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„Das Verhältnis zwischen KulturarbeiterInnen und TeilnehmerInnen einer Lern- bzw. Akti-
onsgruppe ist durch einen Dialog gekennzeichnet. Dieser Dialog ist mit autoritären Formen
unvereinbar. Die Bildungs- und Kulturarbeit erfolgt gemeinsam mit den Betroffenen und
nicht für sie. Jeder Lernende ist in bestimmten Bereichen auch ein Experte und jeder Leh-
rende bleibt auch ein Lernender.“ (Rohrmoser 2013: 10)
GWA ist ursprünglich in den 1950er Jahren im angelsächsischen Raum ent-
standen, um die Eigeninitiative, Selbstorganisation und Demokratiefähigkeit
der Gemeinden/Regionen/Dörfer/Ortschaften/Gemeinschaften fördern zu kön-
nen (vgl. Rohrmoser 2013). Über dialogische Arbeitsformen und Lernpro-
zesse, über Situationsanalysen und Aktionsforschung, über Selbstorganisation
und Konfliktbewältigung (vgl. ebd.) versucht(e) die GWA, grundsätzliche ge-
sellschaftliche und strukturelle Abhängigkeiten der Betroffenen und eine
(selbst- und fremdzugeschriebene) Unmündigkeit zu überwinden (vgl. ebd.).
Interessant sind dabei Instrumente der am Gemeinwesen orientierten Arbeit,
wie beispielsweise die Aktivierende Befragung von Anton Rohrmoser, die er
in Anlehnung an Paulo Freire für die GWA adaptiert hat (vgl. Rohrmoser
2013). Dieses und andere Instrumente finden derzeit in verschiedenen pädago-
gischen Handlungsfeldern u.a. in der (demokratie)politischen (Erwachse-
nen)Bildung und besonders in der Community Education Anwendung. Ansätze
und Instrumente derselben, die historisch einer kritischen Erziehungswissen-
schaft bzw. einer befreienden, emanzipatorischen Bildungsarbeit zugeordnet
werden können (vgl. Filla 2014), gerieten in den 1980er Jahren „mit dem Ende
des sog. Realsozialismus“ (Burghardt/Höhne 2018: 197) in eine gewisse Legi-
timationskrise.
In jüngster Zeit aber werden Menschen in der Regionalentwicklung, Stadt-
planung, in der allgemeinen, kulturellen und politischen Bildung sowie in der
Politik mit unterschiedlichen Formaten eingeladen, sich zu beteiligen, und für
sie spannende Themen zu bearbeiten.5 In Gestalt unterschiedlichster Formate
wie jenes der „DenkBar“ (Jungmeier/Mader/Seebacher 2013: 4) oder das der
„Reallabors“ (Veciana/Neubauer 2016: 14) beispielsweise werden selbstge-
wählte Themenfelder bearbeitet, konkrete Fragestellungen beantwortet oder es
wird ein gänzlich offener Gedankenaustausch angeregt (vgl. Jungmeier/Ma-
der/Seebacher 2013).
„Ein Reallabor bezeichnet einen gesellschaftlichen Kontext, in dem Forscherinnen und For-
scher Interventionen im Sinne von Realexperimenten durchführen, um über soziale Dynami-
ken und Prozesse zu lernen. Die Idee des Reallabors überträgt den naturwissenschaftlichen
Labor-Begriff in die Analyse gesellschaftlicher und politischer Prozesse. Sie knüpft an die
experimentelle Wende der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften an. Es bestehen enge Ver-
bindungen zu Konzepten der Feld- und Aktionsforschung.“ (Veciana/Neubauer 2016: 14)
5 Siehe beispielsweise in Österreich „OTELO“, die Offenen Technologie Labors unter: https://o-
telo.or.at/ueber-otelo/ [Zugriff: 02.02.2019].
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Lernprozesse über die Lebensspanne
Bildung erforschen, gestalten und nachhaltig fördern
Veröffentlicht mit Unterstützung der Fakultät für Kulturwissenschaften der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
- Titel
- Lernprozesse über die Lebensspanne
- Untertitel
- Bildung erforschen, gestalten und nachhaltig fördern
- Autoren
- Monika Kastner
- Jasmin Donlic
- Barbara Hanfstingl
- Herausgeber
- Elisabeth Jaksche-Hoffman
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-8474-1467-4
- Abmessungen
- 14.7 x 21.0 cm
- Seiten
- 190
- Kategorie
- Lehrbücher