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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
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46 | www.limina-graz.eu Jochen Ostheimer | Den eigenen Untergang erzählen, um ihn zu verhindern intensiviert. Eine Aufklärung und Warnung der gesellschaftlichen Öffent- lichkeit geschah dann im späten 20. Jahrhundert, als der allgemeine Auf- schwung der Umweltbewegung und die konkrete Besorgnis über das Ozon- loch einen Resonanzraum für die Ergebnisse der Klimaforschung geschaf- fen hatten. Seit der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro 1992 und der dort verabschiedeten UN-Klimarahmenkonvention hat sich die Erkenntnis, dass sich die Atmosphäre erwärmt, dass die von Menschen bewirkte Freisetzung von Kohlendioxid und anderen Treib- hausgasen die ausschlaggebende Ursache ist und dass diese Entwicklung im Ganzen negative Folgen nach sich ziehen wird, allmählich weltweit durchgesetzt, und die Gefahren sind „offiziell“ anerkannt. Was diese Variante des Klimadiskurses auszeichnet, ist ein nur selten zu beobachtender Gleichklang von natur- und zunehmend auch sozialwis- senschaftlicher Forschung, medialer Berichterstattung, großer weltgesell- schaftlicher Besorgnis und beginnender Gesetzgebung. Ebenso wie andere Umweltdiskurse, etwa über den sauren Regen und das Waldsterben oder die Vermüllung der Umwelt, besitzt der Klimadiskurs ei- nen gesellschaftskritischen Unterton. Ein Handeln nach der Maxime „wei- ter so wie bisher“ ist nicht tragbar, weder ökologisch noch gesellschaftlich noch moralisch. Dies wird nicht nur argumentativ dargelegt, sondern mehr noch bildgewaltig dargestellt, etwa indem die Leitfigur der Fridays-for- future-Bewegung, Greta Thunberg, zum ersten UN-Klimagipfel für Ju- gendliche in New York im August 2019 mit einem Segelboot anreiste. Die Katastrophe einer neuen Eiszeit In den 1970er-Jahren konkurrierte das Modell der globalen Erwärmung mit einer gegenläufigen Sichtweise, die eine neue Eiszeit auf die Mensch- heit zukommen sah. Diese Hypothese ist strukturell ähnlich gebaut wie die erste, entwickelt indes einen genau spiegelverkehrten Verlauf. Im Zentrum der Kausalannahmen stehen hier wie dort Veränderungen in der Atmo- sphäre, in diesem Fall Aerosole, d. h. durch Industrie und Verkehr freige- setzte kleinste Partikel, die stark abkühlend wirken. Ähnlich wie bei der globalen Erwärmung führten auch in den Theorien zur globalen Abkühlung erfolgreich umgesetzte oder erwartbare Umwelt- schutzmaßnahmen zu neuen Überlegungen. Während im ersten Diskurs Klimaerzählung 2: Abkühlung durch Aerosole in der Atmosphäre
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
3:1
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
222
Kategorien
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