Seite - 208 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1

208 | www.limina-graz.eu Roberta Maierhofer | „Clash of Generations“ oder gelebte Intergenerationalität: Visages Villages (FR 2017) dadurch der (Mehr)Dimensionalität menschlicher Erfahrung und Erinne- rung gerecht zu werden: Das Foto hält das Leben als einzigartige, erinnerte „Örtlichkeit“ fest, kann dies nur beim Verlust der Zeitdimension schaffen, der Film erfasst das Leben als wiederholbare, erinnerte „Zeitlichkeit“ und muss auf die Raumdimension verzichten. Visages Villages bringt Ort und Zeit in eine Verbundenheit, die jedoch nur im Rahmen des Kunstwerkes gelingt. Denn das tatsächliche Projekt und damit die gemeinsame Reise von Varda und JR endeten und bleiben nur in den individuellen Erinnerungen der Be- teiligten und in den kollektiven des Publikums (der Gesellschaft) erhalten. Zeitlichkeit als existentielle Herausforderungen So wie das Kunstwerk eine gegenständliche Gestaltung des „Notfalls der Inspiration“ ausmacht, so geht auch die Bestimmung des Alterns/Alters aus einer individuell-sozialen Gestaltung menschlicher Erfahrung von Zeitlichkeit hervor. Im Film tritt diese Erfahrung als die spontane, ereig- nishafte Begegnung mit den Menschen an verschiedenen Orten in Erschei- nung, die künstlerische Gestaltung der Ereignisse als Gesichter wird auf deren materiell-existentiellen „Grundierungen“ – etwa wenn die Ehe- frauen der Lastwagenfahrer auf den Containern sitzen oder das Bild des Bauern eine ganze Stadel-Front bedeckt – dargestellt. Das Bild des Bauern bedeckt eine ganze Stadel-Front. Filmstill, Visages Villages (Agnès Varda, FR 2017), 17:43