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chologie, Soziologie und Ökonomie handle es sich bei der Erziehungswissen-
schaft um eine anwendungsbezogene Disziplin, deren Aufgabe es sei, die in
den Grundlagendisziplinen entwickelten „Theorien zur Aufklärung basaler
Mechanismen [...] im Hinblick auf die Fragestellungen der Profession (und des
entsprechenden gesellschaftlichen Teilsystems)“ zu fokussieren und zu integ-
rieren (ebd.). Voraussetzung für eine „produktive Verschränkung von anwen-
dungsbezogenen Disziplinen und Grundlagenwissenschaften“ seien „gemein-
same theoretische Kernkonzepte sowie gegenseitig anerkannte Methoden zur
Generierung und Überprüfung wissenschaftlicher Erkenntnisse“ (ebd.: 37f.).
Neben dem Anwendungsbezug kommt mit der Integration von For-
schungsergebnissen anderer Disziplinen ein weiterer, mit der Praxisnähe zu-
sammenhängender Gesichtspunkt ins Spiel, der eine besondere Stellung der
Erziehungswissenschaft innerhalb der Bildungsforschung zu begründen er-
laubt. In ähnlicher Weise hatte schon Brezinka den Status der Erziehungswis-
senschaft als relativ selbständiger Einzelwissenschaft beschrieben. Die Eigen-
ständigkeit der Disziplin beruht ihm zufolge auf der „Zusammengehörigkeit
erzieherischer Probleme >...@ und deren Bedeutung für die Gesellschaft“ (Bre-
zinka 1978: 70) sowie auf den Vorteilen für Theoriebildung und Forschung,
die sich ergeben, wenn
„alle mit Erziehung wesentlich zusammenhängenden Probleme und Lösungsversuche kri-
tisch gesichtet, begrifflich aufeinander abgestimmt und inhaltlich in einen größeren Zusam-
menhang eingeordnet werden“ (ebd.: 70f.).
Auf unser Thema bezogen lässt sich dieses Argument einer integrativen Funk-
tion der Erziehungswissenschaft folgendermaßen ausbuchstabieren: Gerade
weil die Empirische Bildungsforschung ein interdisziplinäres Projekt ist, be-
darf es einer Instanz, die die Befunde der verschiedenen beteiligten Disziplinen
zusammenfasst, zueinander in Beziehung setzt und auf deren Bedeutung für
das praktisch-pädagogische Handeln hin befragt. Und wer wäre dazu besser
geeignet als die Erziehungswissenschaft mit ihrem Praxis- und Anwendungs-
bezug?
Zusätzliches Gewicht bekommt dieses Argument, wenn man Praxisnähe
und Professionsbezug um den Gesichtspunkt der Aus- und Weiterbildung er-
gänzt. So bezeichnen Doris Edelmann, Joel Schmidt und Rudolf Tippelt in ih-
rer „Einführung in die Bildungsforschung“ die Erziehungswissenschaft als
„die integrierende Bezugsdisziplin der Bildungsforschung“, weil ihr die Auf-
gabe der wissenschaftlichen Aus- und Weiterbildung von pädagogischen Fach-
kräften und deshalb die Funktion der „Zusammenführung von Befunden, Er-
kenntnissen und methodologischen Grundlagen“ zukomme (Edel-
mann/Schmidt/Tippelt 2012: 17). In dieser Perspektive besteht die Integrati-
onsfunktion der Erziehungswissenschaft darin, die von den verschiedenen an
der Bildungsforschung beteiligten Disziplinen gelieferten Forschungsergeb-
nisse zusammenzufassen – und zwar nicht nur im Blick auf deren Bedeutung
für die pädagogische Praxis, sondern auch im Blick auf die Erfordernisse der
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Buch Lernprozesse über die Lebensspanne - Bildung erforschen, gestalten und nachhaltig fördern"
Lernprozesse über die Lebensspanne
Bildung erforschen, gestalten und nachhaltig fördern
Veröffentlicht mit Unterstützung der Fakultät für Kulturwissenschaften der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
- Titel
- Lernprozesse über die Lebensspanne
- Untertitel
- Bildung erforschen, gestalten und nachhaltig fördern
- Autoren
- Monika Kastner
- Jasmin Donlic
- Barbara Hanfstingl
- Herausgeber
- Elisabeth Jaksche-Hoffman
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-8474-1467-4
- Abmessungen
- 14.7 x 21.0 cm
- Seiten
- 190
- Kategorie
- Lehrbücher