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Eine Metapher ist ein sprachlicher Ausdruck, bei dem ein Wort aus seinem Bedeutungszusammenhang in
einen anderen Kontext übertragen und als Bild verwendet wird. Wir benutzen ganz selbstverständlich im
alltäglichen Sprachgebrauch verschiedene Metaphern im Zusammenhang mit (neuen) Medien: Ausdrücke
wie Datenautobahn, Netz-Surfer, Informationsflut, Cyberspace, globales Dorf, Datenmeer, Computervirus
und Cyberpiraterie kommen uns flüssig über die Lippen, doch was genau meinen wir damit?
Their purpose is to demonstrate, through comparisons of a work's arguments and its metaphors, that
writers contradict themselves – not just occasionally, but invariably – and that these contradictions reflect
deep fissures in the very foundations of Western culture. In other words, deconstruction claims to have un-
covered serious problems in the way Plato and Hemingway and you and I think about matters ranging from
truth and friendship to politics.“ (Stephens, 1991).
Der Dekonstruktivismus sieht den inneren Widerspruch als Teil der Conditio Humana, als eine anthro-
pologische Grundkonstante. Brüche und Widersprüche in unserem Medienverständnis gibt es reichlich.
Nicht nur streiten die Gelehrten, was denn eine geeignete Definition von „Medien“ eigentlich sei, auch
scheiden sich die Geister in der Bewertung von neuen Medientechnologien: Sind sie Heilsbringerinnen
oder Teufelsboten? Bringen Medien Menschen näher zusammen oder lassen sie uns vereinsamen? Machen
sie schlau oder dumm? Beginnen wir zunächst mit dem Medienbegriff. Um das Wechselspiel von Medium,
Botschaft, Adressatinnen und Adressaten, Senderinnen und Sendern, Störung und Empfang zu beschreiben,
hat die Kommunikations- und Medienwissenschaft eine Vielzahl phantasievoller Anleihen, Vergleiche und
Metaphern hervorgebracht.
Marshall McLuhans These aus den frühen 1960er-Jahren, „das Medium ist die Botschaft“ genießt bis
heute eine große Popularität. McLuhan versteht Medien als funktionale Erweiterungen des menschlichen
Körpers. In dieser Sichtweise kann selbst ein Flugzeug, Geld oder die Elektrizität zum Medium werden
(Vollbrecht, 2005). McLuhans universelles Bild des Organersatzes begründete einen eigenen medienwis-
senschaftlichen Ansatz, der Medien einen Werkzeugcharakter zuschreibt. Medien werden als „Instrumente
zur Veränderung von Wirklichkeit“ interpretiert (Sandbothe, 2003). Diese so genannten „anthropomor-
phen“ Ansätze stellen den Menschen in den Mittelpunkt und sehen Medien als Werkzeug oder eben als Pro-
thesen des menschlichen Körpers, Computer werden zu „global vernetzten Prothesen der Sinne“ (Coy,
1994, 37).
Kritiker/innen finden, diese Sichtweise greife zu kurz. So sieht Lutz Ellrich (2005) es als vordringlichste
Aufgabe der Medienphilosophie „die Organersatztheorie zu hinterfragen und generell die notorische An-
thropomorphisierung technischer Errungenschaften zu bekämpfen“ (S. 343). Was ist der Ursprung solch
kampfeslustiger Polemik? Die technischen Medien, beispielsweise Internet und Fernsehen, haben großen
Anteil an der Wirklichkeitsvorstellung unserer Kultur. Die Art und Weise, wie technische Medien unsere
Wirklichkeit durchdringen und formen ist so komplex, dass sie nicht von Individuen gesteuert wird, son-
dern sowohl in Produktion als auch Rezeption ein kulturelles Kollektiv widerspiegelt (Hartmann, 2003).
Medien sind also nicht nur Organ oder Werkzeug der Welterschließung, sondern erzeugen gleichzeitig eine
Medienwelt, die uns als „mediale Wirklichkeit“ bzw. „Medienöffentlichkeit“ im Alltag umgibt. Medien
sind keineswegs neutrale Überträger von Information, sondern konstituieren das Kommunizierte selbst:
„zum einen erhält nur was kommuniziert, mitgeteilt und überliefert werden kann, eine Bedeutung, und zum
anderen formt die Gestalt der Mitteilung (eine Handschrift, ein gedrucktes Buch, ein technisches Bild) auch
ihren Inhalt“ (Kloock & Spahr, 2000, 9).
In Kommunikations- und Medienwissenschaft hat sich ein globaler Medienbegriff wie von McLuhan
vertreten in der Breite nicht durchgesetzt. Stattdessen wird meist zwischen Sprache und technischen Medi-
en unterschieden.
L3T
Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Titel
- L3T
- Untertitel
- Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Herausgeber
- Martin Ebner
- Sandra Schön
- Verlag
- epubli GmbH
- Ort
- Berlin
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 3.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 594
- Schlagwörter
- L3T, online
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Einführung 11
- Von der Kreidetafel zum Tablet 27
- Die Geschichte des WWW 39
- Hypertext 51
- Geschichte des Fernunterrichts 65
- Informationssysteme 75
- Webtechnologien 89
- Multimediale und interaktive Materialien 99
- Standards für Lehr- und Lerntechnologien 109
- Human-Computer-Interaction 117
- Didaktisches Handeln 127
- Medienpädagogik 139
- Systeme im Einsatz 147
- Kommunikation und Moderation 157
- Forschungszugänge und -methoden 167
- Planung und Organisation 177
- Literatur und Information 185
- Die „Netzgeneration“ 201
- Multimedia und Gedächtnis 209
- Mobiles und ubiquitäres Lernen 217
- Prüfen mit Computer und Internet 227
- Blogging und Microblogging 239
- Vom Online-Skriptum zum E-Book 249
- Educasting 257
- Game-Based Learning 267
- Einsatz kollaborativer Werkzeuge 277
- Offene und partizipative Lernkonzepte 287
- Qualitätssicherung im E-Learning 301
- Offene Lehr- und Forschungsressourcen 311
- Lernen mit Videokonferenzen 319
- Simulationen und simulierte Welten 327
- Barrierefreiheit 343
- Genderforschung 355
- Zukunftsforschung 363
- Kognitionswissenschaft 373
- Diversität und Spaltung 387
- Lern-Service-Engineering 397
- Medientheorien 405
- Das Gesammelte interpretieren 413
- Wissensmanagement 421
- Sieht gut aus 427
- Urheberrecht & Co. in der Hochschullehre 435
- Interessen und Kompetenzen fördern 445
- Spielend Lernen im Kindergarten 455
- Technologieeinsatz in der Schule 465
- Technologie in der Hochschullehre 475
- Fernstudium an Hochschulen 483
- Webbasiertes Lernen in Unternehmen 489
- E-Learning in Organisationen 497
- Erwachsenen- und Weiterbildung 507
- Freie Online-Angebote für Selbstlernende 515
- Sozialarbeit 525
- Human- und Tiermedizin 531
- Online-Labore 539
- Mehr als eine Rechenmaschine 547
- Bildungstechnologien im Sport 557
- Fremdsprachen im Schulunterricht 569