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Jochen Ostheimer | Den eigenen Untergang erzählen, um ihn zu verhindern
Einbettung in kulturelle Hintergrundannahmen sichtbar. In diesem Fall
spielen die Ursachen der Erwärmung keine Rolle, es kommt allein auf den
Nutzen an, wobei zuweilen gar die aktive Herbeiführung eines solchen po-
sitiven Zustands gefordert wird. Der anthropogene Klimawandel gilt als ein
Produkt und Zeichen des Fortschritts. Wissenschaft und Technik sind seine
Wegbereiter, was auch mit militärischen Bildern beschrieben wird. Anders
als in der ersten Version wird nicht der Klimawandel bekämpft, sondern
beispielsweise die Desertifikation.
Die Naturalisierung der Erderwärmung
Ein viertes Modell steht in Kontrast insbesondere zu den ersten beiden, in-
sofern die Ursache für die globale Umweltveränderung nicht in mensch-
lichen Handlungen, sondern in natürlichen Vorgängen gesehen wird (die
dritte Version übergeht weithin die Ursachenanalyse). Damit wird der Kli-
mawandel naturalisiert, jeglichem moralischen Diskurs über Schuld wird
der Boden entzogen.
Die Sonne ist ein aktiver Stern, es kommt immer wieder zu Strahlungsaus-
brüchen, die auch die Erde treffen und dabei die Telekommunikation stören
oder das Nordlicht hervorrufen. Solche Aktivitäten sind mit dem Erschei-
nen sog. Sonnenflecken verbunden, die in regelmäßigen Zyklen auftreten.
Hier ist auch die Ursache für die momentane Erderwärmung zu suchen, so
die Annahme. Dieses Modell wurde bereits Ende des 19. Jahrhunderts dis-
kutiert und findet sich ebenso in den Klimadiskussionen seit 1990 wieder.
Diese wissenschaftliche Hypothese wurde inzwischen widerlegt. Es lassen
sich zwar Veränderungen bei der solaren Strahlungskraft beobachten, sie
erklären indes nicht den messbaren Temperaturanstieg (vgl. IPCC 2013).
Gleichwohl dient sie weiterhin als strategisches Argument der Verharmlo-
sung des Klimawandels (vgl. etwa Vahrenholt/Lüning 2012 und die dazu-
gehörige Homepage www.diekaltesonne.de [16. Juni 2019]), was zur fünf-
ten gängigen Version im Klimadiskurs überführt.
Die Fiktion des Klimawandels
In dieser letzten Variante, die insbesondere in den USA und Australien ver-
treten wird, wird weniger eine wissenschaftlich fundierte Modellierung
Wirkfaktoren sind die großen Staub-
mengen, die von den Explosionen
der Atomwaffen in die Atmosphäre
geschleudert werden, und/oder
Rauch und Ruß infolge gewaltiger
Brände. Da die Ursache nicht in einer
durch die Industrialisierung bewirk-
ten Umweltveränderung, sondern
in einem atomaren Krieg liegt, wird
dieses Modell hier nicht weiter the-
matisiert. Klimaerzählung 4: Naturalisierung und Verharmlosung
Limina
Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
- Titel
- Limina
- Untertitel
- Grazer theologische Perspektiven
- Band
- 3:1
- Herausgeber
- Karl Franzens University Graz
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- Abmessungen
- 21.4 x 30.1 cm
- Seiten
- 222
- Kategorien
- Zeitschriften LIMINA - Grazer theologische Perspektiven