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Şenol Yaĝdı | Von der Bildungsferne zum Bildungsaufstieg
deln und sie in unterschiedlichen Kontexten zu verstehen versuchen, die
jedoch im Rahmen dieser Darstellung nicht berücksichtigt werden können
(vgl. dazu bspw. Korucu-Rieger 2014; Geisen 2014).
Zunächst wird anhand exemplarischer Passagen der Blick auf die eigenen
Identitätszuschreibungen der Zielgruppe gerichtet. Anschließend werden
die Kategorien der Tradition und der Religion behandelt.
Identität
Was die Identitätspositionierung und das kulturelle Zugehörigkeitsgefühl
betrifft, so stimmen beinahe alle der befragten Studierenden darin über-
ein, dass sie an sich selbst keine einfache herkunftsbasierte Identität fest-
machen können, sondern stattdessen mehrere Identitäten in sich vereinen,
die miteinander nicht in einem Widerspruch stehen müssen.
Die überwiegende Mehrheit der Studierenden betrachtet sich selbst als tür-
kische ÖsterreicherInnen bzw. ÖsterreicherInnen mit türkischen Wurzeln
oder sie hebt ihre bikulturelle türkisch-österreichische Identität hervor
(vgl. Aylin, Mehtap, Neslihan, Zeynep, Ahmet, Yasin, Zeki). An der Reflexi-
on Aylins zeigt sich beispielhaft, dass die Beantwortung der Identitätsfrage
nicht immer einfach ist:
„Was diese ganzen Identitätsfragen angeht, ich weiß auch nie, wie ich
darauf antworten soll. Ich würde mich als türkische Österreicherin, ich
würde das Türkische an mir nie weglassen. […] ich würde auch schon
immer, wenn mich jetzt wer fragt, wenn ich jetzt irgendwie im Ausland
bin und mich wer fragt, woher kommst du […] Ich glaube, ich würde
sagen aus Österreich, aber wenn sie mich dann fragen, die Frage wird
immer gestellt, du schaust aber sehr anders aus als Österreicher, dann
sag ich immer türkische Österreicherin. Ich, ich erwähne immer beides.
[…] Ich bin mittendrin und hab von beiden Sachen gelernt und nehme
mir das raus, was mir gefällt. Aber beides. Also Türkei und Österreich.“
(Aylin, Z.
394–406)
Die meisten Befragten betrachten Österreich als ihre Heimat. Hierbei be-
tonen einige, dass sie in der Türkei als Angehörige der zweiten Generation
tendenziell als AusländerInnen oder TouristInnen wahrgenommen wer-
Beinahe alle der befragten Studierenden können an sich selbst
keine einfache herkunftsbasierte Identität festmachen.
Limina
Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
- Titel
- Limina
- Untertitel
- Grazer theologische Perspektiven
- Band
- 3:1
- Herausgeber
- Karl Franzens University Graz
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- Abmessungen
- 21.4 x 30.1 cm
- Seiten
- 222
- Kategorien
- Zeitschriften LIMINA - Grazer theologische Perspektiven