Seite - 432 - in L3T - Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
Bild der Seite - 432 -
Text der Seite - 432 -
432
Erst nach einiger Zeit bemerken Sie den Hinweis des Systems unterhalb einer noch nicht beantworteten
Frage, dass Sie auch diese beantworten müssen. Die Rückmeldung des Systems ist Ihnen nicht „ins Auge
gesprungen“. Der bereits in der Infobox erwähnte Pop-Out-Effekt kam hier also nicht zustande. Die Verän-
derung bei der Bildschirmdarstellung war zu unauffällig, das heißt visuell nicht salient genug. Auch hier
gilt, dass die Augen der Betrachtenden beziehungsweise ihre Aufmerksamkeit auf die erfolgte Veränderung
gelenkt werden muss. Dies ist grundsätzlich immer dann notwendig, wenn neu dargebotene Bildschirmin-
halte (zum Beispiel wichtige Informationen) gesehen werden sollen bzw. müssen, jedoch Gefahr laufen,
übersehen zu werden. Übersehen werden sie etwa, weil die Veränderung von einer Bildschirmdarstellung
zur nachfolgenden nur geringfügig ist, oder weil konkurrierende Objekte auf der Benutzer/innen-Oberflä-
che die Aufmerksamkeit von der Veränderung ablenken. Die erfolgte Veränderung sollte demzufolge her-
vorgehoben werden, beispielsweise durch einen Pfeilverweis, eine Einrahmung, farbliche Hinterlegung,
Fettschrift, größere Schrift, Blinken u. a. Die Wahl eines Mittels ist dabei immer abhängig von der übrigen
Gestaltung. Eine für alle Situationen gültige Empfehlung kann nicht gegeben werden. Letztlich muss die
Veränderung so gestaltet werden, dass sie auffällt.
Im Bereich der digitalisierten Lern- und Lehrmaterialien stellt sich immer wieder die ganz grundsätzliche
Frage nach der Lesbarkeit von Texten. Ältere Forschungsergebnisse weisen zwar auf negative Effekte des
Bildschirmlesens hin, allerdings konnten neue Studien hier keine bedeutsamen Unterschiede hinsichtlich
den beteiligten Augenbewegungen (Holzinger et al., 2011; Siegenthaler et al., 2011) und der Ermüdung
beim Lesen (Siegenthaler et al., 2012) zwischen dem Lesen von auf Papier gedrucktem Text und am Bild-
schirm nachweisen. Objektiv betrachtet spielt es hinsichtlich der beteiligten Blickbewegungen demzufolge
keine Rolle, auf welchem Medium gelesen wird - das subjektive Empfinden ist aber in den meisten Fällen
anders: Lesen von digitalem Textmaterial wird von den meisten Menschen als mühsam erlebt. Dieser Um-
stand jedoch dürfte seine Ursache nicht nur im darstellenden Medium haben: Digitales Textmaterial kann
von jeder und jedem leicht selbst erstellt und mit anderen geteilt werden. Dabei ist aber die Produktions-
und auch Gestaltungszeit häufig sehr kurz, was leider dazu führt, dass solche Materialien unter wahrneh-
mungspsychologischen Aspekten in vielen Fällen mangelhaft sind. Die folgenden Ratschläge sollten daher
bei der Textgestaltung berücksichtigt werden, um das visuelle System optimal anzusprechen:
Schriftart: Ob eine Schrift mit Serifen oder ohne Serifen lesbarer ist, darüber gehen die Meinungen
auseinander (Ein kurzer Überblick zum wissenschaftlichen Diskurs findet sich hier: http://alexpoole.
info/blog/which-are-more-legible-serif-or-sans-serif-typefaces/ [2013-08-13]). Aufgrund der vor-
handenen Publikationen zu diesem Thema kann man davon ausgehen, dass abgesehen von soziokul-
turellen/historischen Unterschieden hierdurch die Lesbarkeit nur minimal beeinflusst wird. Sie kön-
nen sich also praktisch frei für eine Schrift mit Serifen (beispielsweise Times New Roman) oder oh-
ne Serifen (beispielsweise Arial) entscheiden. Für längere Texte sollten Sie jedoch niemals exotische
(und damit oft schlecht lesbare) Schriftarten verwenden.
Schriftgröße: Wir empfehlen eine 10- bis 12-Punkt-Schrift. Zwar können alle Lesenden die Schrift
auf dem Bildschirm nach Bedarf vergrößern, allerdings muss dann sehr viel gescrollt werden, was
als mühsam empfunden wird. Überlegen Sie sich daher bei der Formatierung, in welchem Kontext
gelesen werden soll (beispielsweise unterwegs auf dem Smartphone, ausgedruckt auf Papier, auf ei-
nem 27-Zoll-Bildschirm etc.).
Laufbreite des Textes: Ein Fließtext sollte idealerweise – ebenfalls wegen des horizontalen Scrollens
– einspaltig gestaltet sein und maximal 80 Zeichen pro Zeile umfassen.
Kontrast/Farbe: Studien haben gezeigt, dass klare Kontraste die empfundene Lesbarkeit von Text-
materialien erhöhen. Verwenden Sie entweder dunkle Farben auf hellem Hintergrund oder umge-
kehrt, aber keine Farben Ton in Ton (wie beispielsweise weiter oben genannt hellblauer Text auf
blauem Hintergrund).
Zusammenfassend soll angemerkt werden, dass der Einsatz bzw. die Kombination von Gestaltungsmaßnah-
men stets mit Bedacht anzuwenden ist. Visual Design verinnerlicht immerwährend subjektive sowie kultur-
variante Aspekte und liegt nicht selten ‚im Auge der Betrachterin oder des Betrachters‘. Dennoch können
Lehrende beim überlegten Einsatz von Gestaltungsempfehlungen mehr richtig als falsch machen.
L3T
Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Titel
- L3T
- Untertitel
- Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Herausgeber
- Martin Ebner
- Sandra Schön
- Verlag
- epubli GmbH
- Ort
- Berlin
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 3.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 594
- Schlagwörter
- L3T, online
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Einführung 11
- Von der Kreidetafel zum Tablet 27
- Die Geschichte des WWW 39
- Hypertext 51
- Geschichte des Fernunterrichts 65
- Informationssysteme 75
- Webtechnologien 89
- Multimediale und interaktive Materialien 99
- Standards für Lehr- und Lerntechnologien 109
- Human-Computer-Interaction 117
- Didaktisches Handeln 127
- Medienpädagogik 139
- Systeme im Einsatz 147
- Kommunikation und Moderation 157
- Forschungszugänge und -methoden 167
- Planung und Organisation 177
- Literatur und Information 185
- Die „Netzgeneration“ 201
- Multimedia und Gedächtnis 209
- Mobiles und ubiquitäres Lernen 217
- Prüfen mit Computer und Internet 227
- Blogging und Microblogging 239
- Vom Online-Skriptum zum E-Book 249
- Educasting 257
- Game-Based Learning 267
- Einsatz kollaborativer Werkzeuge 277
- Offene und partizipative Lernkonzepte 287
- Qualitätssicherung im E-Learning 301
- Offene Lehr- und Forschungsressourcen 311
- Lernen mit Videokonferenzen 319
- Simulationen und simulierte Welten 327
- Barrierefreiheit 343
- Genderforschung 355
- Zukunftsforschung 363
- Kognitionswissenschaft 373
- Diversität und Spaltung 387
- Lern-Service-Engineering 397
- Medientheorien 405
- Das Gesammelte interpretieren 413
- Wissensmanagement 421
- Sieht gut aus 427
- Urheberrecht & Co. in der Hochschullehre 435
- Interessen und Kompetenzen fördern 445
- Spielend Lernen im Kindergarten 455
- Technologieeinsatz in der Schule 465
- Technologie in der Hochschullehre 475
- Fernstudium an Hochschulen 483
- Webbasiertes Lernen in Unternehmen 489
- E-Learning in Organisationen 497
- Erwachsenen- und Weiterbildung 507
- Freie Online-Angebote für Selbstlernende 515
- Sozialarbeit 525
- Human- und Tiermedizin 531
- Online-Labore 539
- Mehr als eine Rechenmaschine 547
- Bildungstechnologien im Sport 557
- Fremdsprachen im Schulunterricht 569