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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
Seite - 184 -
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184 | www.limina-graz.eu Anna-Christina Kainradl und Ulla Kriebernegg | „They say we messed it up. Killing the planet ...“ ist oder nur „un-faire“ Emissionen und ob daher nur übermäßiger Ausstoß als moralisch verwerfliches Verhalten angenommen werden kann. Beson- ders im Fall der Treibhausgasemissionen ist es unklar, ob die Emissionen überhaupt vollkommen vermeidbar wären (Baatz 2013, 94). Die Diskussion über Bewertung, Fairness und Angemessenheit von vergangenem Res- sourcenverbrauch sowie Emissionenausstoß steht in engem Zusammen- hang mit Überlegungen zu den Lebensvoraussetzungen, die für zukünftige Generationen zu erwarten beziehungsweise zu verlangen sind. Um einzelnen TäterInnen moralische Schuld nachweisen zu können, wäre es nötig, ein gewisses Maß an Wissen um die Schädlichkeit des entspre- chenden Verhaltens zumindest in weiten Kreisen der Gesellschaft voraus- setzen zu können (Ott/Baatz 2016, 236). Einen ersten Grad an Bekanntheit erreichte die Notwendigkeit des Umweltschutzes mit der Veröffentlichung von The Limits to Growth des Club of Rome am St. Gallen Symposium 1972 (Meadows et al. 1972). Für die Verursachung der Treibhausgasemissionen und deren klimaschädliche Konsequenzen lassen sich ab den 1970er-Jah- ren ausreichend wissenschaftlich gestützte und verbreitete Modellierun- gen nachweisen, sodass sich erst ab diesem Zeitpunkt nicht mehr von einer entschuldbaren Unwissenheit sprechen lässt. Spätestens mit dem ersten IPCC-Bericht aus dem Jahr 1990 (Houghton/Jenkins/Ephraums 1990) set- zen die meisten AutorInnen ein derartiges Wissen für eine breitere Öffent- lichkeit als gegeben voraus (Roser/Seidel 2015, 98–99). Geht man nun von der berechtigten Annahme aus, dass ein Wissen um die Schädlichkeit bestimmter Verhaltensweisen für frühere Generationen nachweisbar ist, deutet sich für die Anwendung kompensatorischer Ge- rechtigkeit im Kontext der Klimaethik eine weitere Differenz im Vergleich zu anderen Fällen historischen Unrechts, beispielsweise in Sklaverei oder Genoziden, an. Dieser Unterschied bezieht sich auf die relevante Zielgrup- pe in Vergangenheit und Gegenwart. Historisches Unrecht wurde etwa im Fall der Sklaverei von in der Vergangenheit lebenden Mitgliedern einer Ge- meinschaft an anderen Mitgliedern dieser Gemeinschaft verübt, während im Fall der Klimaethik eine zeitliche und räumliche Verschiebung statt- findet (Ott/Baatz 2016, 232): Das Verhalten von Mitgliedern einer Gemein- schaft in der Vergangenheit hat Auswirkungen auf gegenwärtige Mitglie- der dieser und anderer Gemeinschaften – allerdings mit der Besonderheit, dass die relevanten Taten zu einem großen Teil in der Vergangenheit verübt wurden, deren negative Wirkungen jedoch erst in der Gegenwart einsetzen.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
3:1
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
222
Kategorien
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