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Anerkennung in Ermächtigungsprozessen:
Prozesse der Bildung im Spannungsfeld zwischen
Subjekt und Welt, Person und Gesellschaft
Daniela Lehner und Hans Karl Peterlini
Lernen als (transformative) Erfahrung (der Ermächtigung)
Lernen ist ein vielschichtiger Begriff. Wie Meyer-Drawe (2010) beschreibt,
„kann man jemanden oder etwas kennen lernen […], zu dem bereits vorhande-
nen Wissen etwas dazulernen, […] etwas verlernen“ (ebd.: 6). Keiner dieser
Aspekte von Lernen ist banal, da sie – teilweise zusammenwirkend – jeweils
Anstöße zu jenem transformativen Lernen sein können, auf das dieser Beitrag
fokussiert und das Meyer-Drawe als „Umlernen“ benennt: „Insbesondere da-
bei wird deutlich, dass Lernen nicht aus Erfahrung geschieht, sondern sich als
Erfahrung vollzieht.“ (Ebd.: 6) Ein Lernen, welches als Erfahrung verstanden
wird, ist nicht allein von der Initiative, der Anstrengung oder dem Willen der
oder des Lernenden abhängig, sondern ist als Antwortgeschehen zwischen dem
Subjekt und Anstößen, Einflüssen, Herausforderungen und ebenso auch Wi-
derständen oder Zusprüchen aus seiner Um- und Mitwelt zu verstehen. Lernen
in einem solchen Verständnis ist damit kein allein aktiver Vorgang des lernen-
den Subjektes, sondern von pathischen Momenten mitverursacht und begleitet.
Erfahrung ist – nach Waldenfels (2004: 66) – in diesem Sinne immer auch
Widerfahrnis, das vertraute Ordnungen irritieren kann und ein Lernen als Um-
lernen ermöglicht.
Damit einher geht auch eine Verunsicherung des Subjektes: „Das alte, zu-
verlässige Wissen und Können versagt, und eine neue Möglichkeit ist noch
nicht vorhanden.“ (Ebd.: 8) Es wird (oft) nicht durch ein autonomes Subjekt
geplant, sondern kommt einem wechselseitigen Antworten auf einen Anspruch
gleich. Weder ist das Subjekt im Lerngeschehen als nur autonom zu begreifen
noch als nur abhängig, sondern als konkrete Person findet es eigene Wege,
indem es auf jene Situationen antwortet, in die es zugleich verstrickt ist (vgl.
Peterlini 2016a: 41). Aus einer erziehungs- und bildungswissenschaftlichen
Perspektive bedeutet dies, wieder verstärkt beide Grundhaltungen in den Blick
zu nehmen, die Wilhelm von Humboldt in das Zentrum seiner Überlegungen
über Mensch und Bildung gestellt hat (vgl. Humboldt 1980 [1783], zit. n.
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Buch Lernprozesse über die Lebensspanne - Bildung erforschen, gestalten und nachhaltig fördern"
Lernprozesse über die Lebensspanne
Bildung erforschen, gestalten und nachhaltig fördern
Veröffentlicht mit Unterstützung der Fakultät für Kulturwissenschaften der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
- Titel
- Lernprozesse über die Lebensspanne
- Untertitel
- Bildung erforschen, gestalten und nachhaltig fördern
- Autoren
- Monika Kastner
- Jasmin Donlic
- Barbara Hanfstingl
- Herausgeber
- Elisabeth Jaksche-Hoffman
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-8474-1467-4
- Abmessungen
- 14.7 x 21.0 cm
- Seiten
- 190
- Kategorie
- Lehrbücher