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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 2:1
Seite - 163 -
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163 | www.limina-graz.eu Franz Gmainer-Pranzl | „... mit dem menschengeschlecht und seiner Geschichte wirklich innigst verbunden ...“ Die aktuellen Entwicklungen in Europa und weltweit, die von einem er- starkenden Nationalismus, identitĂ€ren Diskursen und rechtspopulisti- schen Politikstrategien, von illiberalen religionspolitischen Koalitionen und einer aggressiven Ökonomisierung vieler Lebensbereiche geprĂ€gt sind, haben viele Menschen ĂŒberrascht und regelrecht ĂŒberrollt; sympto- matisch dafĂŒr sind Wahlsiege rechter Parteien, die noch vor einiger Zeit niemand ernst nahm, oder politische Parolen (gegen liberale, grĂŒne oder sozialdemokratische Politiken, gegen Migrantinnen und Migranten, gegen Menschen mit Behinderung, gegen Frauen und sozial Ausgegrenzte usw.), die man noch vor zehn Jahren kaum öffentlich auszusprechen wagte. Ne- ben dem europĂ€ischen Szenario, das immer stĂ€rker von zentrifugalen und isolationistischen KrĂ€ften beeinflusst wird, toben in mehreren LĂ€ndern der Welt erbitterte Auseinandersetzungen zwischen Gruppen, die ihre Identi- tĂ€ten kulturell und vor allem religiös aufladen – Syrien ist hier das bekann- teste und traurigste, aber bei weitem nicht das einzige Beispiel. Als ‚Kronzeuge‘ dieser Entwicklung wird hĂ€ufig Samuel Huntington ge- nannt, dessen Clash of Civilizations (1996) einen Übergang von ideologisch- politischen PrĂ€gungen (kapitalistisch/sozialistisch) zu kulturellen Iden- titĂ€ten (wir/andere) diagnostizierte: „Die Frage ‚Auf welcher Seite stehst du?‘ ist ersetzt worden durch die viel elementarere Frage ‚Wer bist du?‘“ (Huntington 1996, 193). Huntingtons essentialistischer Kulturbegriff so- wie sein Konzept konfligierender ‚Kulturkreise‘ wurden zwar massiv kri- tisiert und beispielsweise von Harald MĂŒller als „politikwissenschaftlicher ManichĂ€ismus“ (MĂŒller 1998, 22) bezeichnet; in den letzten zwei Jahr- zehnten, die seit dem Erscheinen des Buches vergangen sind, hat aller- dings die globale politische RealitĂ€t die hĂ€rtesten Thesen Huntingtons, was „IdentitĂ€tskriege“ (Huntington 1996, 415) oder die Dynamik von „Bruch- linienkriegen“ (ebd., 441) betrifft, ĂŒberholt. Wer etwa im Jahr 1996 noch folgende ErklĂ€rung einer ‚Wir-gegen-sie‘-Tendenz bei Huntington las: „Hassen ist menschlich. Die Menschen brauchen Feinde zu ihrer Selbst- definition und Motivation: Konkurrenten in der Wirtschaft, Gegner in der Politik. Von Natur aus misstrauen sie und fĂŒhlen sich bedroht von jenen, die anders sind und die FĂ€higkeit haben, ihnen zu schaden.“ (ebd., 202), emp- fand diese Formulierung als maßlose Übertreibung; die Wirklichkeit, wie gesagt, hat diese Position lĂ€ngst eingeholt. Ein halbes Jahrhundert vorher Die aktuellen Entwicklungen haben viele Menschen ĂŒberrascht und regelrecht ĂŒberrollt.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 2:1
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
2:1
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
194
Kategorien
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