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Anna-Christina Kainradl und Ulla Kriebernegg | „They say we messed it up. Killing the planet ...“
zieht (Schotland 2013, 161), ebenso wie Atwoods Text als Satire zu lesen.
Die gnadenlose Tötung alter Menschen in „Torching the Dusties“ treibt
den Clash of Generations auf noch radikalere Art und Weise auf die Spitze als
The Old Law, das letztendlich die Alten doch verschont. Dennoch findet die
Diskussion des intergenerationellen Konflikts in beiden Werken Ausdruck.
Während „Torching the Dusties“ Gerontozid diskursiv normalisiert, wird
in The Old Law die Fragestellung, ob und unter welchen Umständen Geron-
tozid gerechtfertigt sein könnte, anhand zweier Antagonisten behandelt,
von denen einer als Befürworter einer utilitaristischen Denkweise, der an-
dere als Befürworter dessen, was heute als Care-Ethik gelten kann, dar-
gestellt wird (Schotland 2013, 171–172). Während Ersterer sich der Logik
des größten Vorteils für die größte Gruppe verschreibt, betont Zweiterer die
persönliche Verbundenheit und die Notwendigkeit der Sorge für diejeni-
gen, die sorgebedürftig sind (ebda.).
Auch in der auf Middletons Stück basierenden Satire The Fixed Period (1882)
von Anthony Trollope werden die Alten als parasitäre Ressourcenver-
schwenderInnen dargestellt und müssen daher mit genau 67,5 Jahren – die
„fixed period“ – ihr Leben zugunsten der Jüngeren lassen. Trollopes Pro-
tagonist, der Präsident der fiktionalen Insel Britannula, beruft sich dabei
auf die Statistik:
„Statistics have told us that the sufficient sustenance of an old man is
more costly than the feeding of a young one, – as is also the care, nour-
ishment, and education of the as yet unprofitable child. Statistics also
have told us that the unprofitable young and the no less unprofitable old
form a third of the population. Let the reader think of the burden with
which the labour of the world is thus saddled. […] But for whose good are
the old and effete to be maintained?“ (Trollope 2008 [1882], 10–11)
Während die Satire in Werken wie The Old Law oder The Fixed Period heut-
zutage augenscheinlich ist, war dies im Laufe der Entwicklung medizini-
scher Diskurse über das Alter im frühen 20. Jahrhundert nicht so, wie Heike
Hartung anhand ihrer Diskussion von G. Stanley Halls Senescence (1922)
zeigt (Hartung 2013a, 218). Der berühmte amerikanische Psychologe Hall,
so Hartung, behandle das „Fixed Period law“ nicht als Satire, sondern ziehe
Euthanasie tatsächlich als Lösung für die Probleme des Alters in Erwägung:
Medizinische Diskurse im frühen 20. Jahrhundert
ziehen Euthanasie als Lösung in Erwägung.
Limina
Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
- Titel
- Limina
- Untertitel
- Grazer theologische Perspektiven
- Band
- 3:1
- Herausgeber
- Karl Franzens University Graz
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- Abmessungen
- 21.4 x 30.1 cm
- Seiten
- 222
- Kategorien
- Zeitschriften LIMINA - Grazer theologische Perspektiven