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Roberta Maierhofer | „Clash of Generations“ oder gelebte Intergenerationalität: Visages Villages (FR 2017)
turwissenschaften legen demnach nicht nur die formale Verfasstheit der
Repräsentationen, sondern zugleich auch die existentielle Ausgangssitu-
ation des „Erzählens“ frei – die Schaffung einer kulturell wirksamen Au-
thentizität, eines als Individuum gedachten Lebenskontinuums. Wie schon
vom Feminismus in Bezug auf das Geschlecht demonstriert, eröffnet die
Analyse der Dimensionen kultureller Repräsentationen auch in Bezug auf
Alter/n einen neuen Blick, durch den Alter ebenso wie Geschlecht als rele-
vante Kategorie eines authentischen Lebenskontinuums wahrgenommen
wird.
Die intergenerationale Kategorie Alter/Altern
Durch die gängige kulturelle Festlegung von Alter als das Andere von Ju-
gend werden nicht nur die Unterschiede gegenüber den Zusammenhängen
hervorgehoben, sondern auch Anhaltspunkte fĂĽr Ausgrenzung und Diskri-
minierung erzeugt, die eine gesellschaftliche Teilhabe von als „alt“ ein-
geschätzten Personen erschweren und so der Gesellschaft einen Verlust
zufĂĽgen. Hingegen etabliert das gemeinsame Gestalten des Lebens im Hier
und Jetzt, wie es im Zusammenleben der Generationen stattfindet, eine
Gesamtheit, die für die „Erzählungen“ aller Generationen Bezug und Re-
levanz schafft.
Diese Intergenerationalität bringt ein Sehen und Transparent-Machen des
„Anderen“ in den eigenen „Erzählungen“ mit sich. Dabei geht es nicht um
eine ästhetisch-moralische Disziplinierung der narrativ geschaffenen Bil-
der, sondern um eine Offenlegung der darin miterzeugten WidersprĂĽch-
lichkeiten, Ambivalenzen.
Wenn die vorgenommene Integration, die jedoch auf einer vorhandenen
Abgrenzung zum Beispiel von Jugend und Alter basiert, als Gestaltung de-
konstruiert oder wenn sozial Ausgeblendetes von der individuell motivier-
ten Erzählung aufgegriffen wird, dann erlangen die manifestierten Zu-
schreibungen Aufmerksamkeit und können Gegenstand der Ausverhand-
lung werden. Zeigt etwa eine Werbung surfende „junge Alte“, kommt nicht
nur eine vordergründige Beschönigung des Alters, sondern auch eine Sehn-
sucht und ein Verlangen nach Lebendigkeit zum Ausdruck. Ob eine solche
Intergenerationalität bringt ein Sehen und Transparent-Machen
des „Anderen“ in den eigenen „Erzählungen“ mit sich.
Limina
Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
- Titel
- Limina
- Untertitel
- Grazer theologische Perspektiven
- Band
- 3:1
- Herausgeber
- Karl Franzens University Graz
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- Abmessungen
- 21.4 x 30.1 cm
- Seiten
- 222
- Kategorien
- Zeitschriften LIMINA - Grazer theologische Perspektiven