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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 1:1
Seite - 193 -
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193 | www.limina-graz.eu lage binären, also diskret arbeitenden Modell abstrahiert. Der Text wird zu einer Datenstruktur. Damit stellen sich ganz andere Fragen, zu denen die Theologie Stellung nehmen wird. Kann der Text von seiner Position im theologischen Lehr- gebäude überhaupt digitalisiert werden? Ist die Umwandlung in Daten zulässig und möglich? Digitale Koranausgaben bemühen sich z.  B. um eine richtige Typographie. Sie reduzieren den Text also nicht auf eine Sequenz von numerischen Symbolen, die abstrakte Buchstabenformen beschreiben, sondern sorgen auch für Algorithmen, die den Text angemessen visuell darstellen. Die vorgestellten digitalen Editionen werden auf jeden Fall eines tun: sie werden die Grundlagentexte nicht nur im autorisierten linguistischen Code als Daten verfügbar machen, sondern auch in ihrer Überlieferung. Durch die Vernetzungsmöglichkeiten digitaler Edition ist diese Entwicklung auch unabhängig davon, dass sich einzelne Aktivitäten, wie z.  B. die von tan- zil.net, auf die Erstellung eines einzigen, richtigen Textes konzentrieren, denn die digitale Überlieferungsdokumentation des Corpus Coranicum ist ja gerade an den autorisierten Korantext gebunden. Ich denke, die Überlie- ferung ist in diesem Kontext nicht als Konkurrenz zum richtigen Text zu verstehen, sondern als Spuren der religiösen Praxis der Gemeinschaften. Müßte sich die digitale Edition also nicht darauf konzentrieren, diese Spu- renhaftigkeit anschaulich zu machen? Wäre es vielleicht ihre theologische Aufgabe, der historischen religiösen Praxis nachzugehen und zu erklären, in welchen menschlichen Gemeinschaften die Handschriften entstanden sind und wie sie dort benutzt wurden? Oder könnten sie Vorschläge ma- chen, was die stemmatologische Verwandtschaft, die mit automatischer Kollation ermittelt wird, für die Offenbarung der religiösen Texte bedeutet? Die „Verdatung“ der Texte hat eine weitere grundlegende Konsequenz: Wie David C. Parker schon 2003 beobachtet hat, sind die Texte damit nur noch vermittelt zugänglich. Jede Benutzeroberfläche beruht auf Algorithmen – und mit van Zundert/Andrews (2018) muss man auch akzeptieren, dass schon eine „pure“ Präsentation als Datenstrom eine algorithmische Ver- arbeitung ist. Diese Verarbeitung kann nur sehr einfach sein, wenn es z.  B. um das Kopieren der Bits von einem Datenträger auf eine andere Peripherie geht. Der Einfluss von Alogrithmen, die die numerischen Symbole in vi- Georg Vogeler | Religion aus Daten? Kann ein Text, der in einem theologischen Lehrgebäude an einem bestimmten Platz steht, überhaupt digitalisiert werden?
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 1:1
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
1:1
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
236
Kategorien
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