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Das Piper-Modell und seine Anwendung
Das Piper-Modell ist ein anwendungsorientierter, kindzentrierter Ansatz, in
dem es darum geht, Verständnis für das Verhalten eines Kindes aufzubauen.
Durch die gezielte Unterstützung der Lehrkräfte sollen schließlich die Kinder
lernen, das eigene Verhalten zu verstehen, um in weiterer Folge die eigenen
Gefühle besser regulieren und sich selbst beruhigen zu können (vgl. Piper
2017). Zentrale Punkte in der Anwendung des Piper-Modells sind die Einbin-
dung von Lehrpersonen, Eltern und betroffenen Kindern, die gemeinsame Er-
arbeitung von Risiko- und Resilienzfaktoren, die systematische Dokumenta-
tion von Regulations- und Beruhigungsstrategien durch die Lehrpersonen und
das Kind selbst sowie die Dokumentation des Fortschrittes über drei Monate.
Die Anwendung des Piper-Modells in Österreich wird nicht zuletzt wegen
der Schließung von Sonderschulen mit gleichzeitiger Integration der Schüle-
rInnen mit sonderpädagogischem Förderbedarf in die Regelschulen überlegt.
Die Integration funktioniert aus verschiedenen Gründen (z.B. Personalmangel
mit gleichzeitig zu hoher Heterogenität in den Klassen) oft nur mit mäßigem
Erfolg, weswegen diese Kinder oft in Kleingruppen außerhalb des Regelunter-
richtes in sogenannten Time-out-Gruppen geführt werden. Diese Time-out-
Gruppen wurden ursprünglich für Kinder und Jugendliche mit Entwicklungs-
störungen und Störungen des Sozialverhaltens eingerichtet, um ihnen eine zeit-
lich begrenzte Auszeit aus Großgruppen und eine spezielle Förderung zukom-
men zu lassen. Dies soll gewährleisten, dass sie rasch wieder in den Regelun-
terricht zurückkehren können (Zobernig 2016). Durch den Aufenthalt von Kin-
dern mit sonderpädagogischem Förderbedarf erhöhte sich jedoch die Hetero-
genität in den Kleingruppen, was die Reintegration von Kindern mit Störungen
des Sozialverhaltens in den Regelunterricht erschwerte.
Mit Hilfe des Piper-Modells soll den Lehrpersonen eine systematische Un-
terstützung zur Verfügung gestellt werden, um Kindern mit Störungen des So-
zialverhaltens möglichst rasch und gezielt die Rückkehr in den Regelunterricht
zu ermöglichen. Aufgrund der unterschiedlichen Schulsysteme und Ressour-
cenlage in England und Österreich wurde für die österreichische Pilotstudie
das Piper-Modell speziell adaptiert. Während in England ein kollaboratives
Team bestehend aus LehrerInnen, Eltern, PsychologInnen, SchulleiterIn und
BetreuerInnen rund um das Kind arbeitet, wird das Training in Österreich der-
zeit schulintern mit Hilfe von speziell geschulten Lehrpersonen umgesetzt.
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Buch Lernprozesse über die Lebensspanne - Bildung erforschen, gestalten und nachhaltig fördern"
Lernprozesse über die Lebensspanne
Bildung erforschen, gestalten und nachhaltig fördern
Veröffentlicht mit Unterstützung der Fakultät für Kulturwissenschaften der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
- Titel
- Lernprozesse über die Lebensspanne
- Untertitel
- Bildung erforschen, gestalten und nachhaltig fördern
- Autoren
- Monika Kastner
- Jasmin Donlic
- Barbara Hanfstingl
- Herausgeber
- Elisabeth Jaksche-Hoffman
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-8474-1467-4
- Abmessungen
- 14.7 x 21.0 cm
- Seiten
- 190
- Kategorie
- Lehrbücher