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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
Seite - 76 -
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76 | www.limina-graz.eu Şenol Yaĝdı | Von der Bildungsferne zum Bildungsaufstieg Erfahrungen, die im Lauf der biographischen Entwicklung zu be- wältigen sind und zur Ausbildung individueller Handlungsstrate- gien im Sinn eigener Bildungsaspirationen führen. Unter den El- tern bilden vor allem die Mütter hohe Bildungsansprüche für ihre Töchter aus, weshalb die Absolvierung einer höheren Bildung zum Ideal erhoben wird.11 ̟ Typ IV (eigenverantwortliche Bildungsplanung) ist gekennzeich- net durch einen hohen Grad an Selbstständigkeit und eigenver- antwortlichem Handeln, sodass inner- wie außerfamiliären Res- sourcen eine geringe Bedeutung zukommt. Idealistische Bildungs- aspirationen der Familie stellen dagegen einen wichtigen Faktor dar. Die Handlungsstrategien dieses Typs sind vorrangig geprägt durch eine starke intrinsische Bildungsmotivation, die ein selbst- ständiges Streben nach Bildungserfolg und die Heranziehung so- zialer Kontakte zur Folge hat. Insgesamt resultieren daraus äußerst günstige Ausgangsbedingungen eines Bildungsaufstiegs. Diese vier Typen zeigen, dass die gemeinsame Ausgangsbedingung eines bildungsfernen Elternhauses zu sehr unterschiedlichen Konstellationen von Bedingungen und Handlungsstrategien führen kann. Darauf wird im Folgenden näher eingegangen. Bildungsressourcen im Elternhaus Das Elternhaus übernimmt nicht bloß eine zentrale Rolle in der Sozialisa- tion, sondern es kann als wesentliche Ressource für den Bildungsaufstieg dienen. Da die Eltern der BildungsaufsteigerInnen jedoch ein niedriges for- males Bildungsniveau haben, sind sie zumeist nicht in der Lage, ihre Kin- der aktiv zu unterstützen. Die Migrationserfahrungen der Eltern, die in der Regel mit geringen Bil- dungsressourcen aus der Türkei nach Österreich gekommen sind und keine Möglichkeit hatten, eine höhere Bildung und bessere Berufschancen zu er- langen, lassen diese aber ein größeres Bewusstsein für den hohen Stellen- wert der Bildung entwickeln. Folglich zeichnen sich viele Eltern durch ide- alistische Bildungsaspirationen für ihre Kinder aus. Es konnte allerdings Die gemeinsame Ausgangsbedingung eines bildungsfernen Elternhauses kann zu sehr unterschiedlichen Handlungsstrategien führen. 11 Überraschenderweise sind die- sem Typus ausschließlich weibliche Bildungsaufsteigerinnen zugeord- net. Die spezifische Wechselwirkung zwischen Müttern und Töchtern hinsichtlich des Bildungsaufstiegs verweist auf einen unerfüllten Bil- dungswunsch der Mütter, den sie an die Töchter delegieren. In diesem Sinn kann die Migrationserfahrung der Mütter als eine förderliche Res- source unter den geänderten Bedin- gungen gedeutet werden.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
3:1
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
222
Kategorien
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