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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 1:1
Seite - 188 -
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188 | www.limina-graz.eu fahren, Kontrollen auf Grund von grammatischen und rezitativen Regeln. Erst abschließend haben Menschen den Text an der Fassung des Korans, die der König-Fahd-Complex als Referenz erstellt, geprüft. Auch in diesem Fall konzentriert sich die textkritische Methode darauf, sicherzustellen, dass der Text der Uthmanischen Fassung entspricht. Überlieferungskri- tische Beobachtungen werden keine gemacht. So beobachtet Andrew Rip- pin auch noch 2013 (Rippin 2013, 124), dass die digitalen Formen des Koran keine weitere editorische Dokumentation, keine neuen Kommentare oder Werkzeuge zu kollobarativer Forschung anbieten – all das, was die Arbei- ten an digitalen Editionen von christlichen und jüdischen Bibeltexten als Fortentwicklung der wissenschaftlichen Editionsmethoden entwickelt ha- ben. Ganz anders ist der Zugang des Corpus Coranicum, das seit 2007 an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Leitung von Angelika Neuwirth und Michael Marx erarbeitet wird. Es be schreibt sich selbst nicht als digitale Edition, sondern versteht sich als umfassende Dokumentation (Marx 2015, 255). Michael Marx lässt es 2015 noch aus- drücklich offen, ob daraus eine kritische Edition entstünde (Marx 2015, 261). Das Corpus gründet auf der Vision von Gotthelf Bergsträßer und Otto Pretzl, den Kairiner Koran um einen kritischen Apparat zu erweitern, der die Text überlieferung nachweist (Bergsträßer 1930; Bergsträßer/Pretzl 1938). Bergsträßer und sein Team sammelten Bilder der ältesten Textzeu- gen des Korans aus den ersten Jahrhunderten des Islam, die den Grund- stock der Arbeit des Corpus Coranicum bilden. Das digitale Corpus stellt primär die in den Handschriften und in der Literatur dokumentierten Text varianten zusammen. Daneben gibt es auch ein Faksimile des Kairiner Korans mit Transkription, Transliteration und deutscher Übersetzung. Die Dokumentation des Corpus geht aber weiter: Das Berliner Team arbeitet an einem ausführlichen textkritischen, texthistorischen und literarischen Kommentar, der auch eine Beschreibung der Situativität und Hörererwar- tung der jeweiligen Textstelle einschließt. Das Corpus sammelt schließlich auch zeitgenössische „Umwelttexte“, die zu jedem Vers Parallelstellen aus persischen, zoroastrischen, christlichen, und assyrisch-aramäischen Tex- ten angibt. Textkritische Arbeit hat sich hier also weiträumig ausgedehnt. Technisch beruht das Projekt auf einer Sammlung von Lösungen (SQL- Datenbank der Lesarten, Beschreibungen der Handschriften und Kom- mentare in XML/TEI), die das Kategoriensystem der analytischen Arbeit und das Beziehungsgeflecht zwischen den Teilen abzubilden versuchen. Auch wenn das Projekt den Titel „Edition“ verweigert, hat es doch umfang- Georg Vogeler | Religion aus Daten?
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 1:1
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
1:1
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
236
Kategorien
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