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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 2:1
Seite - 78 -
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78 | www.limina-graz.eu das Nachsehen gehabt hätten, seien die Angestellten ehemals ostdeutscher Betriebe gewesen. Viele hätten lange keine Arbeit mehr gefunden oder sei- en in den Westen abgewandert, was eine ohnehin schon strukturschwache Region wie Großdubrau noch weiter geschwächt habe. Auch Familien seien in dieser Zeit zerbrochen. Über die Ereignisse von damals zu sprechen, falle den Leuten heute noch schwer – zu tief sitze das Gefühl von Demütigung und Scham. Der Schmerz, der sich tief in die Biografien der Menschen ein- gegraben habe, sei nicht verarbeitet und breche sich in ganz anderer Ge- stalt, nämlich als Fremdenfeindlichkeit, Bahn: In Großdubrau habe die AfD im Jahr 2017 bei den Bundestagswahlen 42,4 Prozent erreicht (vgl. Köpping 2018, 23–29). Hat der Westen nach der Wende seine wirtschaftlichen Interessen eifer- süchtig gegen den Osten durchgesetzt und ihn damit an einer eigenstän- digen Anpassung an die Marktwirtschaft gehindert? Was Köpping fordert, ist die wissenschaftliche Aufarbeitung der Treuhandtätigkeit: Es müsse geklärt werden, wie die volkseigenen Betriebe aus der DDR-Zeit 1989/90 wirtschaftlich aufgestellt waren, ob sie tatsächlich alle marode waren, oder ob man sie schlecht rechnete. Da die Treuhandakten bis vor wenigen Jah- ren verschlossen waren, kann eine Aufarbeitung erst jetzt beginnen. Das Münchner Institut für Zeitgeschichte wurde 2016 vom Bundesfinanzminis- terium damit beauftragt, die Geschichte der Treuhandanstalt zu untersu- chen. Köpping begrüßt dieses Vorhaben ausdrücklich, beklagt jedoch auch das intransparente Vergabeverfahren und äußert die Befürchtung, dass sich bei der Geschichtsschreibung erneut die westliche Perspektive durch- setzen könnte – etwa wenn die krisenhaften Transformationsprozesse der Nachwendezeit als zwar schmerzhaft, aber alternativlos beschrieben wür- den (vgl. Köpping 2018, 38–45). Haben die von Arbeitslosigkeit und Armut betroffenen Menschen das Ge- fühl, im Prozess der Wiedervereinigung auf der Strecke geblieben zu sein, so haben nach einer Umfrage der Sächsischen Zeitung fast alle Ostdeut- schen das Gefühl einer Abwertung gegenüber den Westdeutschen (vgl. Köpping 2018, 68). Dieses Gefühl rührt laut Köpping unter anderem daher, dass viele Berufsabschlüsse der DDR in Westdeutschland nicht anerkannt worden seien: Habe man in DDR-Zeiten einen Facharbeiter- oder Meis- terabschluss erworben, so werde dessen Gleichwertigkeit bis heute nur auf margit Wasmaier-sailer | recht tun – recht verlangen Was aussteht, ist die tiefe gegenseitige Anerkennung zwischen Ost- und Westdeutschen.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 2:1
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
2:1
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
194
Kategorien
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