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12 Eine andere Frage in Bezug auf die Rolle der Bildungswissenschaft war:
„Wie bekommen wir denn die Erkenntnisse in die Praxis mit allen Stakehol-
dern, die es so gibt?“ Und da müsste anerkannt werden, dass die Wissenschaft
nur ein Stakeholder unter mehreren in einem komplexen Zusammenwirken der
Planung, Organisation und Realisierung des Bildungsalltags ist. Es besteht also
ein wohl enger begrenzter Einfluss als der Forschungscommunity lieb ist, aber
der sollte vielleicht normativ und expliziter formuliert werden: Inwieweit hat
die Bildungsforschung den Auftrag, ein gutes Leben für alle zu ermöglichen?
Auf breiter empirischer Basis besteht robustes Wissen darüber, dass Bildung
in einer und für eine Gesellschaft zu Mündigkeit, Wohlstand, Eigeninitiative
und Zivilcourage ihrer Mitglieder verhelfen kann. Bildung ist eines der bedeut-
samsten Güter für eine faire und solidarische Gesellschaft: Ein Gut gegen Ar-
mut, sie wirkt Ausbeutung und dem Ausgeliefertsein gegenüber Machtstruk-
turen entgegen und ermächtigt zu Teilhabe und Mitgestaltung. Ein daraus fol-
gendes Ziel wäre also insbesondere jenes der sozialen Gerechtigkeit und damit
verbunden die Anerkennung verschiedener Perspektiven von Menschen in un-
terschiedlichen Lebenslagen. Mit Blick auf die Zukunft geht es dann um Fra-
gen wie: „Wie kann man Gesellschaft, Bildung sozial inklusiv gestalten und
auch: wie geht man mit Konflikten um, wie ist man konfliktfähig, wie kann
man Dialogfähigkeit, Partizipation und Teilhabe in einer Gesellschaft verstär-
ken?“
Diesbezüglich wurde festgehalten, dass Bildung und deren Erforschung
Schwerpunkte einer reflexiven Gesellschaft sein sollten. Vor diesem Hinter-
grund wäre es wichtig zu untersuchen, inwieweit unterschiedliche Ausbildun-
gen die AbsolventInnen für das spätere Berufsleben vorbereiten (können).
Werden Fachwissen und Methodik in ausreichender Form vermittelt? Wie
sieht es mit der Vermittlung der sogenannten soft bzw. social skills wie Füh-
rungs- oder Organisationskompetenzen aus? Aus älteren Studien gibt es Hin-
weise darauf, dass Personen sich zwar ausreichend im Fach gebildet fühlen,
nicht aber hinsichtlich sozialer und personaler Kompetenzen. Offen bleibt, ob
dieser Befund heutzutage immer noch so aufrechterhalten werden kann, wo
unterschiedliche Ausbildungen durch neue didaktische und curriculare Bedin-
gungen sich doch wesentlich verändert haben und aus gesellschaftlichen Ent-
wicklungen Konsequenzen gezogen wurden.
Gefragt wurde, ob Ergebnisse aus der Bildungsforschung (zu) wenig Ein-
fluss auf die Bildungspolitik haben. Werden Befunde in Österreich bei politi-
schen Entscheidungen nicht wahr- und/oder ausreichend ernst genommen?
Wird das vorhandene Wissen über Voraussetzungen, Gelingensbedingungen
und wirksame Praxis nicht genützt? Ist es überhaupt möglich, so komplexe
Systeme wie das Bildungssystem „rational“ zu steuern? Klar ist, dass die Bil-
dungsforschung nur eine mögliche von mehreren Quellen für politische und
praktische EntscheidungsträgerInnen ist. Dies ist aber kein Sonderfall der Bil-
dungsforschung: In vielen Bereichen, sei es eben in der Bildungspolitik, in der
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Buch Lernprozesse über die Lebensspanne - Bildung erforschen, gestalten und nachhaltig fördern"
Lernprozesse über die Lebensspanne
Bildung erforschen, gestalten und nachhaltig fördern
Veröffentlicht mit Unterstützung der Fakultät für Kulturwissenschaften der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
- Titel
- Lernprozesse über die Lebensspanne
- Untertitel
- Bildung erforschen, gestalten und nachhaltig fördern
- Autoren
- Monika Kastner
- Jasmin Donlic
- Barbara Hanfstingl
- Herausgeber
- Elisabeth Jaksche-Hoffman
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-8474-1467-4
- Abmessungen
- 14.7 x 21.0 cm
- Seiten
- 190
- Kategorie
- Lehrbücher