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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
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70 | www.limina-graz.eu Şenol Yaĝdı | Von der Bildungsferne zum Bildungsaufstieg lie, in hohen Bildungsaspirationen sowie im Bemühen, Kinder auf ihrem Bildungsweg bestmöglich zu fördern (vgl. Tepecik 2011, 40, 304). Auch für Raiser (2007, 181) spielt in Migrantenfamilien ein „migrationsspezifisches Kapital“ eine Rolle, das sich aus deren Erfahrungen, Werten und Familien- strukturen ergibt und dazu dient, den Kindern einen gesellschaftlichen Aufstieg zu ermöglichen. Tepecik verweist zudem auf das biographische Erfahrungswissen von Migran tenfamilien als Handlungsressource zur Bewältigung der Anforde- rungen im Bildungsaufstieg, wobei es von Bedeutung ist, in welchem Ver- hältnis die innerfamilialen Ressourcen zum sozialen Handlungskontext der Bildungsinstitutionen stehen (vgl. Tepecik 2011, 56). Diese biographi- schen Erfahrungen und dieses Hintergrundwissen beinhalten ein Trans- formationspotenzial, das „trotz einschränkender Strukturbedingungen Handlungsspielräume freisetzen kann“ (ebd., 55). Niehaus stellte fest, dass die Bildungsentscheidungen der Eltern eine wich- tige Rolle für den Bildungsaufstieg der Kinder spielen. Diese Entscheidun- gen haben eine positive Auswirkung auf die Bildungskarriere der Kinder, obwohl sie nicht über das notwendige kulturelle Kapital im Bourdieu’schen Sinn verfügen (vgl. Niehaus 2008, 137): „Eine hohe Bildungsambition der Eltern kann den Bildungserfolg der eigenen Kinder durch gezielte Fördermaßnahmen positiv beeinflussen. Dies kann zumindest für den schulischen Bildungsweg gelten. Bildungs- kompetente Erziehungsentscheidungen erscheinen in diesem Zusam- menhang als besonders zentral, eine hohe innerfamiliäre Ausstattung an kulturellen Ressourcen ist hierfür nicht zwingend Voraussetzung.“ (Niehaus 2008, 138) Zusammenfassend ist festzuhalten, dass das migrantenspezifische kul- turelle Kapital in vielen Migrantenfamilien nicht aus formalen Bildungs- abschlüssen besteht, sondern aus bestimmten Werten, Orientierungen und Aspirationen. Es äußert sich in einem hohen Stellenwert der Bildung und in daraus resultierenden hohen Bildungsaspirationen für die zweite Ge- neration, die sich sowohl in emotionaler Unterstützung und Motivation als auch in aktiver Unterstützung von Bildungsprozessen durch die Eltern ausdrücken können. Dabei zeigt sich, dass inkorporiertes kulturelles Kapi- Das migrantenspezifische kulturelle Kapital besteht nicht aus formalen Bildungsabschlüssen, sondern aus Werten, Orientierungen und Aspirationen.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
3:1
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
222
Kategorien
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