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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 2:1
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166 | www.limina-graz.eu Franz Gmainer-Pranzl | „... mit dem menschengeschlecht und seiner Geschichte wirklich innigst verbunden ...“ tiert nur das Licht der Sonne.4 Als derart ‚Beleuchtete‘ bzw. ‚Erleuchtete‘ erhellt sie das Leben der Menschen, ist sie „in Christus gleichsam das Sa- krament bzw. Zeichen und Werkzeug fĂŒr die innigste Vereinigung mit Gott und fĂŒr die Einheit des ganzen Menschengeschlechts [
]“ (LG 1).5 Diese Passage sollte weder als ‚reine Metaphorik‘ noch als ‚fromme Tra- dition‘ abgetan werden. Gewiss wird eine gegenwĂ€rtige Ekklesiologie, die „im Zeichen einer Marginalisierung des Christentums als Kirche“ (Hoff 2011, 36) steht und seit dem Zweiten Vatikanum grundlegende Verschie- bungen ihrer gesellschaftlichen Koordinaten erfahren hat, diese Semantik des Sakraments und des Lichts nicht einfach ĂŒbernehmen und ungebrochen rezipieren können. Das entscheidende Motiv in dieser ‚OuvertĂŒre‘ zur Kir- chenkonstitution Lumen gentium jedoch, der Bezug auf die gesamte Mensch- heit, gehört untrennbar zum (Selbst-)VerstĂ€ndnis von Kirche. Sie will nicht nur „ihr Wesen und ihre allumfassende Sendung ihren GlĂ€ubigen und der gesamten Welt eindrĂŒcklicher erklĂ€ren“, sondern den „VerhĂ€ltnissen die- ser Zeit“ gerecht werden, die es dringlich erfordern, dass „alle Menschen, die heute durch vielfĂ€ltige soziale, technische und kulturelle Bande enger verbunden sind, auch die volle Einheit in Christus erlangen“ (LG 1). Dass es hier nicht bloß um eine Art katechetische Initiative geht, sondern um einen grundlegenden Anspruch fĂŒr die Kirche, zeigt das Vorwort von Gaudium et spes: Es identifiziert nicht nur die „Freude und Hoffnung, Trau- er und Angst der Menschen dieser Zeit“ mit genau den Erfahrungen, die auch die „JĂŒnger Christi“ machen, sondern verpflichtet die Kirche, die empfangene Heilsbotschaft „allen vorzulegen“ (GS 1), also nicht nur den Bekannten, Freunden oder Vertrauten, sondern auch jenen Menschen, mit denen sich die Kirche möglicherweise schwer tut, die sie nicht versteht, die ihr fremd sind. Die Kirche, und das ist der springende Punkt, „erfĂ€hrt [
] sich mit dem Menschengeschlecht und seiner Geschichte wirklich innigst verbunden“ (GS 1). Deshalb richtet das Konzil sein Wort auch bewusst „an alle Menschen“ (GS  2) – was nicht als diplomatische Formel zu verstehen ist, sondern als zentrales Charakteristikum kirchlicher Sendung. ‚Kirche‘ – das ist keine Sondergruppe, die es sich in ihrem Milieu bequem einrichtet und auf die ‚Kirchenfernen‘ herabschaut; das Licht, von dem sie beschienen ist – um nochmals die Bildsprache von Lumen gentium 1 aufzugreifen  –, ist nicht fĂŒr sie selbst, sondern fĂŒr die Menschheit. Mit dem „Superlativ Der Bezug auf die gesamte Menschheit gehört untrennbar zum SelbstverstĂ€ndnis von Kirche in den VerhĂ€ltnissen dieser Zeit. 4 Vgl. die zahlreichen Belege zur Mondmystik und „lunaren Dog- matik“ (Origenes) bei Rahner 1964, 97–139; in diesem Sinn gebe es bei Origenes „ein mystisches ‚Unnötig- werden‘ der Kirche“ (ebd., 112). 5 In einer Rundfunkbotschaft von Papst Johannes XXIII. wenige Wo- chen vor der Eröffnung des Konzils taucht dieses Motiv des Lichtes Christi mit Verweis auf die Liturgie der Osternacht auf: „Plötzlich erklingt in der Liturgie sein Name: Lumen Christi. Die Kir- che Jesu antwortet aus allen Teilen der Erde: Deo gratias, Deo gratias, gleichsam als ob sie sagte: ja, Licht Christi, Licht der Kirche, Licht der Völker.“ (Johannes XXIII. 2006, 477) Zu einigen theologiehistorischen HintergrĂŒnden vgl. Semmelroth 1972, 322–327.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 2:1
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
2:1
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
194
Kategorien
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