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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 1:1
Seite - 152 -
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152 | www.limina-graz.eu sondern muss sich selbstkritisch damit auseinandersetzen (Grümme 2015, 197–195). Solche Festschreibungen und subtilen Suppositionen finden sich zudem in den Erwartungen, die mit der Repräsentationslogik verbunden sind. Sie manifestiert sich bereits dort, wo etwa islamische Kinder muslimische Gebetspraxis im Religionsunterricht einspielen sollen. Um interreligiöses Begegnungslernen zu initiieren, bittet man etwa einen türkischen Schü- ler in den katholischen Religionsunterricht zur Darstellung muslimischer Gebetsriten. Diese nach schulpädagogischen Forschungen weit verbrei- tete Didaktik setzt die Zuschreibung von religiösen Praktiken voraus („Als Muslim glaubst Du doch...“) (Schweitzer 2013, 276; Grümme 2017, 53–54). Ein Schüler wird aus der Gruppe der Mitschüler religiös identifiziert und aus der Gruppe der peers herausgenommen. In aller Deutlichkeit markiert dies jene Dialektik des Heterogenitätsdiskurses, der im Willen zur Parti- zipation, zur Anerkennung und Individualisierung zu Zuschreibungen, zu essentialisierenden Festschreibungen, zu Reifizierungen und damit zu „stereotypen Festlegungen“ neigt (Schweitzer 2013, 276). Intentional auf die Würdigung von Differenz angelegt, wird diese zugleich produziert (vgl. Rieger-Ladisch 2017, 27–42). Diese Logik, aus der heraus Anerkennungsprozesse sich als „verkennende Anerkennung“ artikulieren (vgl. Bedorf 2010), ist im Interreligiösen Ler- nen zu erkennen. Zwei Phänomene sollen illustrierend herausgegriffen werden: Auf ebenso bedrückende wie fast karikierende Weise wird dies auf der Ebene der Materialien und Schulbücher exemplarisch manifest, insofern etwa das Judentum in Schulbüchern als frommes orthodoxes Judentum präsentiert wird, das sich in einem Kippa tragenden und die Gebetsriemen anlegen- den jüdischen Jungen verkörpert (vgl. Meyer 2007). Was schulbuchpäda- gogisch altersgemäßes Einfühlen in die peers, was Perspektivenwechsel anzielt, ist doch auf mehreren Ebenen hoch problematisch: auf der Makro- Ebene wird das Judentum als eine Religion gesehen, die sich den Prozessen der Pluralisierung, Individualisierung und Säkularisierung auf eine ganz opake Weise habe entziehen können. Auf der Meso-Ebene des Judentums selber wird dieses als kohärentes Gebilde gezeigt, ohne die inneren Dif- ferenzierungen des Judentums auch nur zu erwähnen. Auf der Mikroebene Bernhard Grümme | Religionsunterricht zwischen Macht und Bildung Der Heterogenitätsdiskurs will Partizipation, Anerkennung und Individualisierung und neigt zugleich zu Essenzialismus, Reifizierung und stereotypen Festlegungen.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 1:1
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
1:1
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
236
Kategorien
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