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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
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161 | www.limina-graz.eu Martina Schmidhuber | Mehr-Generationen-Wohnen als Zukunftsmodell Gronemeyer geht – wie so oft – noch einen Schritt weiter: Er plädiert für eine Umgestaltung der Gesellschaft, für eine Entschleunigung, weil viele Menschen den Lebensumständen in der aktuellen Geschwindigkeit nicht mehr gewachsen sind. Anstatt die überforderten Menschen mit Burn-out, ADHS und Demenz gesellschaftlich zu marginalisieren und ihnen Medika- mente zu verabreichen, wäre seines Erachtens „auch ein anderer Weg denkbar, nämlich dass wir uns die Gescheiterten zum Vorbild nehmen. Sie machen uns ja darauf aufmerksam, dass unsere Lebenswelt in der Familie, in der Arbeit, im Alltag unerträglich zu wer- den beginnt. Wäre es möglich die Perspektive umzudrehen? Was wäre, wenn wir die unruhigen Kinder, die kranken Berufstätigen und die ver- wirrten Alten gewissermaßen als die Sensoren wahrnehmen, welche die Entwicklungsrichtung der Gesellschaft in Frage stellen?“ (Gronemeyer 2013, 251-252) Dies würde allerdings ein komplettes Umdenken erfordern, von dem wir noch weit entfernt sind. Geht der Gedanke und die Umsetzung jedoch wie- der mehr in Richtung Gemeinschaft und Unterstützung, ist für den Anfang bereits viel erreicht. Ausblick: Zwischen Gemeinschaft und Für-sich-Sein Die Vereinzelung und Vereinsamung sowohl jüngerer als auch älterer Men- schen macht letztlich krank, wie Studien belegen (vgl. z. B. Spitzer 2018). Das sollte Anlass genug sein, wieder mehr in Gemeinschaft zu denken und Fürsorge als wichtigen Aspekt einer guten Gesellschaft in den Blick zu nehmen. Die vorgestellten Modelle implizieren ein gemeinsames Leben in Wohnanlagen und Wohngemeinschaften von mehreren Generationen, die sich gegenseitig bei Bedarf und insbesondere in vulnerablen Situationen unterstützen. Die Fürsorgearbeit wird gerecht aufgeteilt und liegt nicht bei einer einzelnen Person. Das Gemeinsame wird zum Selbstverständlichen. Daneben muss dennoch Raum für das Eigene und für individuelle Freiheit bleiben, weil auch das Teil des guten Lebens ist. Um diese Projekte zu fördern und zu forcieren, ist der Staat in der Pflicht. Denn, so auch Martha Nussbaum, es ist Aufgabe des Staates, Bedingungen für ein gutes Leben seiner Bürgerinnen und Bürger zu schaffen. Das norwe- Von einem kompletten Umdenken sind wir noch weit entfernt.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
3:1
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
222
Kategorien
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