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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
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27 | www.limina-graz.eu Richard Sturn | Generationengerechtigkeit, Generationenvertrag und Entsolidarisierung Wie dem auch sei: Aus Schreiber (1955) und Orszag/Stiglitz (1999) las- sen sich einige jener praktisch-ökonomischen und prinzipiellen Grün- de für einen „Generationenvertrag“ zur Alterssicherung erschließen, der in die angedeuteten Vorstellungen einer Solidargemeinschaft eingebettet ist. Der zweite Teil des Schreiberʼschen Generationenvertrags, die Fami- lienpolitik, kann dann und nur dann Teil eines solchen übergreifenden Generationenvertrags sein, wenn er alle Einkommensschichten umfasst. Leistungen und Entlastungen dürfen weder auf die „Bedürftigen“ be- schränkt sein noch dem Prinzip des Statuserhalts folgen. Moderne Familienpolitik muss darüber hinaus in eine Bildungspolitik im weitesten Sinn integriert sein, die insbesondere jenen Herausforderungen für die sozio-kulturelle Reproduktion von Gemeinschaften gerecht wird, welche die Moderne durch ihre hohe soziale, geographische und interkul- turelle Mobilität mit sich bringt. Dabei kommt der Förderung „benachtei- ligter“ Kinder besondere Priorität zu, weil ohne eine solche ex ante-Förde- rung ihre Teilhabe am sozialen, ökonomischen und kulturellen Leben der sich dynamisch entwickelnden Gesellschaft akut gefährdet ist. Die sozio- kulturelle Bedeutung solcher Programme, die indes keine Förderghettos für Benachteiligte bilden, sondern möglichst inklusionsfördernd angelegt sein sollten, kommt sogar regelmäßig in jenen Rentabilitätsberechnungen zum Ausdruck, die von Seiten der Ökonomik zu diesem Thema vorgelegt werden. So zeigt eine Studie von Hendren und Sprung-Kayser (2019) eine um den Faktor 5 überdurchschnittliche Rentabilität solcher Programme. Im Spannungsfeld ultraindividualistischer und traditional-kollektivisti- scher Sichtweisen ist gleichwohl der Status solcher Programme und ganz allgemein öffentlicher Institutionen, welche die Umsetzung eines kollek- tiven Generationenvertrags zum Zweck haben, kontrovers. Die Vorstellung schrittweise erweiterter Solidargemeinschaften stößt eben nicht überall auf Zuspruch. Marktlibertäre sehen öffentliche Institutionen verteilungs- politisch allenfalls als ex post-Lückenbüßer für jene, die großes Pech ge- habt haben, und meinen, moderne Märkte seien so effizient, dass von der Bildung bis zur Alterssicherung der Markt alles im Sinne der bestmöglichen Befriedigung aller Wünsche regelt. Tatsächlich ist es ja unter bestimmten Idealbedingungen vorstellbar, dass Kapital- und Versicherungsmärkte jedem und jeder jene Alterssicherung Familienpolitik bedeutet immer auch Bildungspolitik.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
3:1
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
222
Kategorien
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