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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
Seite - 149 -
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149 | www.limina-graz.eu Martina Schmidhuber | Mehr-Generationen-Wohnen als Zukunftsmodell Demgegenüber ist die zweitgenannte Form des Allein-Wohnens häufig deshalb entstanden, weil der Partner verstorben ist. Dies betrifft mehr Frauen als Männer, weil die Lebenserwartung der Frauen höher ist als die der Männer (vgl. Statistik Austria 2019). Das Haus, in dem meist drei Generationen unter einem Dach lebten, hat scheinbar ausgedient, auch wenn diese Idee in Einzelfällen immer wieder reaktiviert wird (vgl. mein-leben.at 2019). Die Globalisierung des Arbeits- marktes und die damit häufig geforderte berufliche Mobilität lässt Fami- lien vielmehr auf der ganzen Welt zerstreut leben, sodass ein Familienzu- sammenhalt im Alltag zwischen den Generationen immer seltener denkbar ist (vgl. aus der umfangreichen Literatur dazu z. B. Schönduwe 2017). Auch wenn das Mehr-Generationen-Haus, in dem man mit gegenseitiger Unterstützung und Hilfe zwischen den Generationen rechnen durfte und in dem man nie allein geschweige denn einsam war, Vorteile mit sich brachte, hatte es auch seine Kehrseite: Vor allem Frauen waren häufig einer starken Belastung ausgesetzt, denn sie fanden sich nicht selten in einer so genann- ten „Sandwich-Situation“ wieder (vgl. Borchers 1997). Die Pflege der El- tern oder Schwiegereltern auf der einen Seite und die Betreuung der Kinder auf der anderen Seite erlaubten wenig Freiraum für die eigenen Bedürfnisse (vgl. dazu auch Madörin 2013). Wenig Wertschätzung und Anerkennung für diese unbezahlte Tätigkeit zu erhalten, empfinden auch gegenwärtig viele Frauen, die Fürsorgearbeit innerhalb der Familie leisten, als belastend und ungerecht (vgl. Kruse 2017, 363–365). Zudem kann eine Konfliktsituati- on entstehen, in der sich die Fürsorgenden zwischen den Stühlen, nämlich zwischen ihren Kindern und den pflegebedürftigen Eltern/Schwiegerel- tern, sehen, weil sie das Gefühl haben, sich um keine der unterstützungs- bedürftigen Personen angemessen kümmern zu können (vgl. Kruse 2017, 363–365). Richtet man gegenwärtig den Blick in Haushalten auf Fürsorge- und Pflege arbeit, so zeigt sich, dass es nach wie vor in erster Linie Frauen sind, die diese leisten. In Österreich sind 80  Prozent der pflegenden Angehörigen Frauen (vgl. Pochobradsky et al. 2005). Viele Frauen in dieser Sandwich- Situation können aufgrund der familiären Aus- und Belastung keiner Er- werbsarbeit nachgehen, was aufgrund geringer Versicherungszeiten zu Altersarmut führen kann. Darüber hinaus fühlen sie sich häufig sozial iso- Nach wie vor sind es in erster Linie Frauen, die in Haushalten die Fürsorge- und Pflegearbeit leisten.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
3:1
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
222
Kategorien
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