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Gesundheitspolitik oder in anderen politischen Feldern, hat die Wissenschaft
nicht unbedingt gewichtigen Einfluss und schon gar nicht das letzte Wort.
Manchmal scheinen politische Entscheidungen, sogar wider besseren Wissens,
der politischen Programmatik oder den pragmatischen Bedingungen entspre-
chend zu fallen. Offen bleibt, ob es Parteilinien sind, einwirkende gesellschaft-
liche Phänomene oder Trends, Lobby-Arbeit für Partikularinteressen, Unterfi-
nanzierung oder tatsächlich eine Nichtanerkennung wissenschaftlicher Be-
funde.
Kann die Bildungswissenschaft ihren Einfluss auf politische Entscheidun-
gen erhöhen? Diese Frage geht einher mit einer weiteren, nämlich: Wie kann
bildungswissenschaftlich abgesichertes Wissen unter den Agierenden in der
Praxis, wie z.B. Lehrpersonen, ErzieherInnen oder TrainerInnen, besser be-
kannt gemacht werden? Es sind dies zwei unterschiedliche Strategien, um Ein-
fluss auf das Bildungssystem oder im Bildungssystem zu nehmen. Während
die Idee, politische Entscheidungen zu beeinflussen, einem Top-down-Ansatz
entspricht, ist die Vermittlung von gut funktionierenden Bildungswerkzeugen
für die Praxis eher als Bottom-up-Ansatz zu verstehen. Während man die Stär-
kung der Bildungspraxis durch eine möglichst hohe Qualität in der Aus- und
Weiterbildung perspektivisch sichert, bleibt die Frage offen, ob Zurufe aus der
Bildungsforschung reichen, um Bildungspolitik geleitet vom aktuellen For-
schungsstand zu informieren, oder ob nicht doch strategisch angelegtes Lob-
bying die Methode der Wahl sein könnte. Vor dem Hintergrund einer er-
wünschten evidenzbasierten Bildungssystementwicklung wäre eine Erhöhung
der Effizienz in der Kommunikation zwischen Politik und Forschung wün-
schenswert, was den Einfluss von BildungsexpertInnen auf politische Ent-
scheidungen erhöhen könnte.
Die Stärkung der Bildungspraxis durch gute Aus- und Weiterbildung ist ein
Kerngeschäft von BildungsforscherInnen, und der positive Einfluss dieser
scheint in der Praxis unbestritten, wobei auch hier die Frage der Relevanz für
die Praxis und die Frage nach der Wirksamkeit im Bildungsalltag eine zentrale
Rolle spielen und diese nicht automatisch als gegeben angenommen werden
dürfen. Wenn es z.B. um Fortbildungssettings für Lehrpersonen geht, ist es von
zentraler Bedeutung, dass für die Lehrpersonen bei den zu vermittelnden In-
halten eine praktische Relevanz erkennbar wird, damit diese Inhalte in der Pra-
xis wirksam werden können. Die Frage der Wirksamkeit kann auch von der
Seite der Interessengruppen gesehen werden: Bietet die Bildungsforschung re-
levanten Interessengruppen ausreichend und passend Antworten auf ihre Fra-
gen? Sehen BildungsforscherInnen jene Punkte, die für verschiedene Gruppen
im Alltag relevant sind und Schwierigkeiten bereiten? Können die Bedürfnisse
und Probleme verschiedener Gruppen, wie jene der Lehrpersonen, der Schüle-
rInnen, bestimmter Berufsgruppen oder Minderheiten, überhaupt wahrgenom-
men und Lösungsvorschläge angeboten werden? Da stellt sich dann beispiels-
weise, wenn es um evidenzbasierte Schulentwicklung geht, die Frage: „Was
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Lernprozesse über die Lebensspanne
Bildung erforschen, gestalten und nachhaltig fördern
Veröffentlicht mit Unterstützung der Fakultät für Kulturwissenschaften der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
- Titel
- Lernprozesse über die Lebensspanne
- Untertitel
- Bildung erforschen, gestalten und nachhaltig fördern
- Autoren
- Monika Kastner
- Jasmin Donlic
- Barbara Hanfstingl
- Herausgeber
- Elisabeth Jaksche-Hoffman
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-8474-1467-4
- Abmessungen
- 14.7 x 21.0 cm
- Seiten
- 190
- Kategorie
- Lehrbücher