Seite - 185 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 1:1
Bild der Seite - 185 -
Text der Seite - 185 -
185 | www.limina-graz.eu der in der Rubrik „Bibel“ am 30.3.2018 alleine 746 Einträge auflistete.
Im Umfeld der Bibliotheksdigitalisierung etabliert sich gegenwärtig eine
Technologie, welche diese dezentrale Digitalisierung in eine dem NT.VMR
ähnliche Resource überführen könnte. Mit Schnittstellen nach dem Stan-
dard ders International Image Interoperability Framework (IIIF 2011–2018)
ist es möglich, Anzeigeanwendungen wie Mirador zu programmieren, die
Digitalisate aus unterschiedlichen Quellen im Netz zusammenführen kann
(Mirador 2014–2018). Eine solche Technologie im Rahmen digitaler Edi-
tionen zu verwenden bedeutet, wie die Kodierung von Texten in XML/TEI,
einen Schritt in Richtung Abstraktion des editorischen Modells von einer
konkreten technischen Lösung.
Älter ist der Zugang zu den Handschriften über die Präsentation von
einzelnen, berühmten Stücken: Das Ben-Zvi-Institut, Jerusalem, hat dem
Aleppo Codex 2007 eine eigene Webseite gewidmet, die – mit der inzwi-
schen veralteten propriertären Flash-Technologie – umfassend über die
Handschrift informiert und Farbbilder von ihr zugänglich macht. Hier fin-
det also keine kritische oder „eklektizistische“ Edition statt, sondern ein
einzelner Textzeuge steht im Mittelpunkt. Schon daran, dass die modernen
Editionen der hebräischen Bibel sich bevorzugt auf den Leningrad Codex
beziehen, ist erkennbar, dass dabei die textkritische Bewertung der Über-
lieferung der Digitalisierung vorgängig ist, gewissermaßen sogar auf die
textkritische Arbeit der Masoreten im hohen Mittelalter zurückgegriffen
wird.
Etwa zur gleichen Zeit ist auch das Neue Testament mit diesem Zugang
digital ediert worden. Der Codex Sinaiticus ist im 4. Jahrhundert entstan-
den und damit die älteste uns bekannte Handschrift, die das ganze Neue
Testament enthält, welchem die Septuaginta in einem teilweise beschädig-
ten Teil unter Einschluss nicht-kanonisierter Texte vorangeht. Der Codex
ist auf Grund seines Umfangs und seines Alters einer der bedeutendsten
Textzeugen des Neuen Testaments. In einem Gemeinschaftsprojekt ist der
in der British Library aufbewahrte Hauptteil mit den Fragmenten in der
Universitätsbibliothek Leipzig, der Russischen Nationalbibliothek und dem
Katharinenkloster am Sinai selbst digital zusammengeführt worden (Tuck/
Milne 2007). Hier kommen die etablierten Methoden der digitalen Edition
umfassend zum Einsatz, wie z. B. eine ausführlich annotierte Transkrip-
Georg Vogeler | Religion aus Daten?
Digitalisierte Editionen machen älteste Codices für Annotationen und für den
Arbeitszugriff ohne Gefahr einer Beeinträchtigung des Quellenmaterials verfügbar.
Limina
Grazer theologische Perspektiven, Band 1:1
- Titel
- Limina
- Untertitel
- Grazer theologische Perspektiven
- Band
- 1:1
- Herausgeber
- Karl Franzens University Graz
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- Abmessungen
- 21.4 x 30.1 cm
- Seiten
- 236
- Kategorien
- Zeitschriften LIMINA - Grazer theologische Perspektiven