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Martina Schmidhuber | Mehr-Generationen-Wohnen als Zukunftsmodell
Inzwischen gibt es eine Reihe von Wohnprojekten, die es sich zum Ziel
setzen, mehrere Generationen wieder unter einem Dach zu vereinen, um
Vereinsamung zu vermeiden (vgl. www.brot-pressbaum.at; www.gemein-
samwohnen.at/links [10. Sept. 2019]), ganz im Geiste der Gesinnungsge-
meinschaft, wie es das Ökotopische Zentrum seit Jahrzehnten vorlebt. Im
Leitbild der Gemeinschaft b.r.o.t. pressbaum (begegnen/reden/offen sein/tei-
len) wird über das Gemeinschaftliche zwischen den Generationen hinaus
auch die Offenheit gegenüber verschiedenen Kulturen betont. Ebenso wird
die „gegenseitige Unterstützung in Krisenzeiten“ explizit im Leitbild er-
wähnt (b.r.o.t. 2015).
Das Mehr-Generationen-Wohnen möchte dem Bedürfnis der Senioren
entgegenkommen, nicht nur unter sich, ergo unter Menschen im ähnlichen
Alter in einer Wohngemeinschaft oder im Heim zu leben. Ältere Menschen
wohnen im Rahmen dieser Mehr-Generationen-Projekte in familienähn-
lichen Situationen oder in Wohnanlagen, in denen der Nachbarschafts-
gedanke groß geschrieben wird (vgl. www.gesundheit.gv.at/leben/altern/
wohnen-im-alter/mehr-generationen-wohnen [10. Sept. 2019]).
Der Nachbarschaftsgedanke kommt nicht nur den älteren Menschen zugu-
te, wenn sie Unterstützung suchen, sondern auch den Familien, wenn sie
Betreuung für ihre Kinder brauchen. Das entspricht der von Otfried Höf-
fe postulierten Tauschgerechtigkeit, die er im Rahmen seiner gerontolo-
gischen Ethik postuliert. Die Idee ist, dass ältere Menschen den jüngeren
helfen können, z. B. mittels Kinderbetreuung. Umgekehrt hilft es dem älte-
ren Menschen möglicherweise, wenn er seine Lebensmitteleinkäufe nicht
selbst erledigen muss. Dadurch kommt es zu einem distributiv-kollektiven
Vorteil (vgl. Höffe 2012). Auf der Homepage des Mehr-Generationen-Woh-
nens wird jedoch mit Blick auf das hohe Bedürfnis nach Individualisierung
vieler Menschen gewarnt: „Nicht jeder Mensch eignet sich allerdings für
generationenübergreifendes Wohnen. Wer besonderen Wert auf Ruhe legt
oder sich durch spielende Kinder belästigt fühlt, ist in seinem Ein-Perso-
nen-Haushalt besser aufgehoben.“ (www.gesundheit.gv.at/leben/altern/
wohnen-im-alter/mehr-generationen-wohnen [10. Sept. 2019])
Wo hat nun die exemplarisch erwähnte Gruppe von Menschen mit Demenz
Platz? Die Suche nach konkreten Wohnprojekten, in die Menschen mit
Demenz integriert werden, bleibt vergeblich. Das mag daran liegen, dass
Wohnprojekte, die mehrere Generationen
wieder unter einem Dach vereinen wollen
Limina
Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
- Titel
- Limina
- Untertitel
- Grazer theologische Perspektiven
- Band
- 3:1
- Herausgeber
- Karl Franzens University Graz
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- Abmessungen
- 21.4 x 30.1 cm
- Seiten
- 222
- Kategorien
- Zeitschriften LIMINA - Grazer theologische Perspektiven