- Webtechnologien 89
- Multimediale und interaktive Materialien 99
- Standards für Lehr- und Lerntechnologien 109
- Human-Computer-Interaction 117
- Didaktisches Handeln 127
- Medienpädagogik 139
- Systeme im Einsatz 147
- Kommunikation und Moderation 157
- Forschungszugänge und -methoden 167
- Planung und Organisation 177
- Literatur und Information 185
- Die „Netzgeneration“ 201
- Multimedia und Gedächtnis 209
- Mobiles und ubiquitäres Lernen 217
- Prüfen mit Computer und Internet 227
- Blogging und Microblogging 239
- Vom Online-Skriptum zum E-Book 249
- Educasting 257
- Game-Based Learning 267
- Einsatz kollaborativer Werkzeuge 277
- Offene und partizipative Lernkonzepte 287
- Qualitätssicherung im E-Learning 301
- Offene Lehr- und Forschungsressourcen 311
- Lernen mit Videokonferenzen 319
- Simulationen und simulierte Welten 327
- Barrierefreiheit 343
- Genderforschung 355
- Zukunftsforschung 363
- Kognitionswissenschaft 373
- Diversität und Spaltung 387
- Lern-Service-Engineering 397
- Medientheorien 405
- Das Gesammelte interpretieren 413
- Wissensmanagement 421
- Sieht gut aus 427
- Urheberrecht & Co. in der Hochschullehre 435
- Interessen und Kompetenzen fördern 445
- Spielend Lernen im Kindergarten 455
- Technologieeinsatz in der Schule 465
- Technologie in der Hochschullehre 475
- Fernstudium an Hochschulen 483
- Webbasiertes Lernen in Unternehmen 489
- E-Learning in Organisationen 497
- Erwachsenen- und Weiterbildung 507
- Freie Online-Angebote für Selbstlernende 515
- Sozialarbeit 525
- Human- und Tiermedizin 531
- Online-Labore 539
- Mehr als eine Rechenmaschine 547
- Bildungstechnologien im Sport 557
- Fremdsprachen im Schulunterricht 569