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Edith Petschnigg | Generationen im jüdisch-christlichen Dialog seit 1945
mus entscheidungsfähige Erwachsene waren (oder, so möchte ich ergän-
zen, zumindest als Jugendliche alt genug waren, um bewusste Erinnerun-
gen an diese Jahre zu haben und vor 1933 geboren wurden), weiters unter
der zweiten Generation diejenigen, die entweder noch in der NS-Zeit oder
in den Nachkriegsjahren zur Welt kamen, und unter der dritten Generation
diejenige Personengruppe, die sich als die Enkelgeneration der Kriegsge-
neration fassen lässt (vgl. Reck 2018, 68). Hinzufügen möchte ich diesem
klassischen Drei-Generationen-Schema eine vierte Generation und damit
all jene zu fassen versuchen, die heute Jugendliche oder junge Erwachsene
sind und als Urenkelgeneration im Bezug auf die erste Generation gesehen
werden können.
Die folgenden Ausführungen stützen sich auf die Ergebnisse meiner Dis-
sertation, die im Rahmen eines durch den Österreichischen Wissenschafts-
fonds (FWF) geförderten Einzelforschungsprojektes in den Jahren von
2012 bis 2015 an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Karl-Fran-
zens-Universität Graz entstand (vgl. Petschnigg 2018).1 Im Zentrum mei-
ner Untersuchung standen jüdisch-christliche Basisgruppen, die einander
niederschwellig begegnen. Exemplarisch wurden vier Dialoginitiativen in
Deutschland und Österreich mit jahrzehntelanger Tradition erforscht, wo-
bei zwei dieser Initiativen bereits der Geschichte angehören (vgl. zum fol-
genden Überblick auch Petschnigg 2017):
̟ die Jüdisch-Christliche Bibelwoche in Bendorf am Rhein (1969–2003)
bzw. in Georgsmarienhütte (seit 2004): Die Jüdisch-Christliche Bi-
belwoche von Bendorf am Rhein ist die Pionierinitiative der jüdisch-
christlichen Begegnung im Deutschland der Nachkriegszeit (vgl.
Koeppler 2010). Im Zentrum der 1969 von der Leiterin des Hedwig-
Dransfeld-Hauses Anneliese Debray und britischen Rabbinatsstu-
denten, darunter der spätere Bibelwissenschaftler und Direktor des
Londoner Leo-Baeck-Colleges Jonathan Magonet, gegründeten In-
itiative stand und steht das gemeinsame Studium der Hebräischen
Bibel, deren Bücher im Sinne einer lectio continua gelesen werden.
Nach der Schließung des Veranstaltungsortes Hedwig-Dransfeld-
Haus fand die Dialogveranstaltung im Jahr 2004 in der Bildungs-
stätte Haus Ohrbeck in Georgsmarienhütte bei Osnabrück eine neue
Heimat.
1 Das FWF-Projekt „Die Rolle der
Hebräischen Bibel im ‚jüdisch-
christlichen‘ Dialog in Deutschland
und Österreich nach 1945“ war
unter der Leitung von Univ.-Prof.
Dr. Dr. h. c. Irmtraud Fischer von
Oktober 2012 bis September 2015
am Institut für Alttestamentliche
Bibelwissenschaft der Karl-Fran-
zens-Universität Graz angesiedelt.
Jüdisch-christliche Basisgruppen, die einander niederschwellig begegnen
Limina
Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
- Titel
- Limina
- Untertitel
- Grazer theologische Perspektiven
- Band
- 3:1
- Herausgeber
- Karl Franzens University Graz
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- Abmessungen
- 21.4 x 30.1 cm
- Seiten
- 222
- Kategorien
- Zeitschriften LIMINA - Grazer theologische Perspektiven