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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
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37 | www.limina-graz.eu Richard Sturn | Generationengerechtigkeit, Generationenvertrag und Entsolidarisierung Anhang Vertiefende Anmerkungen zu Problemen bei der Anwendung von Kosten- Nutzen-Analysen (KNAs) auf die Evaluierung klimapolitischer Maßnahmen Die Diskontierungsprobleme bei der Evaluierung klimapolitischer Maßnahmen in KNAs sind nur die Spitze eines Eisbergs im Hinblick auf ein allgemeineres Problemmuster: In Bezug auf übergreifende, zeitlich ausdehnte Problemstellungen ist der Rückgriff auf Be- wertungsprinzipien problematisch, die bei viel „kleineren“, d. h. vor allem auch, besser aus dem übergreifenden Kontext analytisch herauslösbaren Problemen Sinn machen. Nicholas Stern (der selbst viel zur theoretischen Verfeinerung der KNA beigetragen hat) wendet zwar in besonders viel beachteter Weise das KNA-Instrumentarium auf das Kli- maproblem an und reflektiert einen Teil der entstehenden einschlägigen Probleme. Ge- rade auch aus dem einschlägigen Schrifttum Sterns zu den theoretischen Grundlagen der KNA kann man lernen, dass wichtige operative Voraussetzungen der KNA ceteris paribus Annahmen erfordern, die nur für „kleine Projekte“ vorausgesetzt werden können. Ich kann hier nur andeuten, worin diese Probleme bestehen. Ein Hintergrund ist der par- tialanalytische Charakter von Grenzvermeidungskosten- und Grenzschadensfunktio- nen, ihre Verteilungsabhängigkeit bzw. die Tatsache, dass sie nur „Momentaufnahmen“ unter sonst gleichen Umständen sind, die allenfalls für kleine Änderungen konstant blei- ben, wohingegen bei größeren Änderungen (z. B. im Emissionsniveau) Rückwirkungen auf den Verlauf der Kurven zu erwarten sind. Stern ist sich des Problems bewusst und ver- sucht deshalb, diese Falle zu vermeiden. Er passt die verwendete Methode entsprechend an. Beim Treibhauseffekt liegen, wie er ausführt, „non-marginal changes to societies, not merely small changes amenable to ordinary project appraisal“ (Stern 2007, 28) vor. Er verwendet daher einen „formal comparison between paths“ (39f.), um dem Rechnung zu tragen. Allerdings ist auch dies nicht ohne Probleme. Denn diese adaptierte Herangehensweise der KNA ermöglicht nur die Evaluierung eines bestimmten klimapolitischen Maßnahmenszenarios („Projekt“) vor dem Referenzsze- nario business-as-usual. Sie kann aber zum einen nicht die Frage beantworten, ob es noch weitere „Projekte“ gäbe, die noch besser sind (vgl. kritisch-alternativ hierzu Llavador/ Roemer/Silvestre 2009). Zum anderen stellt sich die Frage, ob und wie ein business-as- usual-Szenario angesichts der multiplen Problemhorizonte und Interdependenzen kohä- rent formuliert werden kann. Anhand des Stern-Reviews wurde auch das oben skizzierte Diskontierungsproblem in extenso kontrovers diskutiert. Diese kontroverse Diskussion entstand im Anschluss an die Annahme einer nur wenig über Null liegenden Diskontrate im Stern-Review. Stern (2007) verwendet die normative Prämisse des discounted utilita- rianism, wobei er allerdings (im Unterschied zu Nordhaus und anderen) die Kosten- und Nutzenströme, welche zukünftige Generationen betreffen, mit einer nur ganz wenig über
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
3:1
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
222
Kategorien
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