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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 2:1
Seite - 167 -
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167 | www.limina-graz.eu Franz Gmainer-Pranzl | „... mit dem menschengeschlecht und seiner Geschichte wirklich innigst verbunden ...“ ‚innigste Verbindung‘“, so Hans-Joachim Sander in seinem Konzilskom- mentar, „[…] wird eine Ausschließung überwunden, die bis dahin selbst- verständlich war“ (Sander 2005, 710), ja mehr noch: Die Plausibilität der Zuordnung von Kirche und ‚Welt‘ dreht sich um. Nicht die Kirche richtet über die (böse) ‚Welt‘, sondern diese Welt nimmt die Kirche in die Pflicht; ohne Bezug zur Welt und zur Gesamtheit der Menschheit hat die Kirche buchstäblich keinen Sinn. Als ‚Welt-Kirche‘ kann sie gar nicht anders, als sich dieser Welt zuzuwen- den; von daher hat die Kirche „die Welt der Menschen vor Augen bzw. die gesamte menschliche Fami- lie mit der Gesamtheit der Wirklichkeiten, unter denen sie lebt; die Welt, den Schauplatz der Geschichte des Menschengeschlechtes, von seiner Tätigkeit, seinen Niederlagen und Siegen gezeichnet […]“ (GS 2). Und das Konzil betont von dieser Perspektive her, „seine Verbundenheit, Achtung und Liebe gegenüber der ganzen Men- schenfamilie, der sie eingefügt ist, nicht beredter zu beweisen als da- durch, dass es mit ihr ein Gespräch über diese vielfältigen Probleme beginnt, das aus dem Evangelium gewonnene Licht beibringt und dem Menschengeschlecht jene heilsamen Kräfte zur Verfügung stellt, die die Kirche selbst unter der Führung des Heiligen Geistes von ihrem Gründer empfängt“ (GS 3). Mit anderen Worten: Eine Kirche, die keinen Dialog mit der Welt führt, ist nicht die Kirche Jesu Christi. An diesem Bezug auf die gesamte Menschheit, an dem das Konzil festhält, ist zweierlei bemerkenswert: Zum einen besteht die größte Sorge der Kir- che nicht in ihrem eigenen Wohlergehen, sondern im Frieden und in der Einheit der Menschheitsfamilie.6 Nicht der Erfolg der eigenen Institution, sondern die Vision der einen Menschheit bewegt das Konzil – dieses Mo- tiv des Zweiten Vatikanums ist in der ekklesiologischen Diskussion noch längst nicht entsprechend rezipiert. Oder wer würde, wenn es um die Frage nach den wichtigsten Beiträgen des Konzils zur Kirchenreform geht, mit Begeisterung auf Gaudium et spes 2 und Nostra aetate 1 verweisen? Zum an- 6 So auch im Dekret über die missi- onarische Tätigkeit der Kirche Ad gentes: „In der gegenwärtigen Ordnung der Dinge aber, aus der eine neue Situation für die Mensch- heit aufsteigt, wird die Kirche […] noch dringender gerufen, die ganze Schöpfung zu heilen und zu erneu- ern, damit alles in Christus wieder- aufgerichtet wird und in Ihm die Menschen eine Familie und ein Volk Gottes bilden.“ (AG 1) Ebenso heißt es in der Einleitung zur Erklärung über die Haltung der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen Nostra aetate: „Bei ihrer Aufgabe, Einheit und Liebe unter den Menschen, ja sogar unter den Völkern zu fördern, erwägt sie [die Kirche, F. G.-P.] hier vor allem das, was den Menschen gemeinsam ist und sie zur gegenseitigen Gemein- schaft führt.“ (NA 1) Eine Kirche, die keinen Dialog mit der Welt führt, ist nicht die Kirche Jesu Christi.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 2:1
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
2:1
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
194
Kategorien
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