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Şenol Yaĝdı | Von der Bildungsferne zum Bildungsaufstieg
Die gegenseitige Unterstützung unter Geschwistern wird von den Eltern oft
gefordert. Einerseits können ältere bildungserfolgreiche Geschwister eine
Vorbildfunktion einnehmen und ihre jüngeren Geschwister motivieren.
Andererseits kann es aber auch zu innerfamiliärem Druck führen, falls von
den jüngeren Geschwistern verlangt wird, den Bildungserfolg ihrer älteren
Geschwister zu wiederholen:
„Meine Schwestern haben mit mir den ganzen Stoff durchgemacht […].
Zum Beispiel, meine Schwester hat in der Boku studiert. […] Deswegen
hat sie mir in Chemie sehr viel geholfen. […] Und die andere Schwester
hat mir zum Beispiel in Geographie und so weiter geholfen. Weil sie sich
einfach besser damit auseinandergesetzt hat in der Schule. Und Deutsch
zum Beispiel hat meine [dritte] Schwester… […] Hat sie mir geholfen, weil
sie sich einfach besser ausgekannt hat in der Familie. […] Sie hat immer
meinen Aufsatz kontrolliert zum Beispiel.“ (Neslihan, Z. 243–253)
Neben Geschwistern können weitere Verwandte (z. B. Tanten, Onkel, Cou-
sins bzw. Cousinen), die über eigene Bildungserfahrungen verfügen, zu
einem erfolgreichen Bildungsaufstieg beitragen. Zwar nannten einige der
interviewten Studierenden bildungsnahe Verwandte als Ressource, im Re-
gelfall scheint jedoch ein bildungsfernes Elternhaus an eine bildungsferne
Verwandtschaft geknüpft zu sein.
Außerfamiliäre Ressourcen und Freundeskreis
Falls das bildungsferne Elternhaus außerstande ist, den Schulerfolg der
Kinder zu fördern, ist es wichtig, dass die Eltern nicht auf sich allein ge-
stellt sind. Um die mangelhafte innerfamiliäre Ressourcenausstattung zu
kompensieren, haben sich außerfamiliäre Ressourcen wie private soziale
Kontakte (z. B. einheimische NachbarInnen), fördernde LehrerInnen oder
institutionelle Förderangebote als zentral herausgestellt (vgl. Yagdi 2019,
239).
Der Einfluss des Freundeskreises bzw. gleichaltriger Peers kann den Bil-
dungserfolg sowohl positiv als auch negativ beeinflussen. Mögliche nega-
tive Einflüsse führen die Studierenden meist nur aus der Außenperspektive
Bei mangelhafter innerfamiliärer Ressourcenausstattung sind private soziale
Kontakte, fördernde LehrerInnen oder institutionelle Förderangebote zentral.
Limina
Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
- Titel
- Limina
- Untertitel
- Grazer theologische Perspektiven
- Band
- 3:1
- Herausgeber
- Karl Franzens University Graz
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- Abmessungen
- 21.4 x 30.1 cm
- Seiten
- 222
- Kategorien
- Zeitschriften LIMINA - Grazer theologische Perspektiven