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Das lebenslange Lernen der medizinischen Fachkräfte wird durch den Begriff ‚Continuing Medical Educa-
tion’ (CME) beschrieben. Ziel der Fortbildung ist die qualitativ hochwertige medizinische Versorgung der
Bevölkerung auf dem jeweils aktuellen medizinischen Wissensstand. Das Angebot der Veranstaltungen
muss sich in den Berufs- und Lebensalltag der medizinischen Fachkräfte integrieren lassen, der durch eine
starke Verdichtung der Arbeitsabläufe geprägt ist. Die Berufsordnung verpflichtet zur Fortbildung durch
den vorgeschriebenen Erwerb von CME-Punkten, bei Ärztinnen und Ärzten gegenwärtig 250 CME-Punkte
in fünf Jahren, andernfalls drohen Sanktionen. Bei fast allen deutschen Landesärztekammern besteht die
Möglichkeit, 100 Prozent der CME-Punkte kumulativ online zu sammeln. Die aktuellen ‚E-Learning-Ange-
bote’ bieten zunehmend die Möglichkeit, kleinere Lerneinheiten entsprechend einem persönlichen Lern-
portfolio innerhalb der eigenen Fachrichtung zu absolvieren. Solche Angebote stammen häufig von kom-
merziellen Anbietern, aber auch von den Fachverbänden der einzelnen Berufsgruppen (Corrigan et al.,
2012). Zunehmend werden reine Präsenzveranstaltungen (zum Beispiel Kongresse) durch ‚Blended-
Learning-Veranstaltungen’ mit interaktiven Komponenten (skriptbasierte Diskussionsforen, Webinaren,
Chats) ergänzt. Die für die Nutzung der dargestellten Szenarien erforderliche Medienkompetenz sollte wäh-
rend der Hochschulzeit vermittelt werden. Gewünscht werden mehrheitlich barrierearme Angebote mit ein-
facher ‚Usability’ (Henning & Schnur, 2009; Ehlers et al., 2007).
Informelles Lernen findet in jedem medizinischen Fachbereich häufig im direkten kollegialen Austausch
statt (#wissensmanagement). Spezielles Fachwissen und patientenbezogenes Ergänzungswissen wird un-
standardisiert (mündlich, praktisch) weitergegeben. Nicht zertifizierte elektronische Werkzeuge für das Ma-
nagement dieses Typus von Wissensaustausch sind Wikis, Suchmaschinen, Soziale Netzwerke, Foren und
Medienaggregatoren (YouTube, e-meducation.org) (Schaper et al., 2013). Diese Elemente sollten moderiert
(Ziel: medizinische Qualitätssicherung) in Lernumgebungen integriert werden. Ansätze dazu finden sich im
Helios Klinikverbund oder im Network of Veterinary ICT in Education (NOVICE; Schaper et al., 2013).
Auch ‚Blogs’, ‚Microblogging’ und ‚RSS-Feeds’ (#kollaboration) können zu einem solchen Austausch bei-
tragen. Diese online Werkzeuge werden vor allem für die aktive und kollaborative Konstruktion von Wis-
sen während des Lernprozesses genutzt (Hollinderbäumer, 2013).
Die beschriebenen fallbasierten Lernsysteme bieten auf den Lernfällen basierende Prüfungssysteme an, die
den Anforderungen des Staatsexamens gerecht werden (Rothoff et al., 2006). Die Vorteile elektronischer
Prüfungen ergeben sich aus den Möglichkeiten, im Verbund mit den neuen Lerntechnologien den Erfolg
der Vermittlung übergreifender Kompetenzen überprüfen zu können. Zusätzlich ist der Einsatz der elektro-
nischen Prüfungen mit einer erheblichen Reduktion der Durchführungsaufwände im Vergleich zu Präsenz-
prüfungen verbunden.
In der Tiermedizin werden häufig im Sinne eines Blended Assessments schriftliche mit mündlich-prak-
tischen Prüfungen kombiniert (Ehlers et al., 2009). E-Assessment kann in diesem Rahmen diagnostisch,
formativ oder summativ eingesetzt werden. Diagnostische Prüfungen werden im Rahmen psychologischer
Motivationstests als Teil des Auswahlverfahrens der Hochschulen oder am Ende eines ‚E-Learning-Mo-
duls’ vor Eintritt in die Präsenzphase einer ‚Blended-Learning-Veranstaltung’ eingesetzt. Formatives Prü-
fen dient der Selbstüberprüfung und der Vermittlung von Feedback an die Studierenden. Zu diesem Zweck
werden virtuelle Krankheitsfälle, Feedbacksysteme im Präsenzunterricht (mobile Abstimmungssysteme)
oder E-Portfolios im klinisch-praktischen Jahr eingesetzt. Beispielsweise müssen die Studierenden die
Durchführung bestimmter praktischer Untersuchungen mit den Bildern der Patientinnen und Patienten elek-
tronisch unter Aufsicht verschiedener Tutorinnen und Tutoren dokumentieren, um ein bestimmtes prakti-
sches Leistungszertifikat zu erhalten.
L3T
Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Titel
- L3T
- Untertitel
- Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Herausgeber
- Martin Ebner
- Sandra Schön
- Verlag
- epubli GmbH
- Ort
- Berlin
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 3.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 594
- Schlagwörter
- L3T, online
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Einführung 11
- Von der Kreidetafel zum Tablet 27
- Die Geschichte des WWW 39
- Hypertext 51
- Geschichte des Fernunterrichts 65
- Informationssysteme 75
- Webtechnologien 89
- Multimediale und interaktive Materialien 99
- Standards für Lehr- und Lerntechnologien 109
- Human-Computer-Interaction 117
- Didaktisches Handeln 127
- Medienpädagogik 139
- Systeme im Einsatz 147
- Kommunikation und Moderation 157
- Forschungszugänge und -methoden 167
- Planung und Organisation 177
- Literatur und Information 185
- Die „Netzgeneration“ 201
- Multimedia und Gedächtnis 209
- Mobiles und ubiquitäres Lernen 217
- Prüfen mit Computer und Internet 227
- Blogging und Microblogging 239
- Vom Online-Skriptum zum E-Book 249
- Educasting 257
- Game-Based Learning 267
- Einsatz kollaborativer Werkzeuge 277
- Offene und partizipative Lernkonzepte 287
- Qualitätssicherung im E-Learning 301
- Offene Lehr- und Forschungsressourcen 311
- Lernen mit Videokonferenzen 319
- Simulationen und simulierte Welten 327
- Barrierefreiheit 343
- Genderforschung 355
- Zukunftsforschung 363
- Kognitionswissenschaft 373
- Diversität und Spaltung 387
- Lern-Service-Engineering 397
- Medientheorien 405
- Das Gesammelte interpretieren 413
- Wissensmanagement 421
- Sieht gut aus 427
- Urheberrecht & Co. in der Hochschullehre 435
- Interessen und Kompetenzen fördern 445
- Spielend Lernen im Kindergarten 455
- Technologieeinsatz in der Schule 465
- Technologie in der Hochschullehre 475
- Fernstudium an Hochschulen 483
- Webbasiertes Lernen in Unternehmen 489
- E-Learning in Organisationen 497
- Erwachsenen- und Weiterbildung 507
- Freie Online-Angebote für Selbstlernende 515
- Sozialarbeit 525
- Human- und Tiermedizin 531
- Online-Labore 539
- Mehr als eine Rechenmaschine 547
- Bildungstechnologien im Sport 557
- Fremdsprachen im Schulunterricht 569