Seite - 196 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
Bild der Seite - 196 -
Text der Seite - 196 -
196 | www.limina-graz.eu
Roberta Maierhofer | „Clash of Generations“ oder gelebte Intergenerationalität: Visages Villages (FR 2017)
am Rande der Gesellschaft vegetierend und ohne Hoffnung auf Erlösung
zeichnet. Daher sind nicht nur die einseitigen negativen Darstellungen des
Alters und die einseitig positiven der Jugend in den kulturellen Repräsen-
tationen einer Kritik zu unterziehen, sondern es ist auch deren starke Be-
achtung durch die Kulturwissenschaft zu hinterfragen. Denn gerade auch
Werke, die das Intergenerationale als Thema ansprechen, zeigen – ent-
gegen vorgefasster Meinungen – auch Beispiele, die durch ein gelingendes
Zusammenleben und -wirken der Generationen zu hoffnungsvollen Vor-
stellungen von Alter und Jugend beitragen. Der von Kulturwissenschaft-
lerInnen nicht selten gezeigte Eifer, in ihren Arbeiten beinahe missio-
narisch die negativen Darstellungen des Alters/Alterns zu bekämpfen,
blockiert die wünschenswerte Erweiterung der kulturwissenschaftlichen
Sicht auf die Thematik und zeugt von einer für die Adäquatheit der Heran-
gehensweise hinderlichen Verengung auf einen von Thomas R. Cole ange-
sprochenen moralisch-ideologischen Zugang zu Altern/Alter und dessen
kulturellen Repräsentationen.
Die Sichtbarmachung des subversiven Potentials der Kunst
Da eine dem Thema „Alter“ gerecht werdende kulturwissenschaftliche
Adäquatheit von Seiten der „Texte“ und von Seiten der Interpretationen
abzuleiten ist, erfordern die kulturellen Repräsentationen, die an Chan-
cen des Alters zu denken erlauben, einen offeneren Zugang, der auch die
Widerständigkeit gegen den kulturellen und sozialen Mainstream wahr-
nimmt. Diese Korrektur der kulturwissenschaftlichen Perspektive auf das
Thema „Alter“ setzt auch eine Kritik an der bisherigen Sichtweise voraus.
Dazu ist die Bereitschaft der Kulturwissenschaften erforderlich, gewohnte
und für gültig gehaltene Positionen auf deren implizite Ideologie und deren
mehrdeutige Ausgangspunkte hin zu befragen und als unter bestimmten
Annahmen getroffene Auswahl zu sehen.
Mit der Rückbesinnung auf den „Anfang“ und mit der Reflexion über die
damals erfolgte Entscheidung rückt die Ambivalenz der für dominant ge-
haltenen Standpunkte ins Blickfeld. So ist dem Mainstream, der Konventi-
on ein Gegenentwurf zur Seite zu stellen, der diese häufig gewählte pessi-
mistische Darstellung subversiv durch eine wertschätzende unterläuft und
Die Ambivalenz der für dominant gehaltenen Standpunkte
Limina
Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
- Titel
- Limina
- Untertitel
- Grazer theologische Perspektiven
- Band
- 3:1
- Herausgeber
- Karl Franzens University Graz
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- Abmessungen
- 21.4 x 30.1 cm
- Seiten
- 222
- Kategorien
- Zeitschriften LIMINA - Grazer theologische Perspektiven