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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
Seite - 89 -
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Seite - 89 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1

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89 | www.limina-graz.eu Şenol Yaĝdı | Von der Bildungsferne zum Bildungsaufstieg in unser Haus. Bei uns war es auch so, dass wenn Mädchen achtzehn werden, werden sie verheiratet oder das Thema kommt in das Haus. Bei uns war es auf jeden Fall nicht so. Meine Mutter hat keine Gäste akzep- tiert, die eigentlich eine Heirat oder so was im Sinn hatten. Und auch wenn Gäste dann doch gekommen sind, hat sie sie abgewiesen.“ (Ayse, Z.  424–438) Für viele Eltern hat eine religiöse Grunderziehung ihrer Kinder einen gro- ßen Stellenwert (vgl. Aylin, Ayse, Neslihan, Sinan, Zeki), in der praktizier- ten Religion gehen die Erziehungsmethoden jedoch deutlich auseinander: Manche Elternhäuser praktizieren den Islam nur oberflächlich (vgl. Aylin, Sultan), während andere Eltern sehr darauf achten, ihr Leben nach religiö- sen Normen zu gestalten (vgl. Ayse, Sinan, Zeki). Aus den Aussagen geht außerdem hervor, dass die meisten der Religion einen hohen Stellenwert für ihre Lebensführung einräumen (vgl. Aylin, Ayse, Mehtap, Neslihan, Zeynep, Ahmet, Sinan, Yasin, Zafer), wobei einige sich sogar noch stärker an der Religion orientieren als ihre Eltern: „Man hat mir schon erklärt im Kindesalter, es gibt einen Gott und wir glauben an diese Religion und, und, und. Und dann musste ich auch eine Moschee besuchen, hab die Basiskenntnisse gelernt. Eine Rolle hat es auf jeden Fall gespielt. Ich glaube aber, dass das wieder aus meinem Interes- se  … dass sich das einfach weiterentwickelt hat  … Meinen Eltern hätte es gereicht, wenn ich nur die Basiskenntnisse hab und mich auskenne und weiß, woran ich glaube. Das hätte ihnen gereicht, aber mir hat’s nicht gereicht. Und deshalb hab ich weitergelesen. Warum, warum und wieso machen wir das und wieso glauben wir an so was. Eine Rolle spielt’s für mich sehr, sehr, sehr. Also Religion, mein Glaube, gestaltet mein Leben. Aber für meine Eltern hätte es einfach gereicht, […] wenn sie ein gläubi- ges, kein praktizierendes, sondern ein gläubiges Mädchen hätten. Also in meiner Familie gibt es keine Praktizierenden. Fast keine. Vielleicht zwei Leute. Das war’s auch schon.“ (Aylin, Z.  371–382) Ähnliches berichtet Zeynep, deren religiöser Weg vor allem durch ihren Freundeskreis und weniger durch die eher mäßig religiös orientierte Fa- milie geprägt wurde (vgl. Zeynep, Z.  408–417). Dies verdeutlicht ihre Aus- sage, sie habe bereits während ihrer Schulzeit gerne ein Kopftuch getragen, ihre Mutter habe dies jedoch verhindert mit der Begründung, dass sie die- ses erst nach ihrer Heirat tragen solle (vgl. Zeynep, Z.  420–427). Unter den Befragten sticht Mustafa hervor, welcher der Religion nur wenig Bedeutung für seine Lebensführung einräumt, wobei er bei moralischen Überlegungen dennoch darauf zurückgreift:
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
3:1
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
222
Kategorien
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