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Der Begriff Learning Analytics tauchte erstmalig, eingebunden in eine ökonomische Analyse, in der Auf-
zählung von „key opportunities“ bei John Mitchell und Stuart Costello (2000, 16) auf. Danach dauerte es
gut zehn Jahre, bis sich im Umfeld von George Siemens und den Learning Analytics & Knowledge Konfe-
renzen (LAK) ein Konsens herausgebildet hat, unter Learning Analytics das Sammeln von Daten von Ler-
nenden zu verstehen, um deren Lernen unterstützen und den Erfolg prognostizieren zu können: „Learning
analytics is the use of intelligent data, learner-produced data, and analysis models to discover information
and social connections for predicting and advising people's learning.“ (Siemens, 2010).
Seit dem erfährt der Forschungsbereich stetigen Aufschwung, was sich auch in der Nennung des Hori-
zon Report (siehe #zukunft) nachhaltig niederschlägt, in dem von anerkannten Expertinnen und Experten
dieser Tätigkeitsbereich als einer der wichtigsten in den nächsten Jahren deklariert wurde (Buckingham
Sum, 2012).
Diese im Merksatz dargestellte Auffassung von LA bedeutet eine gewisse Überlagerung mit dem For-
schungsgebiet des EDM, jedoch bleibt bei LA die Lehrperson im Zentrum des pädagogischen Handelns.
Nach dieser Definition erhält LA auch einen besonderen Akzent durch das Bemühen, Lernerfolge vorher-
zusagen und das Lernen zu unterstützen. Duval (2010) bemüht sich um Klärung des Verhältnisses, und ak-
zentuiert sein Interesse am pädagogischen Aspekt des Datensammelns. Seiner Ansicht nach geht es darum,
Spuren von Lernenden zu sammeln und für die Verbesserung des Lernens zu verwenden, wobei die Lehr-
person (als Lernprozessbegleiter/in) die Interpretation vornehmen soll.
Analog zur Ausbreitung von EDM steigt die Bedeutung von LA in dem Maße, wie im Unterricht das
Element des Vortragens immer mehr zurücktritt und die Inhalte, der Content, zunehmend über digitale Pro-
zesse vermittelt werden. Somit erhält LA quasi automatisch eine schnell wachsende Datenbasis, um die
Spuren von Lernprozessen zu verfolgen – ob die Analysen gehaltvoller werden, muss auch weiterhin einer
kritischen Beobachtung unterzogen werden. Laut dem U.S. Department of Education & Office of Educatio-
nal Technology (2012, 5) geht es zukünftig nicht darum, dass alle Lernenden das gleiche Seminar besu-
chen, die gleichen Hausübungen in gleicher Abfolge erledigen und alles in derselben vorgegebenen Zeit
vollziehen. Stattdessen steht die Förderung des Individuums mit Hilfe individueller digitaler Lernunterla-
gen und anhand individueller Lernprozesse im Mittelpunkt.
Die Stärke von Learning Analytics liegt in der Möglichkeit, feinkörnige Beobachtungen von Prozessen
auch mit sehr großen Probandinnen- und Probandenzahlen zu betreiben. Vor dieser Möglichkeit wurden
von Forscherinnen und Forschern auch im pädagogischen Feld zur Datenreduktion schon ‚auf Papier‘ De-
taildaten zu Testwerten zusammengefasst und verrechnet, dabei waren viele komplexere Auswertungsver-
fahren aus Speichergründen auf 50 bis 80 Variablen begrenzt. Es zeichnet sich nun also ab, dass mit den
heutigen und zukünftigen technischen Möglichkeiten des Internets und zentralen Datenspeicherungen auf
einem sehr differenzierten Niveau individuell gezeichnete Spuren verfolgt werden können.
Hiermit eröffnen sich ganz neue Forschungsfragen und -felder. Die großen Datenmengen erlauben Sta-
tistikerinnen und Statistikern sowie anderen fachkundigen Personen gänzlich neue Einblicke. Allerdings
soll auch mit Boyd und Crawford (2011, 2) kritisch unter anderem auf das Phänomen der Apophänie, hin-
gewiesen sein. Apophänie meint die Tendenz unserer Wahrnehmung, Muster und Beziehungen auch in
gänzlich zufälligen, bedeutungslosen Einzelheiten zu konstruieren – dabei liefern die aufwändigen Verfah-
ren den Forschenden implizit immer ‚irgendwelche‘ Ergebnisse. Chatti et al. (2012) weisen in ihrem Refe-
renzmodell ebenfalls auf die Komplexität von LA hin, indem sie vier Bereiche benennen, die es zu beden-
ken gibt: Daten und Umgebungen (Was?), Stakeholder (Wer?), Ziel (Warum?) und die Methoden (Wie?).
L3T
Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Titel
- L3T
- Untertitel
- Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Herausgeber
- Martin Ebner
- Sandra Schön
- Verlag
- epubli GmbH
- Ort
- Berlin
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 3.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 594
- Schlagwörter
- L3T, online
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Einführung 11
- Von der Kreidetafel zum Tablet 27
- Die Geschichte des WWW 39
- Hypertext 51
- Geschichte des Fernunterrichts 65
- Informationssysteme 75
- Webtechnologien 89
- Multimediale und interaktive Materialien 99
- Standards für Lehr- und Lerntechnologien 109
- Human-Computer-Interaction 117
- Didaktisches Handeln 127
- Medienpädagogik 139
- Systeme im Einsatz 147
- Kommunikation und Moderation 157
- Forschungszugänge und -methoden 167
- Planung und Organisation 177
- Literatur und Information 185
- Die „Netzgeneration“ 201
- Multimedia und Gedächtnis 209
- Mobiles und ubiquitäres Lernen 217
- Prüfen mit Computer und Internet 227
- Blogging und Microblogging 239
- Vom Online-Skriptum zum E-Book 249
- Educasting 257
- Game-Based Learning 267
- Einsatz kollaborativer Werkzeuge 277
- Offene und partizipative Lernkonzepte 287
- Qualitätssicherung im E-Learning 301
- Offene Lehr- und Forschungsressourcen 311
- Lernen mit Videokonferenzen 319
- Simulationen und simulierte Welten 327
- Barrierefreiheit 343
- Genderforschung 355
- Zukunftsforschung 363
- Kognitionswissenschaft 373
- Diversität und Spaltung 387
- Lern-Service-Engineering 397
- Medientheorien 405
- Das Gesammelte interpretieren 413
- Wissensmanagement 421
- Sieht gut aus 427
- Urheberrecht & Co. in der Hochschullehre 435
- Interessen und Kompetenzen fördern 445
- Spielend Lernen im Kindergarten 455
- Technologieeinsatz in der Schule 465
- Technologie in der Hochschullehre 475
- Fernstudium an Hochschulen 483
- Webbasiertes Lernen in Unternehmen 489
- E-Learning in Organisationen 497
- Erwachsenen- und Weiterbildung 507
- Freie Online-Angebote für Selbstlernende 515
- Sozialarbeit 525
- Human- und Tiermedizin 531
- Online-Labore 539
- Mehr als eine Rechenmaschine 547
- Bildungstechnologien im Sport 557
- Fremdsprachen im Schulunterricht 569